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Scharlach

Synonym: Scarlatina
Englisch: scarlet fever

1. Definition

Der Scharlach ist eine exanthematische Erkrankung, die bei einer Infektion mit β-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A auftritt. Auslöser für die Symptome sind dabei die von den Bakterien produzierten erythrogenen Toxine. Betroffen sind vorzugsweise Kinder zwischen dem 3. und 10. Lebensjahr.

2. Ätiologie

Es sind eine Vielzahl verschiedener Typen der A-Streptokokken bekannt, die Scharlach und das damit verbundene Exanthem verursachen können. Scharlach entsteht, wenn die infektiösen A-Streptokokken erythrogene Toxine bilden können und ein Befall mit lysogenen Bakteriophagen stattfindet.

Es sind bis zu 13 verschiedene erythrogene Toxine ("Scharlachtoxine") bekannt, von denen drei (SpeA, SpeB und SpeC) klinische Relevanz besitzen – daher ist eine Erkrankung an Scharlach prinzipiell mehrmals möglich. Eine nach der Erkrankung bestehende Immunität beschränkt sich demnach auf das jeweils verantwortlich gewesene erythrogene Toxin.

Seltener können auch die C- oder G-Streptokokken erythrogene Toxine bilden.

3. Symptome

Die Erreger werden durch Tröpfcheninfektion in den Pharynx aufgenommen und verursachen nach einer Inkubationszeit von 2 bis 5 Tagen erste Krankheitszeichen.

Diese sogenannte Prodromalphase ist gekennzeichnet durch:

Ein bis zwei Tage nach der eitrigen Entzündung entsteht ein makulopapulöses Exanthem mit dicht beieinanderstehenden, stecknadelkopfgroßen, intensiv rot gefärbten und leicht erhabenen Effloreszenzen. Es breitet sich tendenziell von Hals, Nacken und Rücken ausgehend auf Rumpf, Extremitäten und Gesicht aus. Prädilektionsstellen sind die Achseln und die Leisten. Auffällig ist das frei bleibende Mund-Kinn-Dreieck ("periorale Blässe") im Gesicht. Begleitend findet sich ein Enanthem der Schleimhäute.

Im Verlauf einer Scharlach-Erkrankung kommt es regelmäßig zu charakteristischen Veränderungen der Zunge. Zunächst ist die Zunge weisslich belegt. Später verschwindet der Belag und die Zunge wirkt leicht geschwollen und intensiv rot ("Himbeerzunge").

Seltener entsteht ein Scharlach auch ohne eitrige Tonsillitis im Rahmen einer Impetigo contagiosa oder anderen durch A-Streptokokken hervorgerufenen Erkrankungen.

4. Komplikationen

Ein Scharlach kann postinfektiös als immunologische Komplikation ein rheumatisches Fieber mit vorwiegender Beteiligung von Herz, Niere und Gelenken hervorrufen (Scarlatina rheumatica). Auch eine Chorea minor kann auftreten. Seltener kommt es in der Folge der Erkrankung zur Entwicklung einer Myokarditis, Endokarditis oder Glomerulonephritis.

Bei besonders schwer verlaufenden Formen des Scharlach (Scarlatina septica, Scarlatina fulminans) kann es durch die erythrogenen Toxine (s.u.) bedingt zu nekrotisierenden Entzündungen, Schleimhautblutungen, Herzschädigung, Vigilanzstörungen und einer ausgeprägten Hyperpyrexie kommen.

5. Sonderformen

Einige Sonderformen des Scharlach mit abgewandeltem Verlauf sind:

  • Scarlatina levis (bzw. Scarlatina levissima): eine nahezu asymptomatisch verlaufende Form des Scharlach, die aber dennoch zu postinfektiösen Komplikationen führen kann
  • Scarlatina petechialis: mit punktförmigen Blutungen von Haut und Schleimhäuten
  • Scarlatina typhosa: mit Bewusstseinsstörungen im Verlauf der Erkrankung
  • Scarlatina variegata: eine mit atypischem masernähnlichen Ausschlag einhergehende Form
  • Scarlatina puerperalis: im Rahmen einer Wundinfektion entstehender Scharlach (z.B. im Wochenbett)

6. Diagnose

Die Diagnose ist klinisch zu stellen. Ein Rachenabstrich mit anschließender kultureller Anzucht ermöglicht den Nachweis der Streptokokken. Antigene der A-Streptokokken lassen sich schnell und einfach mit einer Reihe von Schnelltests nachweisen.

7. Differentialdiagnosen

Scharlach Masern Röteln
Beginn Hohes Fieber, Halsentzündung (Angina tonsillaris) Hohes Fieber, starker Husten, ev. Halsentzündung Mäßiges Fieber, leichtes Krankheitsbild
Exanthem Feinfleckiger Ausschlag von unten nach oben (Mund-Kinn-Dreieck frei) Grobfleckiger konfluierender Ausschlag von oben nach unten (Beginn retroaurikulär) Nur schwaches nichtkonfluierendes Exanthem an Hals/Brust
Besonderes Himbeerzunge Koplik-Wangenfleck Starke nuchale Lymphknotenschwellung

Darüber hinaus sollte das Kawasaki-Syndrom vom Scharlach abgegrenzt werden. Dieses zeigt sich ebenfalls mit hohem Fieber, einem Exanthem und einer Himbeerzunge, geht aber zusätzlich mit einer Konjunktivitis einher und spricht nicht auf eine Antibiose an.

8. Therapie

Bei vorliegendem Scharlach sollten Penicillin V oder Erythromycin p.o. über mindestens eine Woche gegeben werden. Die adäquate antibiotische Therapie eines erstmalig bestehenden Scharlachs reduziert die Auftretenswahrscheinlichkeit von Komplikationen und ist daher auch die beste Prophylaxe.

Bei Patienten mit rheumatischem Fieber in der Anamnese ist eine Prophylaxe mit monatlichen intramuskulären Depotinjektionen von Benzathin-Benzylpenicillin indiziert.

9. Impfung

Eine Schutzimpfung gegen Scharlach ist zur Zeit (2025) in Deutschland nicht verfügbar. In der Vergangenheit gab es zwar Impfstoffe, da die Erreger aber gut auf eine Antibiotikatherapie ansprechen, wurde deren Entwicklung nicht weiter verfolgt.

10. Quellen

  • Herold, Innere Medizin, 2012

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