Faktor IX
nach dem Patienten Stephen Christmas (1947-1993)
Synonyme: Christmas-Faktor, Antihämophiles Globulin B
Englisch: factor IX, Christmas factor
Definition
Der Faktor IX, früher auch Christmas-Faktor genannt, ist ein Faktor der Blutgerinnung.
Genetik
Das Gen für Faktor IX liegt beim Menschen auf dem X-Chromosom an Genlokus Xq27.1–27.2. Mutationen folgen einem X-chromosomal-rezessiven Erbgang.
Biochemie
Faktor IX ist eine Serinprotease, die im Blutplasma als inaktives Proenzym vorliegt. Die Synthese von Faktor IX findet in der Leber statt und ist Vitamin-K-abhängig. Das fertige Protein besteht aus 415 Aminosäuren und hat ein Molekulargewicht von etwa 66.000 Dalton. Die Halbwertzeit beträgt ca. 18-30 Stunden. Die Konzentration im Blutplasma beträgt um 4 mg/l oder 0,7 - 1,2 E/ml. Faktor IX weist eine Strukturhomologie zu den anderen Vitamin-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren II, VII und X auf.
Physiologie
Im Rahmen der Gerinnungskaskade wird Faktor IX von Faktor XIa (aktivierter Rosenthal-Faktor) oder Faktor VIIa (Convertin) glykosyliert und gespalten, und in seine aktivierte Form (FIXa) überführt. Dabei entsteht ein 10 kDa großes, funktionsloses Aktivierungspeptid. Der aktivierte Faktor IX besteht aus zwei Peptidketten, die über eine Disulfidbrücke verbunden sind.
Faktor IXa trägt die Gerinnungskaskade weiter, indem er eine Arginin-Isoleucin-Bindung in Faktor X hydrolysiert und ihn dadurch zu FXa aktiviert. Als Cofaktoren/Coenzyme benötigt er dabei Calcium, Phospholipide und Faktor VIII (sog. Tenasekomplex). Im Sinne einer positiven Rückkoppelung kann er auch Faktor VII aktivieren.
Pathophysiologie
Ein angeborener Mangel oder eine Funktionsstörung von Faktor IX liegen bei einer Hämophilie B vor. Erworbene Mangelzustände treten bei Vitamin-K-Mangel oder dem Vorhandensein von Autoantikörpern gegen den Faktor IX (sog. Hemmkörperhämophilie) auf.
1997 wurde eine Punktmutation der Aminosäure ALA-10 in der Propeptidregion von Faktor IX beschrieben. Dies hat keine Funktionseinbuße zur Folge, bewirkt aber, dass das Protein eine stark verminderte Affinität zu Vitamin K beim letzten Syntheseschritt hat. Wenn ein Träger dieser Mutation "marcumarisiert" wird, fällt der Faktor IX stark ab und es kann zu Blutungssymptomen kommen.
Labordiagnostik
Ein ausgeprägter Faktor IX-Mangel macht sich durch eine Verlängerung der PTT bemerkbar. Anders als die anderen Vitamin-K-abhängigen Faktoren beeinflusst der Faktor IX nicht den Quick-Wert.
Faktor IX kann im Blutplasma entweder als Proteinkonzentration oder als Faktor-IX-Aktivität bestimmt werden. Verminderte Werte können diagnostisch Aufschluss über das Vorliegen eines Mangelzustandes geben.
Pharmakologie
Faktor IX kann in Form von Faktorenkonzentraten aus Blutplasma oder durch rekombinanten Faktor IX als Infusion substituiert werden. Außerdem ist Faktor IX in Prothrombinkomplex-Konzentraten (PPSB) enthalten.
Rekombinante Faktor IX-Präparate sind u.a.:
um diese Funktion zu nutzen.