Aseptische Kiefernekrose
Synonyme: ONJ
Englisch: osteonecrosis of the jaw
Definition
Aseptische Kiefernekrose ist ein Sammelbegriff für Knochennekrosen (Osteonekrosen) des Kiefers, die nicht durch eine Infektion, sondern aseptisch entstehen.
Einteilung
Die aseptischen Kiefernekrosen lassen sich unterteilen in:[1]
- Medikamentenassoziierte Kiefernekrosen (z.B. durch Bisphosphonate, Denosumab, Bevacizumab)
- Osteoradionekrosen
- Traumatisch bedingte Kiefernekrosen
- Atraumatische Kiefernekrosen (z.B. assoziiert mit Malignomen, Erbkrankheiten, Drogenabusus)
- Idiopathische bzw. spontane Kiefernekrose
siehe auch: antiresorptiva-assoziierte Kiefernekrose (ARONJ)
Abgrenzung
Von der aseptischen Kiefernekrose im engeren Sinn abzugrenzen ist die Neuralgie-induzierende kavitationsbedingte Osteonekrose des Kiefers (NICO), die wissenschaftlich kontrovers diskutiert wird.
Epidemiologie
Belastbare Gesamtangaben zur Prävalenz fehlen bisher (2025). Für die medikamentenassoziierte Kiefernekrose wird die Prävalenz zwischen 0,3 - 0,4 % angegeben. Bei Anwendung von Bisphosphonaten ist sie zum Teil deutlich höher – je nach Risikoprofil 1 bis 19%.[2] Die Prävalenz einer Osteoradionekrose unter Strahlentherapie wird mit 4 bis 8 % angegeben.[3]
Ätiologie
Zu den möglichen Auslösern einer aseptischen Kiefernekrose zählen Medikamente (v.a. antiresorptive und antiangiogene Wirkstoffe), Bestrahlung, lokale Traumata (z.B. auch im Rahmen von Zahnextraktionen), systemische Erkrankungen (z.B. Diabetes, Thrombophilie), toxische Substanzen (z.B. Arsen) und Drogen (z.B. Kokain).[1]
Pathogenese
Die Pathogenese ist abhängig von der Krankheitsform und in vielen Fällen nicht abschließend geklärt (2025). Es wird eine multifaktorielle Genese, bestehend aus gestörter Knochenperfusion, Störungen der Angiogenese, Hypoxie, immunologischer Fehlregulation und Hemmung von Osteoblasten und /-klasten.[1]
Symptome
Das Krankheitsbild verläuft anfangs häufig asymptomatisch. Mögliche Symptome sind dumpfe Kieferschmerzen, Druckgefühl, Zahnlockerungen oder neuralgiforme Beschwerden.
Diagnostik
Die Diagnose basiert auf der Anamnese, der Symptomatik und der klinischen Untersuchung. Die Diagnosesicherung erfolgt durch bildgebende Verfahren. Zum Einsatz kommen u.a. die konventionelle Röntgendiagnostik, die digitale Volumentomographie oder die MRT. Weitere Verfahren sind Tc-99m-Szintigrafie oder Ultraschalluntersuchungen.
Differentialdiagnose
Eine wichtige Differenzialdiagnose ist die infektiöse Osteomyelitis.
Therapie
Die Therapie ist abhängig von der Ursache und erfolgt häufig chirurgisch, meist mittels minimalinvasiver Exkochleation der betroffenen Areale. Zum Teil wird eine begleitende antimikrobielle Therapie zur Prophylaxe von Superinfektionen eingesetzt. Weitere Therapieoptionen sind Glukokortikoidinjektionen, hyperbare Sauerstofftherapie und Lasertherapie.[1]
Literatur
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Brzak et al: Osteonecrosis of the Jaw. Dent J (Basel), 2023
- ↑ Wehrhan et al.: Antiresorptive Therapie – Risiko, Therapie und Prophylaxe von Kieferknochennekrosen. ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2015
- ↑ Singh et al.: Osteoradionecrosis of the jaw: A mini review. Front Oral Health, 2022.