Distigmin
Handelsnamen: Ubretid®
Definition
Distigmin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der indirekten Parasympathomimetika.
Chemie
Distigmin ist wie Neostigmin eine quartäre Ammoniumverbindung, Die Summenformel lautet C22H32Br2N4O4. Die molare Masse beträgt 576,33 g·mol−1.
Wirkmechanismus
Distigmin inhibiert die Acetylcholinesterase. Dieses Enzym spaltet hydrolytisch den Neurotransmitter Acetylcholin im synaptischen Spalt zu Acetat und Cholin. Wird dieser Vorgang gehemmt, liegt mehr Acetylcholin an der motorischen Endplatte vor, sodass die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Muskelkontraktion kommt, steigt. Bei der Behandlung der Harninkontinenz wirkt sich dies positiv auf den Blasenschließmuskel aus.
Pharmakokinetik
Die Bioverfügbarkeit von Distigmin ist mit etwa 5% eher gering. Im Vergleich zu anderen Parasympathomimetika verfügt Distigmin jedoch mit 65 Stunden über eine deutlich längere Plasmahalbwertszeit. Der Wirkstoff wird nach Hydrolyse verzögert renal ausgeschieden. Insgesamt kommt es dadurch zu einer erhöhten Akkumulationstendenz, die ein höheres Risiko für das Entstehen cholinerger Krisen mit sich bringt.
Distigmin überwindet die Blut-Hirn-Schranke nicht und beeinflusst auch die ganglionäre Übertragung nicht wesentlich.
Indikationen
Die Hauptindikation für die Verschreibung von Distigmin sind neurogene Blasenentleerungsstörungen. Darüber hinaus wir es bei postoperativer Darmatonie eingesetzt.
Bei der Therapie der Myasthenia gravis ist Distigmin eine zweite Wahl, hier wird Pyridostigmin bevorzugt.
Nebenwirkungen
- Schwitzen
- Muskelkrämpfe
- Vermehrter Speichelfluss
- Bradykardien
- Bronchokonstriktion mit einhergehender Atemnot
- Akkommodationsstörungen
- Gastrointestinale Störungen: Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe, Diarrhoe
Kontraindikationen
- Ileus
- Verschluss der harnableitenden Wege
- Iritis
- Asthma bronchiale
- Morbus Parkinson
In der Schwangerschaft und Stillzeit wird von einer Einnahme des Medikaments abgeraten, da keine Studien bzgl. möglicher Auswirkungen vorliegen.