Epiploic foramen entrapment (Pferd)
Synonym: Verlagerung ins Foramen epiploicum
Englisch: EFE
Definition
Als Epiploic foramen entrapment bezeichnet man eine pathologische Verlagerung von Dünndarmschlingen in das Foramen epiploicum (Foramen omentale) beim Pferd.
Anatomie
Das Foramen epiploicum ist die schlitzförmige Öffnung zwischen der Bursa omentalis (Netzbeutelhöhle) und der Bauchhöhle. Es liegt rechts dorsal im Abdomen und wird kranial durch die Leber, dorsal durch die Vena cava caudalis und kaudoventral durch die Vena portae begrenzt.
Epidemiologie
Ein Epiploic foramen entrapment tritt bei Pferden beider Geschlechter und aller Altersklassen auf.
Ätiologie
Die Ursachen für eine Verlagerung von Dünndarmschlingen ins Foramen epiploicum sind vielfältig. Besonders gefährdet sind Pferde mit stereotypischen Verhaltensmustern, wie z.B. regelmäßiges Beißen in den Futtertrog (crib biting) oder vermehrtes Leerschlucken (Koppen). Durch die schnellen Änderungen der intraabdominellen Druckverhältnisse während des Beißens und Schluckens können sich Dünndarmschlingen ins Foramen epiploicum verlagern.
Besonders prädisponiert für ein Epiploic foramen entrapment sind Pferde mit vorausgegangenen Kolikoperationen, schreckhafte bzw. ängstliche Tiere und großwüchsige Rassen.[1]
Pathogenese
Unabhängig vom Auslöser verlagern sich die Dünndarmanteile meist von der viszeralen Fläche der Leber ausgehend über die rechte Bauchwand ins Foramen epiploicum. Eine Verlagerung über die linke Bauchwand ist ebenso möglich.
Findet die Verlagerung von der linken Körperseite ausgehend statt, kommt es oftmals aufgrund der mechanischen Einwirkung gleichzeitig zu einer Ruptur der Bursa omentalis, die mit starken Blutungen einhergeht.
Klinik
Das klinische Bild eines Epiploic foramen entrapment zeigt sich meist in plötzlich auftretenden und hochgradigen Koliksymptomen. Je nachdem, wie weit die Strangulation fortgeschritten ist, sind Schocksymptome wie Tachykardie, Tachypnoe, verlängerte kapilläre Rückfüllzeit und verwaschene Schleimhäute möglich.
Gefäßrupturen und Sepsis führen zu perakuten Krankheitsverläufen mit plötzlichen Todesfällen.
Diagnose
Anamnese, klinische Untersuchung und das klinische Bild geben erste Hinweise auf ein Epiploic foramen entrapment. Bei der Ultraschalluntersuchung des Abdomens lassen sich meist erweiterte Dünndarmschlingen, ödematös verdickte Dünndarmwände sowie eine Verlagerung von Darmschlingen auf die rechte Körperhälfte feststellen. Generalisiert verdickte und anmotile Darmabschnitte sind pathognomonisch für eine strangulierende Obstruktion von Dünndarmschlingen.
Eine eindeutige Diagnose kann jedoch erst intraoperativ gestellt werden.
Therapie
Pferde, die starke Koliksymptome aufweisen, sind initial mit Infusionen, Analgetika (z.B. Flunixin-Meglumine) und einer Nasenschlundsonde (zur Entleerung des Magens) zu versorgen.
Beim Verdacht eines Epiploic foramen entrapment sollte stets eine chirurgische Versorgung in Betracht gezogen werden. Hierbei wird mittels Laparotomie das Foramen epiploicum aufgesucht, die darin eingeklemmten Darmschlingen befreit und bereits ischämische Dünndarmabschnitte reseziert.
Prognose
Die Prognose ist grundsätzlich gut, hängt aber von der Anzahl vorausgegangener Koliken, der Länge des resizierten Darmabschnittes und der postoperativen Versorgung ab.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band II: Eingeweide. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004.
- Stephen M. Reed, Warwick M. Bayly, Debra C. Sellon. Equine internal medicine. 4th edition. Elsevier, 2018.
Quellen
- ↑ Archer DC et al. Risk factors for epiploic foramen entrapment colic: an international study Equine Vet J. 2008 May;40(3):224-30, abgerufen am 17.03.2020