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Harnwegsinfektion (Schwein)

Synonyme: Harnwegsinfekt, HWI
Englisch: urinary tract infection

1. Definition

Als Harnwegsinfektion, kurz HWI, bezeichnet man eine durch verschiedene Pathogene ausgelöste Infektion der ableitenden Harnwege beim Schwein.

2. Erreger

Harnwegsinfektionen (HWI) werden meist durch ubiquitär vorkommende Keime ausgelöst. In den meisten Fällen sind folgende Bakterien (in absteigender Reihenfolge) beteiligt:

3. Epidemiologie

Harnwegsinfektionen treten hauptsächlich bei Sauen jeglichen Alters in unmittelbarer Nähe zur Abferkelzeit (prae bzw. post partum) auf. Prädisponierend sind unhygienische Geburtsbedingungen, feucht-schmutziges Einstreu und Wassermangel.

Zusätzlich können auch während des Deckaktes Erreger vom Deckeber auf die Sau übertragen werden.

4. Pathogenese

Die meisten Erkrankungen entwickeln sich aufgrund aufsteigenden Infektionen aus dem äußeren Urogenitaltrakt. Je nachdem welche Erreger beteiligt sind und wie fortgeschritten die Erkrankung ist, muss zwischen einer Zystitis (Harnblasenentzündung) oder einer Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung) unterschieden werden.

Escherichia coli verursacht bevorzugt Infektionen der Harnblase und gilt aufgrund der Entzündungsreaktion als Wegbereiter für Infektionen mit Actinobaculum suis. Unbehandelt führt die Infektion zu einer Pyelonephritis.

5. Klinik

Die klinischen Erscheinungen sind bei einer Zystitis in der Regel geringer als bei einer Pyelonephritis. Bei einer Infektion der Harnblase kommt es vorwiegend zu morphologischen Veränderungen des Harns (Pyurie, Hämaturie) und zu vaginalem Ausfluss (seromukös bis purulent).

Bei einer Pyelonephritis zeigen betroffene Sauen zusätzlich Symptome einer Allgemeinerkrankung, z.B. Inappetenz, Apathie, Hypothermie oder Fieber. Weiterhin können ein druckdolentes Abdomen sowie Anämie und Urämie vorkommen.

6. Pathologie

Je nachdem welche Organe betroffen sind, kommt es zu massiven Veränderungen der Mukosa mit weitreichendem Zelluntergang. Die Schleimhaut weist multiple hämorrhagische Läsionen sowie Schleim- und Fibrinauflagerungen auf. In fortgeschrittenen Fällen sind nekrotische Areale abgrenzbar.

7. Differenzialdiagnosen

Differenzialdiagnostisch müssen Traumata, Endometritis, Vaginitis sowie andere akut einsetzende Krankheitsbilder (z.B. Peritonitis) berücksichtigt werden.

8. Diagnose

Neben einer ausführlichen Anamnese sowie einer klinischen Untersuchung sind v.a. die äußerlich sichtbaren Symptome (vaginaler Ausfluss, Hämaturie, Apathie, Fieber) hinweisend für eine Harnwegsinfektion. Der Harn sollte mittels Urinteststreifen beprobt und anschließend bakteriologisch untersucht (Bakterienkultur) werden.

Alternativ kann eine Zystoskopie sowie ein transrektaler Harnblasenultraschall die Diagnose sichern.

9. Therapie

Erkrankte Tiere müssen mit ausreichend Flüssigkeit versorgt werden. Neben einer antibiotischen Therapie (nach erfolgtem Antibiogramm, z.B. mit Trimethoprim-Sulfamethoxazol) soll der Harn auch mittels geeigneter Futterzusätze (z.B. Vitamin C) angesäuert werden.

10. Prophylaxe

In erster Linie sind Hygieneoptimierungen durchzuführen. Um den Infektionsdruck zu senken, müssen Sauen vor dem Einstallen in die Abferkelboxen gründlich gewaschen werden. Die Abferkelboxen sind vorab fachgerecht zu reinigen und zu desinfizieren, da nur so optimale Geburtsbedingungen gewährleistet werden können. Zusätzlich ist auf eine ausreichende Wasserversorgung, auf leistungsgerechte Fütterung und auf die Reduktion von Stress zu achten.

Mithilfe von Fütterungszusätzen kann der Harn um die Abferkelzeit prophylaktisch angesäuert werden.

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