Cauda-equina-Syndrom (Pferd): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 8. August 2021, 16:11 Uhr
Synonyme: Cauda-Syndrom, Kaudasyndrom
Definition
Ätiopathogenese
Traumata sind die häufigste Ursache für das Auftreten eines Cauda-equina-Syndroms. Weitere Auslöser sind eine Infektion mit dem equinen Herpesvirus 1 (Herpes-Myeloenzephalopathie) oder die Polyneuritis equi (PNE). Bei der Polyneuritis equi handelt es sich um eine in der Regel symmetrische Neuritis der Nervenwurzeln, deren genaue Ätiologie derzeit (2021) noch nicht bekannt ist.
Auch Neoplasien, eine verminöse Myelitis oder eine kaudale Meningitis wurden in einzelnen Fällen als Gründe für das Krankheitsbild beschrieben. Die equine protozoäre Myeloenzephalitis sollte in Europa bei Importtieren aus Endemiegebieten in Betracht gezogen werden.
Klinik
Die klinischen Symptome sind meist bilateral symmetrisch, können aber auch unilateral auftreten. Als erstes Anzeichen wird von den Besitzern häufig ein herabgesetzter Schweiftonus bemerkt. In weiterer Folge wird der Schweif nicht mehr aktiv getragen und die Abwehr von Insekten mit dem Schweif findet kaum noch statt.
Im Laufe der Erkrankung sind weitere Symptome möglich:
- Hyperalgesie des Perianalbereiches
- Paralyse des Rektums, passiver Kotabsatz
- verminderte Kotabsatzfrequenz
- unkontrollierter Harnabsatz (Störung der Innervation des Musculus detrusor vesicae)
- Zystitis (durch Dilatation der Harnblase)
- Protrusion des Penis
Ataxie und Schwäche der Hinterextremitäten treten typischerweise nicht auf, können sich aber bei Ausdehnung der Läsion nach kranial einstellen. Bei der Polyneuritis equi kommen zusätzlich zu den Symptomen des Cauda-equina-Syndroms Gehirnnervenausfälle vor.
Diagnostik
Anhand der klinischen Befunde kann die Diagnose eines Cauda-equina-Syndromes einfach gestellt werden. Differentialdiagnostisch müssen die möglichen Ätiologien voneinander abgegrenzt und identifiziert werden. Serologische Untersuchungen im Sinne eines Antikörpertiters gegen EHV-1, Liquoruntersuchungen oder auch bildgebende Verfahren können zur Diagnosefindung beitragen.
Therapie
Die Therapie erfolgt rein symptomatisch. Harnblase und Rektum sind in regelmäßigen Abständen zu entleeren. Zusätzlich sollte die Kotkonsistenz weich gehalten werden (z.B. durch Gabe von Öl). Zystitiden sind entsprechend zu behandeln.
Betanechol fördert als Parasympathomimetikum die Kontraktion des Musculus detrusor vesicae und die Relaxation des äußeren Blasensphinkters und ermöglicht somit die Wiederherstellung der Harnblasenfunktion.
Eine entzündungshemmende Medikation ist anzuraten, da insbesondere im Anfangsstadium die Progression der Erkrankung möglicherweise aufgehalten werden kann. Es sind sowohl Glukokortikoide (z.B. Prednisolon) als auch nichststeroidale Antiphlogistika (z.B. Flunixin-Meglumin) geeignet.
Prognose
Die Prognose ist vorsichtig bis ungünstig. Insbesondere die PNE ist eine progressiv fortschreitende Erkrankung, die auch mithilfe symptomatischer Therapie kaum beeinflusst werden kann.
Quellen
- Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219621-6