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Hypokaliämische periodische Paralyse

Englisch: hypokalemic periodic paralysis

1. Definition

Die hypokaliämische periodische Paralyse, kurz hypoPP, ist eine Ionenkanalerkrankung, die durch das Auftreten von episodischen Lähmungen bei gleichzeitiger Hypokaliämie gekennzeichnet ist. Sie zählt zu den dyskaliämischen periodischen Paralysen.

2. Epidemiologie

Die Prävalenz der hypoPP wird auf etwa 1:100.000 geschätzt.[1]

3. Genetik

Die hypoPP wird in der Regel autosomal-dominant vererbt. Darüber hinaus wurden sporadische Fälle und Neumutationen beschrieben. 70 % der betroffenen Patienten weisen heterozygote pathogene Varianten im CACNA1S-Gen auf Chromosom 1 an Genlokus 1q32 auf. Das Gen kodiert für eine Untereinheit des spannungsabhängigen L-Typ-Calciumkanals Cav1.1.[2] 10 % der Patienten haben Mutationen im SCN4A-Gen auf Chromosom 17 an Genlokus q23 bis q25, das für den spannungsgesteuerten Naᵥ1.4-Natriumkanal kodiert.

4. Ätiologie

Es existieren verschiedene Faktoren, die eine Attacke auslösen können, z.B.:

5. Klinik

Die Erkrankung präsentiert sich durch paralytische Episoden mit gleichzeitiger Hypokaliämie (Serumkalium < 3,5 mmol/L). Die Paralyse betrifft häufig alle vier Extremitäten gleichermaßen. In der Regel sind die Lähmungen proximal stärker ausgeprägt als distal. Die paralytischen Attacken entwickeln sich typischerweise über Minuten bis Stunden und dauern in der Regel 24 bis 48 Stunden an. Die Häufigkeit der Episoden variiert interindividuell. Manche der Patienten erleben nur eine einzige Episode in ihrem Leben. Beim ersten Auftreten der Symptome sind die Patienten in der Regel zwischen 2 und 30 Jahren alt.

Bei einem Teil der Patienten besteht eine Myopathie, die im Verlauf des vierten und fünften Lebensjahrzehnts zu einer permanenten Muskelschwäche führen kann.

6. Diagnostik

Die Diagnose der hypoPP wird anhand der folgenden Kriterien gestellt:

  • Vorgeschichte von paralytischen Episoden in Kombination mit dokumentiertem Serumkalium < 3,5 mmol/L während der Anfälle und/oder
  • Identifizierung einer heterozygoten pathogenen Variante in CACNA1S oder SCN4A

Bei einer lang anhaltenden interiktalen Muskelschwäche können bildgebende Verfahren wie eine Sonographie oder MRT eingesetzt werden.

7. Differentialdiagnosen

Mögliche Differentialdiagnosen der hypoPP sind beispielsweise:

8. Therapie

Die Behandlung ist abhängig von Dauer und Intensität der Anfälle. Leichte Anfälle können sich spontan zurückbilden. Mittelschwere Anfälle können durch die Einnahme von Kaliumsalzen behandelt werden. Schwere Anfälle benötigen eine intensivmedizinische Betreuung mit einer intravenösen Gabe von Kalium, einer wiederholten Messung des Serumkaliums und einer Überwachung des EKGs. Darüber hinaus sollte eine mögliche Beteiligung der Atemmuskulatur eingeschätzt werden.

Eine Heilung der hypoPP bedingten Myopathie ist nicht bekannt, aber der Erhalt von Kraft und motorischen Fähigkeiten kann durch Physiotherapie unterstützt werden.

9. Prävention

Das Ziel ist, die Häufigkeit und Intensität der Anfälle zu verringern. Die präventive Behandlung umfasst die Vermeidung auslösender Faktoren, die Einhaltung einer natrium- und kohlenhydratarmen sowie kaliumreichen Ernährung und die Einnahme von oralen Kaliumpräparaten. Falls diese Maßnahmen nicht ausreichen, kann eine medikamentöse Therapie mit einem Carboanhydrasehemmer (z.B. Acetazolamid) erfolgen. Besteht eine Unverträglichkeit gegen Carboanhydrasehemmer oder sind diese über einen längeren Zeitraum nicht wirksam, können alternativ kaliumsparende Diuretika (z.B. Spironolacton) eingesetzt werden.

10. Quellen

10.1. Literatur

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