Beriberi
Synonym: Beri-Beri
Englisch: beriberi(sprich: "barrybarry")
Definition
Beriberi ist eine Erkrankung, die durch Vitamin B1-Mangel entsteht und zu Störungen der Nerven, der Muskulatur und des Herz-Kreislauf-Systems führen kann.
ICD10-Schlüssel: E51.1
Ätiologie
Die Ursache der Erkrankung ist ein Mangel an Vitamin B1 (Thiamin). Thiamin ist ein Coenzym von wichtigen Enzymen des Kohlenhydratstoffwechsels und kommt unter anderem in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Fleisch, Nüssen, Hefe und Eigelb vor.
Ein Thiaminmangel kommt in Europa selten vor und tritt vor allem bei gestillten Kindern auf, deren Mütter sich falsch ernähren. Außerdem muss bei parenteraler Ernährung auf genügende Thiamin-Substitution geachtet werden.
Der Thiaminbedarf von Kindern kann nicht allein durch Milchernährung gedeckt werden. Bei Erwachsenen entsteht ein Thiaminmangel bei ausschließlicher Ernährung mit weißem Mehl. Auch Patienten mit Wernicke-Korsakow-Syndrom nach jahrelanger Alkoholkrankheit mit Mangelernährung zeigen Beriberi-Symptome.
In Südostasien ist Beriberi aufgrund einer einseitigen Ernährung mit poliertem Reis noch relativ häufig.
Verschlimmert wird die Erkrankung durch weitere Mangelerscheinungen oder Stressfaktoren, sowie durch bestimmte Schimmelpilz-Toxine.
Symptome
Die Frühsymptome von Beriberi sind unspezifisch und damit für die Diagnose nicht wegweisend:
- Müdigkeit
- Somnolenz
- Apathie
- Depression
- Konzentrationsstörungen
- Unruhe
- Reizbarkeit
- Zittern
- Übelkeit
- Schmerzen im Abdomen
Weitere Beriberi-Symptome sind:
- Periphere Neuritis
- Parästhesien
- "Brennen" an den Füßen
- Verlust der Tiefensensibilität
- Lähmungen
- Lähmungen der Arm-, Bein- und Rumpfmuskulatur
- Lähmungen von Hirnnerven
- Herz-Kreislauf-Symptome
- Tachykardie
- Ödeme durch Erhöhung der Kapillarpermeabilität
- Herzinsuffizienz
- Laktatazidose, vor allem bei parenteraler Ernährung
In der Spätphase kommt es oft zur Bewegungsunfähigkeit der Erkrankten.
Formen
Nach dem klinischen Bild lassen sich mehrere Formen von Beriberi unterscheiden:
- atrophische bzw. polyneuritische Form: Lähmungen, Parästhesien
- akute neurale Form: Lähmungen von Hirnnerven, enzephalitische Symptome
- akute kardiale Form: Herzinsuffizienz, dilatative Kardiomyopathie
- hydropische Form: Ödeme, Herzversagen
In der ICD10 werden eine trockene und eine feuchte Form von Beriberi unterschieden:
- Trockene Form: Allgemeinsymptome, neurologische Symptome
- Feuchte Form: Störungen des Herz-Kreislauf-Systems
Bei der feuchten Form muss außerdem der Schlüssel I98.8 (Sonstige Störungen des Kreislaufsystems bei anderenorts klassifizierten Krankheiten) angegeben werden.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt durch die Messung der Aktivität bestimmter Enzyme. Es wird die Aktivität der Ketolase in Erythrozyten bestimmt, und zwar vor und nach der Verabreichung von Thiaminpyrophosphat.
Therapie
Die Therapie von Beriberi erfolgt durch die Gabe von Thiamin, wodurch es in der Regel zu einer deutlichen klinischen Besserung kommt. Bei gestillten Säuglingen ist die Behandlung von Mutter und Kind indiziert.