Dekompressive Kraniektomie
Synonym: Dekompressionskraniektomie
Englisch: decompressive craniectomy
Definition
Die dekompressive Kraniektomie, kurz DHC, ist eine neurochirurgische Operation, bei der Teile der Schädelkalotte bzw. des Schädeldachs entfernt werden (Kraniektomie), um bei erhöhtem Hirndruck bzw. einer Gehirnschwellung einen Ausgleichsraum zu schaffen. Der entfernte Teil der Kalotte wird für eine spätere Reimplantation konserviert.
Einteilung
Je nach Lokalisation der Läsion und zugrundliegender Pathologie können verschiedene Formen der dekompressiven Kraniektomie erfolgen. Man unterscheidet dabei die einseitige (unilaterale) Kraniektomie bzw. Hemikraniektomie von der beidseitigen (bilateralen) Kraniektomie.
- frontotemporoparietale Hemikraniektomie: einseitige Entfernung von Teilen des Os frontale, temporale und parietale
- bilaterale Kraniektomie: beidseitige Entfernung, führt zur maximalen Dekompression
- bifrontale Kraniektomie: beidseitige Entfernung des Os frontale
Indikation
Eine Kraniektomie ist die Ultima ratio in der Therapie des erhöhten intrakraniellen Drucks. Sie wird dann angewendet, wenn konservative Maßnahmen einen erhöhten Hirndruck nicht mehr ausreichend senken können. Ihr therapeutischer Nutzen ist umstritten.
Ein erhöhter Hirndruck kann unter anderem auf folgende Ursachen zurückgeführt werden:
- raumfordernder Kleinhirninfarkt
- intrazerebrale Blutungen
- Hirnblutung
- Hirnödem (z.B. nach Schlaganfall oder SHT)
- lokale oder ausgedehnte Enzephalitis
Als Altersbeschränkung für eine Kraniektomie wird das 55. Lebensjahr angegeben. Bei Kindern und Jugendlichen sollte die Indikation zur Dekompression früher gestellt werden, als vor Erschöpfung aller Alternativmaßnahmen. Jedoch wird die Indikation bei einem akut ansteigenden Hirndruck nicht ausschließlich abhängig vom chronologischen Lebensalter gestellt, sondern berücksichtigt auch Komorbiditäten und die Komedikationen. Gibt es Hinweise auf starke Irreversible Hirnschäden, wird eine Kraniektomie in dubio allenfalls bei sehr jungen Patienten durchgeführt.
Probleme
Vor der Entnahme der Schädelkalotte muss sichergestellt werden, dass keine venösen Blutgefäße verletzt werden, die sich darunter befinden. Deshalb erfolgt oft nur eine unilaterale Hemikraniektomie. Zudem muss die anschließende Lagerung des Patienten so erfolgen, dass kein direkter Druck auf das Gehirn ausgeübt wird.
Die Konservierung des entnommenen Knochens ist aufwändig. Neben der Kryokonservierung ist die vorübergehende Implantation in die Bauchhöhle des Patienten möglich.
Quellen
- Greiner Indikation und Durchführung der dekompressiven Kraniektomie Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2008
- Anton und Winkler Dekompressive Kraniektomie in der Neurotraumatologie J Neurol Neurochir Psychiatr 2015
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