Co-Analgetikum
Synonyme: Koanalgetikum, adjuvantes Analgetikum
Englisch: analgesic adjuvant
Definition
Co-Analgetika sind Arzneimittel, die gemeinsam mit einem Schmerzmittel (Analgetikum) verabreicht werden. Sie dienen zur Unterstützung der Analgesie z.B. bei neuropathischem Schmerz, oder zur Behandlung der Nebenwirkungen von Analgetika.
Hintergrund
Co-Analgetika werden nicht fest einer Stufe im WHO-Stufenschema zugewiesen, sondern können und sollen in jeder Stufe des Schemas bedarfsadaptiert eingesetzt werden. Nebenwirkungen wie Übelkeit und Obstipation treten überwiegend in den Stufen 2 und 3 des WHO-Stufenschemas als unerwünschte Arzneimittelwirkung der Opioidanalgetika auf.
Wichtig ist die Aufklärung des Patienten über den Einsatz der Co-Analgetika und deren Wirkungsweise, da die Hauptindikationen vieler Co-Analgetika in anderen Bereichen liegt (Antidepressiva, Antikonvulsiva). So könnte der Patient bei fehlender Aufklärung nach Durchlesen des Beipackzettels einen falschen Eindruck bekommen ("Mein Arzt hält mich jetzt für einen depressiven Hypochonder und verschreibt mir daher Antidepressiva!" oder "Ich habe doch gar keine Epilepsie, warum verschreibt mir mein Arzt Mittel dagegen?") und das bei der Schmerztherapie sehr wichtige Vertrauensverhältnis zum Arzt empfindlich gestört werden.
Co-Analgetika zur Unterstützung der Analgesie
Folgende Medikamente werden zur Unterstützung der Analgesie eingesetzt:
- trizyklische Antidepressiva: Amitriptylin, Doxepin, Clomipramin
- Einsatzgebiet: z. B. neuropathischer Schmerz, bessere Schmerzbewältigung
- Antikonvulsiva: Carbamazepin, Gabapentin, Pregabalin
- Einsatzgebiet: neuropathischer lanzierender Schmerz
- Muskelrelaxanzien: Baclofen, Tetrazepam, Tolperison
- Einsatzgebiet: krampfartiger neuropathischer Schmerz, Phantomschmerz, schmerzhafte Spastik
- Glukokortikoide: Dexamethason
- Einsatzgebiet: wirkt antiemetisch, antiphlogistisch (rheumatische Schmerzen) und antiödematös (z. B. bei perineuralem oder peritumorösem Ödem), sehr effektiv bei Leberkapselschmerz.
Co-Analgetika zur Behandlung von Analgetika-Nebenwirkungen
Folgende Medikamente werden zur Behandlung der Nebenwirkungen der Analgetika eingesetzt:
- Antiemetika:
- Procainamid-Derivate: z.B. Metoclopramid
- Antihistaminika: z.B. Dimenhydrinat
- 5HT-Antagonisten: z.B. Ondansetron, Tropisetron
- Neuroleptika: Haloperidol
- Glukokortikoide: Dexamethason
- Laxantien:
Bei den Antiemetika ist eine Kombination von Wirkstoffen unterschiedlicher Wirkprinzipien sinnvoll und manchmal notwendig, wenn mit einer Mono-Therapie nur eine unzureichende antiemetische Wirkung erzielt wird. Die Verordnung sollte aber ebenfalls stufenweise durchgeführt werden, wobei auch durchaus wirtschaftliche Aspekte mit in Erwägung zu ziehen sind (5-Hydroxytryptamin-Antagonisten sind sehr teuer), d.h. zuerst z.B. Metoclopramid, dann erst z.B. Tropisetron verordnen.
Bei den Laxantien sollten Stoffe wie Natrium-Picosulfat und Bisacodyl nicht als Dauermedikation eingesetzt werden, sondern nur bei Bedarf und möglichst nur kurzfristig. Zur Regulierung der Stuhlfrequenz sollten Lactulose oder Macrogol gegeben werden, also Medikamente, die zur Dauermedikation geeignet sind.
Laxantien sind bei gleichzeitiger Verordnung von Opioiden übrigens auch durch die gesetzlichen Kassen erstattungsfähig (am besten mit auf dem BtM-Rezept verordnen).