Daumenlutschen
Definition
Daumenlutschen gehört zu den alterstypischen, habituellen Verhaltensauffälligkeiten, deren Grundlage in einer Gewohnheitsbildung liegt. Bei Gelegenheit auftretendes Daumenlutschen ist als normales Verhalten bei Säuglingen oder Kleinkindern zu bewerten. Man spricht von einer Störung, wenn das Daumenlutschen übermäßig auftritt oder zu einer Einschränkung der Entwicklung führt.
Hintergrund
Der Saugreflex ist ein angeborener Reflex, der das Saugen an der Brust und somit die Nahrungszufuhr gewährleistet. Das Daumenlutschen kann sich als Ersatzbefriedigung zum Saugakt an der mütterlichen Brust entwickeln. Das Daumenlutschen kann dann über einen gewissen Zeitraum zu einer Gewohnheit werden, die die Kinder bewusst einsetzen oder unterbinden können.
Falls das Lutschen des Daumens über das 3. Lebensjahr hinweg persistiert, spricht man von einem pathologischen Daumenlutschen.
Folgen
Mögliche Folgeerscheinungen, die durch übermäßiges Daumenlutschen entstehen können, sind zum Beispiel:
- Kieferdeformationen
- Zahnstellungsanomalien
- Deformierungen des Daumens
- Probleme bei der Sprechentwicklung
Diagnostik
Es sollte das Ausmaß des Daumenlutschens genau erfasst werden. Zudem sollte evaluiert werden, ob das Daumenlutschen eine für sich alleinstehende Verhaltensauffälligkeit ist oder Bestandteil einer übergeordneten Störung.
Therapie
In den meisten Fällen zeigt sich ein spontanes Sistieren der Symptome, sodass keine Therapie notwendig ist. Bei Kindern, bei denen das Daumenlutschen im Rahmen einer umfassenderen Störung auftritt, sollte diese dann je nach Ätiologie behandelt werden. Falls nötig, müssen bereits eingetretene Folgeerscheinungen wie Zahnfehlstellungen oder Kieferdeformierungen kieferorthopädisch behandelt werden.
Quellen
- Remschmidt, Kinder- und Jugendpsychiatrie, 5. Auflage, 2008
- GZFA: Daumenlutschen und Kieferfehlstellungen, abgerufen am 11.06.2021