Hypoparathyreoidismus (Katze)
Synonyme: Hypoparathyreose, Nebenschilddrüsenunterfunktion, feliner Hypoparathyreoidismus
Englisch: hypoparathyroidism
Definition
Der Hypoparathyreoidismus bzw. die Hypoparathyreose der Katze ist eine Unterfunktion der Nebenschilddrüse (Glandula parathyroidea).
Ätiopathogenese
Bei der Katze können zwei Formen des Hypoparathyreoidismus unterschieden werden:
- primärer Hypoparathyreoidismus
- iatrogener Hypoparathyreoidismus
Ein sekundärer ernährungsbedingter Hypoparathyreoidismus, bei demq eine übermäßige Aufnahme von Calcium zur Unterdrückung der Parathormonsekretion führt, tritt bei der Katze im Vergleich zum Hund nicht auf.
Durch einen Mangel an Parathormon (PTH) kommt es zur Hypokalzämie. Dies ist auf folgende Mechanismen zurückzuführen:
- verminderte Calciumresorption aus dem Darm
- verminderte Calciummobilisierung aus dem Knochen
- erhöhte renale Calciumausscheidung
Primärer Hypoparathyreoidismus
Die primäre Hypoparathyreose tritt bei der Katze nur sehr selten auf. Insbesondere männliche Katzen im Alter von etwa 5 Monaten bis 7 Jahren sind vermehrt betroffen. Rasseprädispositionen sind nicht bekannt. Es handelt sich um eine entzündliche, vermutlich immunvermittelte Zerstörung der Nebenschilddrüse.
Iatrogener Hypoparathyreoidismus
Ein iatrogener Hypoparathyreoidismus tritt häufiger auf als der primäre Hypoparathyreoidismus. Zu dieser Erkrankungsform kommt es nach bilateraler Thyreoidektomie oder Parathyreoidektomie.
Klinik
Die klinischen Anzeichen sind Folge einer niedrigen Serumcalciumkonzentration. In Abhängigkeit vom Ausmaß der Hypokalzämie können folgende Symptome auftreten:
Diagnostik
Bei vorberichtlicher Thyreoidektomie bzw. Parathyreoidektomie und Nachweis einer Hypokalzämie ist das Vorliegen eines iatrogenen Hypoparathyreoidismus wahrscheinlich.
Beim primären Hypoparathyreoidismus sind folgende Laborparameter verdächtig:
- Hypokalzämie
- Hyperphosphatämie
- normale Serumprotein- und -albuminkonzentrationen
- normale Nierenparameter
Die Bestätigung der Diagnose beider Formen erfolgt durch die Bestimmung des Parathormons. Die Konzentration ist dabei erniedrigt oder befindet sich im unteren Referenzbereich, wobei Letzteres bei gleichzeitiger Hypokalzämie als pathologisch gilt.
Therapie
Die Notfallbehandlung einer Tetanie durch primären Hypoparathyreoidismus muss unter EKG-Kontrolle durchgeführt werden:
- langsame intravenöse Injektion einer 10%igen Calciumgluconat-Lösung, Dosierung je nach Wirkung
- beim Auftreten von Extrasystolen muss die Infusion abgebrochen werden
- nach Abklingen der Krampfanfälle kann Calciumgluconat alle 6 Stunden subkutan verabreicht werden
Die Langzeit-Therapie des primären Hypoparathyreoidismus zielt darauf ab, die Serumkalziumkonzentrationen im unteren Referenzbereich zu halten, um eine iatrogene Hyperkalzämie und deren Folgen zu vermeiden. Die Erhaltungstherapie einer chronischen Hypokalzämie besteht aus der oralen Gabe von Vitamin D und Calciumcarbonat bzw. -laktat. Vitamin D wird dabei in der Regel bevorzugt als Kalzitriol angewendet. Die orale Kalziumsubstitution kann in der Regel dann beendet werden, sobald das Vitamin D vollständig wirkt. Plasmakalzium- und -phosphatkonzentrationen müssen in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden.
Quellen
- Hämmerling R (Hrgs.). 2009. Praxis der endokrinologischen Krankheitsbilder bei Hund und Katze. Von der Pathophysiologie zur Therapie. Stuttgart: MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4181-6
- Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2019. Krankheiten der Katze. 6., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-241649-9