Cheiloplastik (Hund)
Synonym: Lefzenfaltenresektion
Definition
Unter einer Cheiloplastik oder Lefzenfaltenresektion versteht man die chirurgische Entfernung (Resektion) von überschüssiger Haut im Bereich der Lefzen beim Hund.
Indikation
Die Cheiloplastik wird v.a. bei Rassen mit ausgeprägten Lefzen des Unterkiefers (z.B. Spaniel, Bernhardiner, Neufundländer, Retriever-Hunde u.ä.) angewendet. Aufgrund der überhängenden Lefzen entsteht im Grenzbereich der Hautfalten ein Lefzenekzem - eine Sonderform des Intertrigo.
Deutlich seltener wird eine Cheiloplastik auch bei Hunden angewendet, die an übermäßigem und unkontrolliertem Abfließen von Speichel leiden. Durch das ständige "Sabbern" sind sowohl das Gesicht als auch der Hals ständig befeuchtet und verfärbt.
Methoden
Abhängig von der Indikation (Lefzenekzem bzw. exzessiver Speichelfluss) sind unterschiedliche Operationstechniken anzuwenden:
- Cheiloplastik bei Lefzenekzem: Mittels elliptischer Inzision wird die infizierte Haut entfernt und die gesunde Haut mit Einzelheften adaptiert.
- Cheiloplastik bei ekzessivem Speichefluss: Mittels horizontaler Inzision wird ein kleiner Streifen am mukokutanen Übergang der Unterlippe entfernt. Anschließend werden mehrere kleine Hautlappen präpariert und durch vertikale Matratzennähte fixiert.
Durchführung
...bei Lefzenekzem
Der Hund wird in Rückenlage und in Allgemeinanästhesie auf dem Operationstisch gelagert. Die Unterkieferregion ist gründlich zu scheren und aseptisch vorzubereiten.
Das infizierte Areal wird - parallel zum Ramus mandibulae - elliptisch umschnitten. Die Inzision kann hierbei die mukokutane Grenze einschließen. Das umschnittene Hautsegment wird dann unter Schonung der darunter liegenden Muskeln unterminiert, abgehoben und entfernt. Sämtliche Blutungen sind mittels Ligatur, Elektrokoagulation oder Druckeinwirkung zu stillen. Bei Bedarf kann zusätzliche Haut entfernt werden, um ein optimales Ergebnis zu erhalten. Die Wunde wird gespült und anschließend subkutan und intrakutan mit einer fortlaufenden Naht oder mittels Einzelknopfhefte (monofiles und resorbierbares Nahtmaterial der Stärke 3-0 oder 4-0) adaptiert. Die Haut sollte mit Einzelknopfheften (nicht-resorbierbares Nahtmaterial der Stärke 3-0 oder 4-0) verschlossen werden.
...bei exzessivem Speichelfluss
Der Hund wird in Allgemeinanästhesie in Seitenlage fixiert. Die betreffende Gesichtshälfte wird geschoren, die Maulhöhle gründlich gespült und das gesamte Operationsfeld aseptisch vorbereitet.
Die Unterlippe muss 2 bis 3 cm rostral des Maulwinkels gefasst und so weit nach dorsal angehoben werden, bis die Lefze bei vollständig geöffneter Maulspalte straff gespannt ist. Danach wird eine horizontale und 2,5 bis 3 cm lange Inzision in der Haut des Oberkiefers in diesem Bereich durchgeführt (die Vena labialis dorsalis verläuft knapp dorsal der Inzision). Die Schnittführung sollte dabei auf einer imaginären Linie zwischen dem medialen Kanthus des Auges und dem Maulwinkel beginnen. Die Länge der Inzision variiert jedoch stark - abhängig von der Hunderasse. Sämtliche Blutungen sind mittels Ligatur oder Elektrokoagulation zu stillen. Mithilfe einer Schere kann dann ein 2 mm breiter und ca. 2,5 cm langer Mukosastreifen am mukokutanen Übergang der Unterlippe reseziert werden. Indem an jeder Seite der Inzision die Haut und Mukosa unterminiert wird, entstehen zwei 0,5 bis 0,75 cm lange Hautlappen. Diese Lappen werden mit Haltefäden durch den Schnitt in der Wange gezogen. Mit mehreren vorgelegten vertikalen Matratzennähten und Einzelknopfheften werden dann die Ränder der Hautlappen in der Wangeninzision verankert (nicht-resorbierbares Nahtmaterial der Stärke 2-0 oder 3-0).
Anschließend wird der Patient umgelagert, sodass der Eingriff auf der anderen Seite auf gleiche Weise durchgeführt werden kann.
Nachsorge
Um Automutilationen zu verhindern, ist bis zur Nahtentfernung (21 Tage postoperativ) ein Halskragen zu tragen. Der Wundbereich muss unbedingt sauber und trocken gehalten werden, sodass sämtliche Futterreste und Speichel regelmäßig entfernt werden. Zusätzlich muss die Maulhöhle regelmäßig mit Wasser ausgespült werden.
Apportieren sowie das Kauen auf harten Gegenständen ist für mindestens 2 Monate zu unterbinden.
Literatur
- Fossum TW. 2007. Chirurgie der Kleintiere. 2. Auflage. München: Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag. ISBN: 978-3-437-57091-9