Habit
Kieferorthopädische Habits
Synonyme: Parafunktionen, schädliche Gewohnheiten, orale Habits
Englisch: Oral habits, parafunctional habits
Definition
Kieferorthopädische Habits sind unbewusste, wiederkehrende Verhaltensweisen im Mund- und Gesichtsbereich, die das Kieferwachstum, die Zahnstellung und die Okklusion negativ beeinflussen. Sie führen bei Kindern häufig zu Fehlstellungen wie offenem Biss oder Engständen und werden in der Frühbehandlung abgewöhnt.
Klassifikation
- Gewöhnliche Habits (Kinder): Daumenlutschen, Schnullerlutschen, Lippen-/Wangensaugen
- Autoaggressive Habits: Fingernägelkauen, Stiftkauen, Lippenbeißen
- Funktionelle Habits: Zungenpressen, falsches Schluckmuster, Mundatmung, Bruxismus
Pathophysiologie
Habits stören das physiologische Kieferwachstum: Lutschen verursacht frontalen offenen Biss (Overjet >6 mm), Zungenpressen Engstand, Mundatmung hocharchedigen Oberkiefer. Langfristig drohen CMD, Zahnverschiebungen, Parodontschäden und ästhetische Dysharmonien.
Indikationen
- Frühbehandlung ab 4–5 Jahren bei persistierenden Habits
- Interzeptive KFO vor Zahnwechsel (Milch-/Wechselgebiss)
- Kombination mit CMD-Therapie bei Erwachsenen (Bruxismus)
Diagnostik
- Anamnese (Elternbefragung), klinische Inspektion (Lippenkompetenz, Zungenlage)
- Funktionstest (Schluckmuster, Atmung), Modelanalyse
- Habits-Fragebogen (z.B. bei Daumenlutschen >4 Jahre)
Therapie
- Abgewöhnung: Mundvorhofplatte (MVP) mit Sporn gegen Lutschen, bittere Lacke
- Myofunktionelle Therapie: Logopädie zur Korrektur von Schluck-/Zungenmustern
- Interdisziplinär: HNO (Mundatmung), Psychologie (stressbedingte Habits)
- Retention: Retainer nach KFO zur Stabilisierung
Fachgebiete: Kieferorthopädie, Pädiatrische Zahnmedizin