Magenüberladung (Kaninchen)
Synonym: Magendilatation
Definition
Als Magenüberladung bezeichnet man einen massiv mit Futterbestandteilen und oftmals auch Gas gefüllten Magen beim Kaninchen. Die Erkrankung ist aufgrund des progressiven Verlaufs als Notfall einzustufen.
Ätiologie
Magenüberladungen entstehen durch die Aufnahme großer Mengen an Trockenfutter bzw. Grünfutter sowie sekundär infolge anderer Erkrankungen (z.B. Zahnerkrankungen).
Pathogenese
Durch hastiges und gieriges Fressen sammeln sich große Mengen an Grünfutter im Magen an. Infolgedessen ist die Magenentleerung in den Dünndarm gestört und das angesammelte Futter wird durch Mikroorganismen inadäquat verdaut. Während der Aufspaltung der Pflanzenbestandteile entstehen Gase, die sich ebenfalls im Magen ansammeln und das klinische Bild drastisch verschlimmern.
Zusätzlich können Bezoare zu einer Störung der Magen-Darm-Motilität führen, sodass sich im Magen ein unverdauliches Gemisch aus Haaren und Feststoffen bildet, das über einen längeren Zeitraum verdichtet. Dadurch wird der Weitertransport der Ingesta in den Dünndarm verhindert, sodass es zu einer allmählichen Ansammlung des aufgenommenen Futters kommt. Gleichzeitig können Zahnprobleme (Zahnspitzen, überlange Inzisivi, apikale Prozesse u.ä.) zu einer unzureichenden Aufbereitung der Nahrung führen, sodass ebenfalls eine Fehlgärung stattfindet.
Klinik
Betroffene Kaninchen leiden plötzlich an Anorexie und stark reduziertem Allgemeinbefinden. Die Schleimhäute sind blass, die Körpertemperatur vermindert (< 38 °C), das Abdomen ist prall und angespannt und die Tiere sind dehydriert.
Differenzialdiagnosen
Diagnose
Neben der Anamnese (letzte Zahnkontrolle, Futtermittelanalyse) ist die klinische Untersuchung hinweisend für eine Erkrankung des Magen-Darm-Trakts.
Die Diagnose wird durch die Palpation des Abdomens gestellt und ggf. mithilfe einer Röntgenuntersuchung (laterolateraler und dorsoventraler Strahlengang) gesichert. In unklaren Fällen kann eine Magen-Darm-Passage (Bariumsulfat, ca. 3 bis 5 ml) durchgeführt werden. Dabei zeigt sich ein deutlich vergrößerter Magen, der massiv mit Futter angefüllt und kaudal durch eine Gasansammlung gekennzeichnet ist. Bei der Untersuchung des Harns fallen ein erniedrigter pH-Wert (< 7, physiologisch zwischen 8 und 9) und ggf. auch eine erhöhte Konzentration an Ketonkörpern auf.
Therapie
Abhängig von der klinischen Verfassung ist initial eine Schockbehandlung mit warmen Infusionen (Glukose-NaCl-Lösung) und Analgetika (z.B. Metamizol 65 mg/kgKG p.o. 3 bis 4x tägl.) durchzuführen. Zusätzlich sollte ein
- Gastroprotektivum (Omeprazol 5 bis 10 mg/kgKG s.c./p.o. 2x tägl. und Sucralfat 25 bis 100 mg/kgKG p.o. 2 bis 3x tägl.)
- und ein Prokinetikum zur Förderung der Magen-Darm-Motilität (z.B. Metoclopramid 0,5 bis 1 mg/kgKG s.c./p.o. 2 bis 4x tägl.) verabreicht werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prognose
Bei frühzeitiger Diagnose und adäquater Behandlung ist die Prognose gut, in fortgeschrittenen Fällen hingegen infaust.
Literatur
- Müller K (Hrsg.). 2017. MemoVet. HeimtierSkills. 1. Auflage, Stuttgart: Schattauer Verlag GmbH. DOI: 10.1055/b-005-148996
- Drescher B. Magenüberladung beim Kaninchen. Kleintier konkret 2014; 17(S 02): 12-16. DOI: 10.1055/s-0034-1384448
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