Milchgebiss
Synonyme: Dentes lactales, Dentes decidui
Englisch: milk teeth
Definition
Das Milchgebiss ist das Gebiss, das sowohl beim Menschen als auch bei zahlreichen Säugetieren den ersten Schritt der Entwicklung zu einem endgültigen Beiß- und Kauapparat markiert. Die Milchzähne haben die Eigenschaft, stets nach einer gewissen Zeit wieder auszufallen und damit den Weg für das endgültige Gebiss freizumachen. Der lateinische Fachbegriff für einen Milchzahn lautet Dens deciduus.
Aufbau
Das endgültige, bleibende Gebiss wäre für die kleinen Kiefer von Babys und Kleinkindern in seiner Morphologie viel zu groß. Aus diesem Grund bildet sich als erster Kauapparat das Milchgebiss, das sowohl in seiner Wurzeltiefe als auch in der Breite der einzelnen Zähne wesentlich kleiner ist als das später entstehende endgültige Gebiss. Mit dem Wachstum der Mundhöhle und des Kiefers fallen die Milchzähne nach und nach physiologischerweise aus und werden anschließend durch die bleibenden Zähne bzw. das definitive Gebiss ersetzt. Das Milchgebiss des Kindes besteht aus 20 Zähnen, wobei diese sich in 5 Zähne je Quadrant aufteilen. Die Zahnformel lautet 2-1-2. Dies impliziert 2 Schneidezähne, 1 Eckzahn und 2 Molaren je Quadrant. Das Milchgebiss enthält keine Prämolaren.
Auf Basis dieser Zahnformel ergibt sich das heute gebräuchliche Internationale Zahnschema der Fédération Dentaire Internationale (FDI).
rechts | links | |
---|---|---|
Oberkiefer | 55, 54, 53, 52, 51 | 61, 62, 63, 64, 65 |
Unterkiefer | 85, 84, 83, 82, 81 | 71, 72, 73, 74, 75 |
Dentition
Der Zahndurchbruch des Milchgebisses, die 1. Dentition, läuft normalerweise wie folgt ab:
- Durchbruch der mittleren Schneidezähne ab dem sechsten Lebensmonat bis zum 8. bis 9. Lebensmonat
- Durchbruch der seitlichen Schneidezähne vom 8. bis 12. Lebensmonat
- Durchbruch der ersten Milchmolaren vom 12. bis 16. Lebensmonat
- Durchbruch der Eckzähne vom 16. bis 20. Lebensmonat
- Durchbruch der zweiten Milchmolaren vom 20. bis 30. Lebensmonat
In der Regel brechen an den jeweiligen Positionen zuerst die Zähne eines Kiefers durch, mit Abstand von einigen Wochen folgen dann die korrespondierenden Antagonisten des Gegenkiefers. Im 30. Lebensmonat sind bei den meisten Kindern alle Milchzähne durchgebrochen. Am Ende des dritten bzw. am Anfang des vierten Lebensjahres sind alle Milchzähne voll ausgereift.
Diese Abfolge stellt nur ein idealtypisches Muster dar. Der Zeitpunkt und die Reihenfolge des Zahndurchbruchs unterliegt zahlreichen interindividuellen Variationen. So gibt es Fälle, in denen die 1. Dentition bereits nach 4 Monaten beginnt, in anderen Fällen dagegen erst im 14. Monat. Selten werden Kinder sogar schon mit einem Zahn geboren, der dann als Dens natalis ("Hexenzahn") bezeichnet wird.
Lebensmonat | Zähne |
---|---|
6 bis 8 | mittlere Schneidezähne (51, 61, 71, 81) |
8 bis 12 | seitliche Schneidezähne (52, 62, 72, 82) |
12 bis 16 | 1. Milchmolaren (54, 64, 74, 84) |
16 bis 20 | Eckzähne (53, 63, 73, 83) |
20 bis 30 | 2. Milchmolaren (55, 65, 75, 85) |
Das Herauswachsen der Milchzähne wird vom Kleinkind oft als störend empfunden, da der Zahndurchbruch mit einer geringfügigen Entzündung des Gingivalsaums verbunden ist. Dadurch kann es zu Schlafproblemen kommen.
Zahnverlust
Die Milchzähne werden in der Regel nach folgendem Schema durch die bleibenden Zähne ersetzt:
- der erste zum bleibenden Gebiss gehörende Zahn ist in den meisten Fällen der erste Backenzahn
- sein Durchbruchszeitpunkt ist meistens zur Einschulungszeit, also mit etwa 6 Jahren (aus diesem Grund nennt man diesen Zahn auch den 6-Jahr-Molar)
- Verlust der mittleren (Milch-)Schneidezähne zwischen dem sechsten und dem achten Lebensjahr
- anschließend beginnt der Ausfall der seitlichen Schneidezähne
- Ersatz der Eckzähne und der ersten Milchmahlzähne zwischen dem neunten und elften Lebensjahr
- im Alter von 13 Jahren sind in der Regel auch die zweiten Milchmahlzähne ausgefallen und das bleibende Gebiss ist fast vollständig
- anschließend noch Durchbruch der 2. Backenzähne
- Durchbruch der Weisheitszähne mit Beginn der Volljährigkeit, nicht selten auch wesentlich später