Community Health Nursing
Definition
Community Health Nursing, kurz CHN, bezeichnet ein pflegewissenschaftliches Berufsfeld, in dem akademisch qualifizierte Pflegekräfte mit erweiterten Handlungskompetenzen in die Primärversorgung eingebunden sind. Community Health Nurses übernehmen dabei teilweise ärztliche Aufgaben. Das Berufsbild ist insbesondere in ländlichen Regionen und sozialen Brennpunkten im angelsächischen und skandinavischen Raum verbreitet.
Hintergrund
Das Community Health Nursing hat sich als Teil der Advanced Nursing Practice (ANP) weiterentwickelt. Community Health Nurses übernehmen eine Schlüsselrolle in Regionen mit Ärztemangel. Durch den demographischen Wandel, Zunahme an chronischen Erkrankungen und Komplexität des Versorgungsbedarfs gewinnt das Modell zunehmend an Bedeutung. Die Robert Bosch Stiftung und weitere Institutionen fördern die Einführung dieses Pflegeberufs in Deutschland.
Rahmenbedingungen
Community Health Nurses verfügen meist über einen beruflichen Abschluss als Pflegefachkraft und darüber hinaus über einen pflegewissenschaftlichen Masterabschluss. In Deutschland befindet sich die berufliche Rolle der Community Health Nurse noch im Aufbau (Stand 2025). Die erweiterte Übernahme heilkundlicher Tätigkeiten ist vor allem Gegenstand von Modellprojekten und erfolgt derzeit in der Regel im Rahmen ärztlicher Delegation.
Mit dem geplanten Gesetz zur Befugniserweiterung und Entbürokratisierung in der Pflege (vormals Pflegekompetenzgesetz) soll ein Rechtsrahmen geschaffen werden, der entsprechend qualifizierten Pflegefachpersonen die eigenverantwortliche Ausführung ausgewählter heilkundlicher Tätigkeiten ermöglicht.
Ausbildung
Die Qualifikation zur Community Health Nurse erfolgt in Deutschland überwiegend über ein pflegewissenschaftliches Masterstudium mit Schwerpunkt Advanced Nursing Practice oder Community Health Nursing. Voraussetzung ist ein Abschluss als Pflegefachkraft sowie berufliche Erfahrung. Das Studium vermittelt vertiefte Kenntnisse in Public Health, Pflegeassessment, klinischer Entscheidungsfindung, Pharmakologie, Prävention, Gesundheitsförderung und Versorgungsforschung. Ergänzt wird dies durch praxisnahe Module zu körperlicher Untersuchung, delegationsgebundener Diagnostik und Therapieanpassung, Case Management, interdisziplinärer Zusammenarbeit und digitaler Gesundheitsversorgung (z.B. Telemedizin). Der Abschluss befähigt zur Tätigkeit in kommunalen und primärversorgungsnahen Modellprojekten. Eine eigenständige heilkundliche Ausübung ist in Deutschland derzeit (2025) noch nicht gesetzlich verankert.
Aufgaben
Community Health Nurses fungieren als erste Anlaufstellen für gesundheitliche und pflegerische Fragen. Ihre Aufgaben umfassen z.B.:[1]
- Versorgung und Beratung von Patienten bei präventiven und pflegerischen Fragestellungen
- Körperliche Untersuchung, Anamnese, Vitalzeichenkontrolle und ggf. weiterführende Diagnostik
- Therapie- und Krankheitsmanagement, einschließlich Behandlung einfacher Erkrankungen und Verschreibung von Medikamenten nach erfolgter ärztlicher Diagnostik
- Gesundheitsförderung und Prävention durch Aufklärung, Impfberatung und Organisation von Gesundheitskursen
- Koordination und Steuerung der Versorgungsprozesse sowie Vernetzung mit anderen Gesundheits- und Sozialberufen
- Unterstützung und Beratung vulnerabler Gruppen (z.B. chronisch Erkrankte, Pflegebedürftige, Senioren, Schwangere, Geflüchtete und Menschen in prekären Lebensverhältnissen)
- Nutzung digitaler Gesundheitsanwendungen zur telepflegerischer und telemedizinischen Begleitung
- Mitwirkung in der kommunalen Gesundheitsförderung und Gesundheitsforschung mit lokaler Erhebung sozialer und gesundheitlicher Daten
- Hausbesuche und Nachsorge zur Vermeidung von Rehospitalisierung und zur Förderung häuslicher Pflege („ambulant vor stationär“)
Abgrenzung zum Hausarzt
Community Health Nurses (CHNs) arbeiten mit anderen Gesundheits- und Sozialberufen zusammen, um eine patientenzentrierte Versorgung – insbesondere in außerklinischen Settings – zu unterstützen.
Im Rahmen der ärztlichen Delegation übernehmen CHNs dabei teilweise hausärztliche Tätigkeiten wie etwa Verschreibungen nach bereits erfolgter ärztlicher Diagnose. Dies erfolgt derzeit vor allem bei stabil eingestellten Patienten mit häufigen chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder kardiovaskulären Erkrankungen.
Primär ergänzt ihre Tätigkeit die hausärztliche Versorgung durch einen präventiven und sozialmedizinischen Ansatz. CHNs erkennen frühzeitig Pflege- und Behandlungsbedarfe und tragen im Idealfall dazu bei, Hospitalisierungen zu vermeiden.
Literatur
- Community Health Nursing beim Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), abgerufen am 18.11.2025
- Definition und Rolle der Community Health Nurse (CHN), abgerufen am 18.11.2025
- Community Health Nursing Förderung durch die Robert Bosch Stiftung, abgerufen am 18.11.2025
Quellen
- ↑ Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK): Community Health Nursing. Berufspolitik, abgerufen am 14.11.2025.