Arthromyodysplasie
Synonyme: Rossi-Syndrom, kongenitale Arthromyodysplasie, Guérin-Stern-Syndrom (veraltet)
Englisch: arthrogryposis multiplex congenita, myodystrophia fetalis deformans
Definition
Die Arthromyodysplasie ist eine kongenitale Gelenkversteifung, die sich primär durch Fehlbildungen der Extremitäten zeigt.
- ICD-10 Code: Q74.32
Einteilung
Die Einteilung erfolgt nach Schweregrad (Münchener Klassifikation):
- Typ I: primär sind die Extremitäten betroffen, seltener die Nacken- und Rumpfmuskulatur
- Typ Ia: vor allem Hände und Füße
- Typ Ib: gesamte Extremität ist betroffen, einschließlich Schulter- und Hüftgelenk
- Typ II: zusätzliche Fehlbildungen anderer Organe (Kopf, Wirbelsäule, Harnblase, Bauchdecke) mit Assoziation weiterer Syndrome
- Typ III: weitere Fehlbildungen und Störungen des zentralen Nervensystems
Epidemiologie
Die Inzidenz der Arthromyodysplasie wird mit 1 von 3.000 bis 10.000 Geburten angegeben. Sie tritt bei männlichen Säuglingen häufiger auf.
Ätiologie
Die Ursache der Arthromyodysplasie ist bisher (2023) noch nicht vollständig geklärt. Es werden externe Faktoren (z.B. Oligohydramnion, Uterus septus), metabolische Veränderungen der Myozyten oder Störungen der Vorderhornzellen des Rückenmarks vermutet. Auch Erkrankungen der Mutter (z.B. Myasthenia gravis) sowie Drogenkonsum und Infektionen (Zika-Virus) während der Schwangerschaft werden als Ursachen diskutiert.[1]
Klinik
Die Kontrakturen der Gelenke entwickeln sich bereits intrauterin. Die Muskulatur ist oft atrophisch, verkrümmt oder fehlend. Es kommt zur Gliederstarre und Grypose.[2] Auch die Beteiligung verschiedener Organe sowie des ZNS ist möglich.
Die Arthromyodysplasie kann mit folgenden Syndromen assoziiert auftreten:
Diagnostik
Anamnese und die klinische Untersuchung der Gelenke können auf die Diagnose hinweisen. Bildgebende Verfahren wie Röntgen-Thorax, MRT und EMG werden zur Sicherung eingesetzt. Eine Muskelbiopsie wird nur selten durchgeführt.
Therapie
Häufig sind mehrere Operationen notwendig, um die Fehlbildungen zu korrigieren. Diese richten sich nach dem Schweregrad und den betroffenen Extremitäten bzw. Organen.
Quellen
- ↑ Orphananesthesia. Arthrogryposis multiplex congenita. Abgerufen am 04.08.2023
- ↑ Richter. Arthromyodysplasie. Engelhardt Lexikon Orthopadie und Unfallchirurgie. Abgerufen am 04.08.2023