Emetogenes Risiko
Synonym: emetogenes Potential
Englisch: emetogenic risk, emetogenic potential
Definition
Das emetogene Risiko beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Tumortherapie Übelkeit und Erbrechen auslöst.
siehe auch: Zytostatika-induziertes Erbrechen
Einteilung
Beispiele
Beispiele für intravenös und oral verabreichte Wirkstoffe der verschiedenen Risikoklassen sind:
| Applikationsweg | Risikostufen | Wirkstoffe |
|---|---|---|
| Intravenös (i.v.) | Hoch |
|
| Moderat | ||
| Gering | ||
| Minimal | ||
| Oral | Hoch/Moderat |
|
| Gering/Minimal |
Orale Therapien führen oft zu persistenter leichter Übelkeit, was die Adhärenz beeinflussen kann.
Einflussfaktoren
Neben dem Wirkstoff selbst beeinflussen auch patientenbezogene Faktoren das tatsächliche Risiko:
- Geschlecht (höheres Risiko bei Frauen)
- Alter (jüngere Patienten sind anfälliger)
- Vorerfahrung mit Übelkeit/Erbrechen (z.B. bei früherer Chemotherapie oder Reisekrankheit)
- Alkoholkonsum (niedriger Konsum → höheres Risiko)
Antiemetische Prophylaxe
Die antiemetische Prophylaxe richtet sich nach dem emetogenen Risiko des eingesetzten Regimes und folgt den aktuellen MASCC/ESMO-Antiemetic-Guidelines (Update 2023/2024).
Hohes Risiko
Empfohlen wird eine Kombination aus:
- einem NK1-Rezeptorantagonisten (z.B. Aprepitant, Fosaprepitant oder Netupitant/Palonosetron),
- einem 5-HT3-Rezeptorantagonisten,
- Dexamethason
- und ggf. Olanzapin (insbesondere bei Anthrazyklin/Cyclophosphamid-Regimen oder erhöhtem individuellem Risiko).
Diese Kombination wirkt sowohl gegen akute als auch gegen verzögerte Emesis.
Moderates Risiko
Standard ist eine Zweifachtherapie aus:
- einem 5-HT3-Rezeptorantagonisten (Tag 1)
- Dexamethason (Tag 1)
Bei bestimmten Regimen – insbesondere bei Carboplatin- sowie teilweise bei Oxaliplatin-haltigen Schemata – wird zusätzlich ein NK1-Rezeptorantagonist empfohlen.
Geringes Risiko
Hier ist die einmalige Gabe eines der folgenden Wirkstoffe an Tag 1 ausreichend: 5-HT3-Rezeptorantagonist, Dexamethason oder Dopaminantagonist (z.B. Metoclopramid).
Minimales Risiko
Es wird keine routinemäßige antiemetische Prophylaxe empfohlen.
Quellen
- Herrstedt et al., 2023 MASCC and ESMO guideline update for the prevention of chemotherapy- and radiotherapy-induced nausea and vomiting, ESMO Open, 2024