Hereditäres eisenrefraktäres Eisenmangelsyndrom
Englisch: iron refractory iron deficiency anemia; IRIDA
Definition
Das hereditäre eisenrefraktäre Eisenmangelsyndrom, kurz IRIDA, ist eine genetisch bedingte Eisenstoffwechselstörung. Trotz Eisenmangels liegt ein hoher Hepcidin-Spiegel vor, wodurch die Eisenaufnahme unterdrückt wird. Die Ursache besteht in einer Mutation im Gen TMPRSS6, wodurch die Expression von Hepcidin nicht adäquat herunterreguliert wird.
Genetik
Das hereditäre eisenrefraktäre Eisenmangelsyndrom wird autosomal-rezessiv vererbt. Das bedeutet, es muss eine homozygote oder compound-heterozygote Mutation vorliegen, damit Krankheitssymptome auftreten. Das Gen TMPRSS6 ist auf Chromosom 22 lokalisiert.
Pathophysiologie
Hepcidin ist das zentrale Regulationsprotein des Eisenstoffwechsels. Es hemmt die Freisetzung von Eisen in das Blutplasma, indem es den lysosomalen Abbau von Ferroportin beschleunigt. Es kann außerdem die Ausschleusung von Eisen durch Ferroportin direkt hemmen. Hepcidin wird bei Eisenmangel, Hypoxie, verstärkter Erythropoese sowie durch Testosteron herunterreguliert. Daran beteiligt ist die Serinprotease Matriptase 2, die durch das TMPRSS6-Gen kodiert wird. Loss-of-Function-Mutationen in diesem Gen führen zu einer ungeregelten Expression von Hepcidin.[2] Diese Form der Störung des Eisenstoffwechsels ist vergleichbar mit der Anämie bei chronischer Erkrankung.
Klinik
Das hereditäre eisenrefraktäre Eisenmangelsyndrom präsentiert sich als schon im Kleinkindesalter auftretende Eisenmangelanämie, die auf eine orale Eisentherapie nicht anspricht. Die Vorraussetzung dafür ist, dass die orale Eisentherapie mindestens 3 bis 4 Wochen bei sichergestellter Patientencompliance (cave: Nebenwirkungen) durchgeführt wurde. Außerdem dürfen kein Blutverlust und keine Eisenresorptionsstörung, z.B. Magen-Darm-Erkrankung, vorliegen.
Diagnostik
In der Blutuntersuchung zeigen sich folgende Auffälligkeiten:
- Mikrozytäre, hypochrome Anämie
- Serum-Ferritin im Normalbereich oder schwach vermindert
- Transferrin-Sättigung stark vermindert
- Hepcidin-Konzentration erhöht
Die Untersuchung von Geschwistern auf ähnliche Symptome unterstützt ggf. die Diagnose einer Erbkrankheit. Zur definitiven Diagnostik muss eine Sequenzierung des TMPRSS6-Gens vorgenommen werden.
Die Erkrankung wird wahrscheinlich unterdiagnostiziert, da sie weitgehende Überschneidungen mit dem einfachen Eisenmangel aufweist.
Therapie
Wesentliches Standbein der Therapie ist die parenterale Eisensupplementation. Da das Ausmaß der Eisenblockade, abhängig von der jeweiligen Mutation, sehr variabel sein kann, wird zuerst ein 6 bis 8-wöchiger Therapieversuch mit hoher oraler Eisengabe plus Vitamin C empfohlen. In schweren Fällen kann auch die Wirkung von parenteralem Eisen ungenügend sein.
Quellen
- ↑ OrphaNet: IRIDA-Syndrom, abgerufen am 13.5.2021
- ↑ Finberg K et al: Mutations in TMPRSS6 cause iron-refractory iron deficiency anemia (IRIDA). Nat Genet 2008; 40(5): 569-71