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Metastrongylose (Schwein)

Synonym: Metastrongylus-Infektion des Schweines

1. Definition

Als Metastrongylose des Schweines bezeichnet man eine parasitär bedingte Erkrankung beim Schwein - verursacht durch Metastrongylus-Arten.

2. Erreger

Die Metastrongylose wird beim Schwein durch verschiedene Metastrongylus-Arten ausgelöst:

Erreger: Männchen: Weibchen:
Metastrongylus apri 15 - 26 mm, kleine Bursa, Spicula 3,9 bis 5,5 mm, hakenförmiges Ende 35 - 44 mm, Vulva nahe Anus
Metastrongylus pudendotectus 16 - 18 mm, Spicula 1,2 - 1,6 mm, ankerförmiges Ende 22 - 35 mm, Kutikulaschwellung im Vulvabereich
Metastrongylus salmi 14 - 17 mm, Spicula 2,1 - 2,4 mm, hakenförmig gebogenes Ende 30 - 45 mm, Vulva deutlich vor Anus
Metastrongylus confusus 14 - 17 mm, Spicula 2,5 - 3,1 mm Vagina 0,9 - 1,8 mm, prävulväre Schwellung

Die Eier sind vom Magen-Darm-Strongyliden-Typ und 55 bis 61 x 45 bis 50 µm groß. Sie sind ovoid bis kugelig, dickschalig (runzelig, klebrig) und enthalten bereits eine Larve (L1).

3. Vorkommen

Metastrongylus-Arten befallen bevorzugt Wildschweine. Beim Hausschwein kommen Infektionen nur bei Weidehaltung vor. Man geht davon aus, dass die Verbreitung weltweit ist. Metastrongylus apri zeigt die höchste Befallsrate (bis zu 85 %).

4. Entwicklung

Metastrongylus folgt einem heteroxenen Lebenszyklus, der über verschiedene Regenwurmarten als Zwischenwirte abläuft. Die adulten Stadien parasitieren in den Bronchien und Bronchiolen. Die Weibchen legen dort ihre Eier ab, die dann mit dem Flimmerstrom in den Pharynx gelangen. Anschließend werden sie abgeschluckt, passieren den Magen-Darm-Trakt und gelangen über den Kot in die Umwelt.

Die ausgeschiedenen Eier enthalten bereits voll ausgebildete Erstlarven (L1). Auf diese Weise werden entweder die larvenhaltigen Eier oder bereits geschlüpfte Erstlarven von Regenwürmern aufgenommen. In den Zwischenwirten häuten sich die Parasiten zwei mal, sodass nach 2 bis 4 Wochen infektionsfähige Drittlarven (L3) entstehen.

Indem Schweine larvenhaltige Regenwürmer per os aufnehmen, gelangen diese in den Dünndarm. Dort angekommen durchdringen sie die Darmwand, um über die Lymphe in die mesenterialen Lymphknoten zu gelangen. Im Lymphknoten findet die dritte und vierte Häutung statt. Über den Ductus thoracicus gelangen die Larven in das rechte Herz, in die Arteria pulmonalis und anschließend in die luftführenden Wege.

Der rechte Lungenflügel ist meist verhältnismäßig stärker befallen als der linke. Die Präpatenz beträgt etwa 28 bis 32 Tage.

5. Epidemiologie

Metastrongylus-Eier sind äußerst widerstandsfähig. Im Freien können sie bis zu 380 Tage problemlos überleben. Auch bei Frost (-20 °C) kommen sie gut zurecht. Larven, die aus den Eier schlüpfen, sind in feuchter Umgebung bis zu 3 Monate lebensfähig. Werden sie von Regenwürmer aufgenommen, können sie mehrere Jahre überleben.

Die Eiausscheidung ist 5 bis 9 Wochen p.i. am höchsten und nimmt nach 7 Monaten p.i. drastisch ab, sodass nur noch wenige Eier zu finden sind. Die Abnahme der Wurmbürde im Zuge einer normalen Infektion wird einer zunehmenden Immunität zugesprochen. Die höchste Befallsrate weisen 4 bis 6 Monate alte Tiere auf, sodass Schweine die älter als ein Jahr sind nur noch selten mit Metastrongylus-Arten befallen sind.

Aufgrund ihres Lebenszyklus treten die Lugenwürmer v.a. dort auf, wo die Haltungsformen einen Aufenthalt der Schweine im Freien gewährleisten.

6. Pathogenese

Ein starker Befall führt (aufgrund des Eindringens der Larven) zu Entzündungen der Darmschleimhaut sowie Schwellungen der Mesenteriallymphknoten. Pathogenetisch sind jedoch nur die Lungenveränderungen bedeutsam. Indem Larven aus dem Kapillargebiet in die Alveolen auswandern und dabei die Alveolen durchbohren, entstehen multiple Blutungen.

Geschlechtsreife Würmer parasitieren in den mittleren und kleineren Bronchien - v.a. in den Zwerchfelllappen. Dort verursachen sie eine chronische Entzündung der Bronchien mit der Bildung lobulärer emphysematischer und verfestigter Herde. Durch die Bronchitis werden Ansiedlungen von Sekundärerregern (Bakterien, Viren) begünstigt, wodurch tödlich verlaufende Pneumonien entstehen können.

7. Klinik

Die ersten klinischen Anzeichen treten etwa 10 Tage p.i. auf. Mit der Lungenbesiedlung beginnen die Tiere zu husten, v.a. während Bewegungsvorgängen. Die Atmung ist erschwert (Dyspnoe) und beschleunigt (Tachypnoe). Die Futteraufnahme ist deutlich verringert, es kommt zu Abmagerung, Wachstumsstörungen und Kümmern.

Schwere Krankheitsverläufe werden nur bei einem Massenbefall, ganz jungen Tieren oder bei älteren, immungeschwächten Tieren beobachtet.

8. Diagnose

Eine Diagnose wird mittels Nachweis der ovoid-kugeligen Eier im Kot gestellt. Da die Eiausscheidung nur zwischen der 5. und 9 Woche p.i. stark ist, sollte entweder eine Kotkultur angelegt oder ein serologischer Test durchgeführt werden.

9. Therapie

Die Metastrongylose kann mit verschiedenen Anthelmintika behandelt werden: Levamisol, Fenbendazol, Flubendazol, Ivermectin und Doramectin. Febantel in höherer Dosis (1 x 20 mg/kgKG p.o.) erwies sich ebenfalls als wirksam.

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

10. Literatur

  • Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005

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Mag. med. vet. Patrick Messner
Tierarzt | Tierärztin
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