Zahnfehlstellung
Definition
Eine Zahnfehlstellung liegt vor, wenn die räumliche Anordnung eines Zahnes im Zahnkranz bzw. Kiefer von der physiologischen Idealposition abweicht. Zahnfehlstellungen können ästhetische und/oder funktionelle Konsequenzen auslösen und sind häufig mit Kieferfehlstellungen kombiniert.
Hintergrund
Die Zähne sind zwar über Gomphosen fest im Kiefer verankert, die Zahnwurzel reagiert aber durch knöcherne Umbauvorgänge so dynamisch auf die Umgebungsverhältnisse, dass sich die Position eines Zahnes verändern kann. Vor allem die durch die Okklusion und den Kontakt mit den Nachbarzähnen ausgeübten Kräfte sind wichtig, um den Zahn in seiner Position zu fixieren. Aber auch die Weichteile (Lippen, Zunge) beeinflussen die Zahnposition. Fallen diese Kräfte weg oder weisen in eine falsche Richtung, entwickelt sich nach einiger Zeit eine Fehlstellung. Aus diesem Grund können sich auch sogenannte Habits (Daumenlutschen, Schnullern, etc.) negativ auf die Zahnstellung auswirken.
Ursachen
Die Ursachen für Zahnfehlstellungen sind vielfältig:
- Fehlbildungen: z.B. Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, Goldenhar-Syndrom
- Hormonelle Ursachen: Akromegalie
- Missverhältnis zwischen Kieferknochen und Bezahnung (z.B. Hypoplasie des Unterkiefers)
- Zahnretention
- Zahnextraktionen
- Zahnverlust (v.a. im Milchgebiss)
- Habits: Daumenlutschen, Lippenbeißen, Schnuller
- Muskuläre Dysfunktionen: Zungenmuskulatur, Kaumuskulatur
Diagnose
Die Diagnose von Zahn- und Kieferfehlstellungen basiert auf einer strukturierten Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und bildgebender Diagnostik. Neben der Erhebung von Vorerkrankungen, funktionellen Beschwerden (z.B. Kauen, Atmung, Kiefergelenk) und Habits werden extraoral Gesichtsprofil und Symmetrie sowie intraoral Zahnstellung, Okklusion (sagittal, transversal, vertikal), Platzverhältnisse und Parodontalstatus beurteilt.
Ergänzend kommen in der Regel eine Panoramaschichtaufnahme (OPG) und ein Fernröntgenseitenbild (FRS) mit kephalometrischer Analyse sowie Gipsmodelle oder digitale 3D-Scans zur Beurteilung der Zahnbögen und der Interkuspidation zum Einsatz.
Je nach Fragestellung können eine Funktionsdiagnostik (Kiefergelenk, Kaumuskulatur, Okklusionsanalyse) und standardisierte Indizes wie der IOTN oder der PAR-Index zur objektiven Einstufung der Behandlungsbedürftigkeit hinzukommen. Im Zuge der Digitalisierung gewinnen zudem telemedizinische und KI-gestützte Verfahren an Bedeutung, bei denen beispielsweise anhand standardisierter Foto- oder Scanaufnahmen eine erste Einschätzung von Zahn- und Kieferfehlstellungen erfolgen kann.
Eine Diagnose von Zahnfehlstellungen erfolgt in der Regel durch einen Fachzahnarzt für Kieferorthopädie.
Therapie
Die Therapie von Zahnfehlstellungen ist die Domäne der Kieferorthopädie. Sie erfolgt in Abhängigkeit vom Befund mit funktionskieferorthopädischen Maßnahmen (z.B. Aktivator) oder durch orthodontische Zahnbewegungen mit herausnehmbaren oder festsitzenden Apparaturen (Zahnspangen).