Brown-Syndrom
nach dem Ophthalmologen Harold Whaley Brown (1898-1978)
Synonym: Obliquus-Superior-Sehnenscheiden-Syndrom
Englisch: Brown's syndrome
Definition
Das Brown-Syndrom ist eine seltene Form von Strabismus, die durch eine Läsion des Musculus obliquus superior bzw. seiner Sehne ausgelöst wird. Dadurch kann die Muskelsehne nicht mehr durch die Trochlea gleiten.
- ICD-10: H50.6
Ätiologie
Das Brown-Syndrom kann sowohl angeboren als auch erworben auftreten. Mögliche Ursachen der erworbenen Form sind:
Pathogenese
Die genaue Pathogenese des angeborenen Brown-Syndroms ist nicht vollständig geklärt. Ursprünglich wurde von einer Dysgenesie der Sehnenscheide des Musculus obliquus superior ausgegangen, wahrscheinlich liegen jedoch andere Störungen des Sehnen-Trochlea-Komplexes vor.
Beim erworbenen Brown-Syndrom sind peritrochleares Narbengewebe, Sehnenzysten und ein Elastizitätsverlust der Sehne wichtige pathogenetische Faktoren.
Klinik
Durch die Fehlfunktion des Musculus obliquus superior ist die Augenbewegung in Adduktion limitiert. Das Auge kann nicht oder nur eingeschränkt eleviert werden. Abhängig von der Ausprägung des Syndroms können Betroffene unter Doppelbildern im Bereich des oberen und mittleren Sehfelds leiden (vertikale Diplopie). Die Stereopsis ist eingeschränkt. Häufig versuchen die Patienten, die Doppelbilder durch eine abnorme Kopfhaltung zu vermeiden.
Darüber hinaus können Schmerzen bei Augenbewegungen auftreten. Manchmal fühlt der Patient auch ein "Klicken", wenn er versucht den Blick in Adduktion zu heben.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der auslösenden Ursache und nach der Schwere der Symptomatik. Sowohl das angeborene, als auch das erworbene Brown-Syndrom haben eine relativ hohe Tendenz zur Spontanheilung, sodass bei geringer Ausprägung zunächst zugewartet wird.
Milde Beschwerden und Schmerzen behandelt man symptomatisch. Mögliche Maßnahmen sind die Verabreichung von Ibuprofen oder Glukokortikoid-Injektionen in die Trochlearegion. Sie lindern die Symptome jedoch meist nur vorübergehend, sodass wiederholt interveniert werden muss. Bei rheumatischer Grunderkrankung können systemische Glukokortikoide und Immunsupressiva eine Besserung herbeiführen.
Sind die Betroffenen in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt, ist in der Regel eine Operation notwendig. Dabei kommen verschiedene Verfahren infrage, darunter die SO-Tenotomie und die Verlängerung des SO-Sehnenbandes.
Quellen
- Brown syndrome: clinical features and results of superior oblique tenotomy; Arq. Bras. Oftalmol. 84 (2) • Mar-Apr 2021
- Pschyrembel; Brown-Syndrom; abgerufen am 02.04.2024
- Lux Augenzentrum; Brown-Syndrom; abgerufen am 02.04.2024
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