Crenosomose (Hund)
Synonym: Crenosoma vulpis-Infektion des Hundes
Definition
Als Crenosomose des Hundes bezeichnet man eine durch Parasiten der Familie der Crenosomatinae verursachte Infektionskrankheit beim Hund.
Erreger
Crenosoma vulpis ist ein schachtelhalmförmiger Lungenwurm, der hauptsächlich Wildkaniden (u.a. Rotfuchs, Polarfuchs, Marderhund, Wolf) und den Hund befällt. Die männlichen Würmer sind 4 bis 8 mm lang und haben zwei Spicula und ein Gubernakulum. Weibchen hingegen sind zwischen 12 und 16 mm lang. Beide Geschlechter tragen am vorderen Körperdrittel eine ringförmig bedornte Verdickung, die den Nematoden ein schachtelhalmartiges Aussehen verleiht.
Crenosoma vulpis ist weltweit verbreitet. In Fuchspopulationen in Mitteleuropa ist der Parasit endemisch und mit Prävalenzen bis zu 50 % nachzuweisen.
Entwicklung
Die adulten Stadien von Crenosoma vulpis parasitieren in Bronchien und Trachea. Dabei produzieren die ovoviviparen Weibchen Eier mit weit entwickeltem Embryo, aus denen bereits in der Lunge Larven erster Entwicklungsstufe (L1) schlüpfen. Diese treten eine Passage über die Trachea und den Pharynx in den Darm an, um letztendlich mit dem Kot ausgeschieden zu werden.
Die anschließende Entwicklung läuft unter Einschaltung von Landschnecken (Nackt- oder Gehäuseschnecken, u.a. Deroceras, Arion, Cepaea, Succinea, Zonitoides) als Zwischenwirte weiter. Dabei treten die Larven aus dem Kot in den Körper der Schnecke ein und entwickeln sich in knapp 3 Wochen zu infektiösen Drittlarven (L3). Der Endwirt wird durch den Verzehr larvenhaltiger Schnecken mit dem Parasiten befallen.
Nachdem die Larven III sich im Endwirt freigesetzt haben, dringen sie in venöse Gefäße der Darmwand ein und erreichen über den Blutweg die Leber. Dort wandern sie eine kurze Zeit lang im Parenchym herum, suchen dann Äste der Lebervenen auf und werden dann im Blut über das Herz zur Lunge transportiert. Untersuchungen zeigten auch einen Transport der Larven auf dem Lymph-Blut-Weg, ohne dass die Leber dabei passiert wurde.
Die Präpatenz liegt bei etwa 3 Wochen, die Patenz bei 290 Tagen.
Klinik
Larven, die in der Leber herumwandern, hinterlassen kleine Nekroseherde, die sich gewöhnlich innerhalb weniger Tage zurückbilden. Wandern die Parasiten in die Lunge ein, kann es währenddessen zu Blutungen im Parenchym kommen. Im weiteren Verlauf entstehen Granulome sowie Herde interstitieller Pneumonie.
Präadulte, adulte Parasiten und die von Weibchen ausgeschiedenen Larven verursachen Bronchiolitis, Bronchitis und zum Teil auch Bronchopneumonien mit entsprechenden klinischen Symptomen: Husten, Auswurf und leichtes Fieber. Hämatologische Untersuchungen zeigten bei etwa der Hälfte der betroffenen Hunde eine Eosinophilie.
Diagnose
Eine Verdachtsdiagnose wird anhand des klinischen Bildes sowie der Bildgebung (leicht- bis hochgradiges bronchointerstitielles Muster im Röntgenthorax) gestellt. Durch endoskopische Untersuchungen können neben den entzündlichen Veränderungen und Schleimansammlungen in seltenen Fällen auch lichtscheue Adulte beobachtet werden.
Am sensitivsten ist der Nachweis der Erstlarven (L1) im Kot mithilfe des Auswanderverfahrens. Es kann auch eine Untersuchung des Trachealschleims sowie des Sediments der Bronchiallavage auf Larven (265 bis 330 μm lang mit zugespitztem Hinterende) durchgeführt werden.
Therapie
In experimentellen Untersuchungen ist Levamisol (1 x 8 mg/kgKG p.o.) hochwirksam. Fallberichten zufolge zeigen auch Fenbendazol (täglich 50 mg/kg an 5 bis 6 Tagen p.o.), Ivermectin (nicht zugelassen) oder Milbemycinoxim in einer Einzeldosis von 0,5 mg/kgKG p.o. einen therapeutischen Effekt.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005