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Kotinkontinenz (Hund)

Synonyme: Stuhlinkontinenz, anorektale Inkontinenz, fäkale Inkontinenz, Incontinetia alvi

1. Definition

Als Kotinkontinenz bzw. anorektale Inkontinenz des Hundes bezeichnet man das Unvermögen, den Kot willkürlich bzw. reflektorisch zurückzuhalten.

Kotinkontinenz darf nicht mit mangelnder Stubenreinheit verwechselt werden.

2. Ätiologie

Die Kotinkontinenz ist der unfreiwillige und unwillkürliche Verlust von Kotmengen aufgrund anatomischer bzw. neurogener anorektaler Sphinkterinkontinenz. Anhand der Ätiopathogenese unterscheidet man folgende Formen der Inkontinenz:

  • reservoirbedingte Inkontinenz (Reservoirinkontinenz)
  • Dranginkontinenz (Urgeinkontinenz)
  • Sphinkterinkoninenz

3. Pathogenese

Zu einer reservoirbedingten Inkonintenz kommt es dann, wenn das kolorektale Fassungsvermögen absolut oder relativ zu klein ist. Die Dranginkontinenz geht mit einem unwiderstehlicher Drang zum Kotabsatz einher, wobei die abgesetzte Kotmenge nicht im Verhältnis zum Kotdrang steht. Beide Formen der Inkontinenz gehen meist mit entzündlicher oder neoplastisch bedingter und absolut verminderter kolorektaler Kapazität und/oder einer massiven Zunahme des Kotvolumens (z.B. bei Durchfall) einher.

Die Sphinkterinkontinenz hingegen wird entweder durch anatomische Läsionen (v.a. des Musculus sphincter ani externus, aber auch des Musculus coccygeus und des Musculus levator ani) oder durch neurogene und somit die Funktion der Anorektalmuskulatur beeinträchtigende Defizite hervorgerufen. Mechanische Sphinkterschädigungen wiederum entstehen infolge von Verletzungen (z.B. Trauma oder iatrogen im Rahmen einer Operation).

Bei neuromuskulären Kotinkontinenzursachen können aber auch alters- und schwächebedingte Faktoren ein Auslöser sein. Davon abzugrenzen sind jedoch iatrogene oder traumatische Nervenläsionen sowie Neuropathien der peripheren Nerven und Rückenmarkprobleme wie das Cauda-equina-Syndrom oder Bandscheibenvorfälle.

4. Klinik

Die Symptome variieren - je nach Ursache und Ausprägung.

Die Reservoirinkontinenz geht mit Dyschezie und eventuell auch mit Hämatochezie und Tenesmus einher. Betroffene Hunde können den Drang zum Kotabsatz nicht willkürlich unterdrücken und verlieren z.T. auch größere Mengen Kot im Haus. Der Anus ist geschlossen und der anale Sphinktertonus ist normal. Häufig ist die Kotkonsistenz stark herabgesetzt und der Kot ist mit Schleim und oftmals auch mit Blut vermischt. Oft liegt gleichzeitig eine Grunderkrankung wie Kolitis oder Enterokolitis vor.

Bei der Sphinkterinkontinenz gehen unbewusst und v.a. bei Aufregung, beim Bellen oder Husten kleine Mengen Kot verloren. Bei der Adspektion der Anogenitalregion fallen ein mehr oder weniger stark offen stehender und hypotonischer bis atonischer Anus auf. Bei der anatomischen Sphinkterinsuffizienz sind Narben vorzufinden. Es sind keine neurologischen Defizite nachweisbar.

Die neurogene Kotinkontinenz geht mit herabgesetzten bis gänzlich fehlenden Reflexantworten einher, z.B. einem fehlenden Analreflex. Abhängig vom Sitz der Läsion (Nervus pudendus, generalisierte Neuropathie, Sakralmark, Rückenmark kranial des Plexus lumbalis) können beim Neurostatus untere oder obere Motoneurondefizite vorgefunden werden. Bei Kotinkontinenz infolge allgemeiner Altersschwäche oder wegen neurologischer Defizite werden häufig zusätzlich noch Harninkontinenz, Hinterhandschwäche und/oder Ataxie gefunden.

5. Differenzialdiagnosen

  • mangelnde Stubenreinheit
  • Dünndarmdurchfall bei reduzierter Reservekapazität des Kolons
  • Perinealhernie
  • Verhaltensstörungen (z.B. Trennungsangst)

6. Diagnose

Neben einer umfangreichen Anamnese sowie klinischen Untersuchung inkl. rektaler Palpation sind neurologische Untersuchungen notwendig. Parallel dazu kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz:

7. Therapie

Nach Möglichkeit sind die Grunderkrankung (z.B. Bandscheibenvorfall) oder das für die Kotinkontinenz verantwortliche anatomische Problem (z.B. Sphinkterläsion) adäquat zu therapieren. Parallel dazu können Peristaltik-beeinflussende Medikamente (z.B. Diphenoxylat oder Loperamid) verabreicht und die Fütterung angepasst werden (v.a. ballaststofffreie, hochverdauliche Diät).

8. Literatur

  • Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2017. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219961-3

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Mag. med. vet. Patrick Messner
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24.10.2024, 13:40
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