ICD-Schlüssel: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 13. August 2020, 09:08 Uhr
Synonym: ICD-Code
Englisch: ICD code
Definition
Der ICD-Schlüssel ist eine medizinische Klassifikation zur Systematisierung von Diagnosen. Sie wurde von der WHO initiiert und wird durch diese gepflegt. Die Abkürzung "ICD" steht für International Classification of Diseases ("Internationale Klassifikation von Krankheiten").
Struktur
In der Version 10 des Schlüssels wird jeder Diagnose ein bis zu 5-stelliger Code zugeordnet. Er hat das Format X00.00, wobei X für einen Buchstaben von A-Z und die Nullen für eine Ziffer von 0-9 stehen. Die ersten drei Stellen kodieren eine grobe Diagnose, die vierte und fünfte Stelle dienen der weiteren Unterteilung bzw. Verfeinerung. Die letzte Ziffer kodiert zum Beispiel bei einigen Erkrankungen die genaue Lokalisation.
Beispiel
Der ICD-Code M23.35 für einen am Hinterhorn abgerissenen Außenmeniskus setzt sich wie folgt zusammen:
- M: Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes
- M23: Binnenschädigung des Kniegelenkes
- M23.3: sonstige Meniskusschädigung (abgerissen, degeneriert, retiniert)
- M23.35: am Hinterhorn des Außenmeniskus
Zusatzinformationen
Im ambulanten Bereich wird der ICD-Schlüssel gelegentlich mittels eines Buchstabencodes mit zusätzlichen Informationen versehen. Diese Codes sind aber kein offizieller Bestandteil des ICD. Es bedeuteten:
- A = Ausschluss der kodierten Erkrankung
- V = Verdacht auf...
- G = Gesicherte Diagnose
- Z = Symptomloser Endzustand nach Überstehen der kodierten Erkrankung
- R = rechts
- L = links
- B = beidseits
Krankheitskapitel (Übersicht)
Kapitel | Notation | Bezeichnung |
---|---|---|
I | A00–B99 | Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten |
II | C00–D48 | Neubildungen (Tumore, Neoplasien) |
III | D50–D89 | Krankheiten des Blutes und der blutbildende Organe sowie bestimmte Störungen mit Beteiligung des Immunsystems |
IV | E00–E90 | Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten |
V | F00–F99 | Psychische und Verhaltensstörungen |
VI | G00–G99 | Krankheiten des Nervensystems |
VII | H00–H59 | Krankheiten des Auges und der Augenanhangsgebilde |
VIII | H60–H95 | Krankheiten des Ohres und des Warzenfortsatzes |
IX | I00–I99 | Krankheiten des Kreislaufsystems |
X | J00–J99 | Krankheiten des Atmungssystems |
XI | K00–K93 | Krankheiten des Verdauungssystems |
XII | L00–L99 | Krankheiten der Haut und der Unterhaut |
XIII | M00–M99 | Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes |
XIV | N00–N99 | Krankheiten des Urogenitalsystems |
XV | O00–O99 | Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett |
XVI | P00–P96 | Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben |
XVII | Q00–Q99 | Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien |
XVIII | R00–R99 | Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind |
XIX | S00–T98 | Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen |
XX | V01–Y98 | Äußere Ursachen von Morbidität und Mortalität |
XXI | Z00–Z99 | Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen |
XXII | U00–U89 | Schlüsselnummern für besondere Zwecke |
Versionen und Geschichte
Die Entwicklung des ICD-Systems geht auf Statistiken zu Todesursachen aus dem 18. und 19. Jahrhundert zurück. Schnell wurde erkannt, dass die statistische Auswertung durch eine eindeutige Klassifikation der Krankheitsbilder erleichtert würde. Da die bisherigen Klassifikationssystems unzureichend waren, wurden auf dem internationalen statistischen Kongress (Brüssel 1853) William Farr und Marc d'Espine beauftragt, eine neue Klassifikation zu entwickeln. Auf dem Folgekongress, der im Jahre 1855 in Paris abgehalten wurde, stellten sie zwei unterschiedliche Klassifikationen vor, der Kongress nahm dann eine Kompromiss-Liste mit 139 Rubriken an. Weitere Revisionen folgten in den Jahren 1864, 1874, 1880 und 1886.
Aus diesen ging schließlich die ICD-1-Klassifikation hervor, die im Jahre 1893 vom International Institute of Statistics angenomen wurde.
Bei ihrer Gründung im Jahre 1948 übernahm die WHO die Verantwortung für die mittlerweile 6. Version.
Die 7. (1955), 8. (1965) und 9. Version (1975) basieren auf einer ähnlichen Grundstruktur, haben aber jeweils die Fortschritte der wissenschaftlichen Erkenntnis berücksichtigt.
Seit 1967 übernehmen die Mitgliedsstaaten der WHO die jeweils aktuelle Fassung des ICD-Systems als Grundlage für ihre eigenen Statistiken.
Der ICD liegt mittlerweile in seiner 10. Version vor (ICD-10), die 1990 von der WHO verabschiedet und 1994 von den Mitgliedsländern eingeführt wurde. Mit der Einführung der ICD-10 waren grundlegende Änderungen in der Grundstruktur und Philosophie der Systematik verbunden, was mit verantwortlich für die lange Verwendung der ICD-9 war.
Neben der offiziellen WHO-Version gibt es eine spezielle deutsche Version, die ICD-10-GM (German Modification) aus dem Jahr 2004, die in der 10. Revision im Jahr 2008 veröffentlicht wurde. Diese Revision wird durch das DIMDI jährlich überarbeitet und aktualisiert.
Am 18.6.2018 wurde die 11. Version des ICD-Schlüssels (ICD-11) veröffentlicht, die im Mai 2019 verabschiedet wurde.
siehe auch: ICD-11
Für Diagnosen im Bereich der Psychiatrie wird alternativ häufig das amerikanische DSM-System benutzt.
Rechtliche Bedeutung
Nach den §§ 295 und 301 des 5. Sozialgesetzbuchs (SGB-V) sind in Deutschland Ärzte und Krankenhäuser zur Diagnoseverschlüsselung nach ICD verpflichtet.
Der ICD ist zusammen mit der OPS-Verschlüsselung für Krankenhäuser Grundlage des DRG-Systems, das seit 2003 die Berechnungsgrundlage für die Leistungsvergütung in Deutschland ist. Ziel dieses Systems ist es, trotz zunehmender Belastung des Gesundheitswesens durch die demographische Entwicklung eine Steuerungsmöglichkeit der Kostenentwicklung zu erhalten.
Siehe auch
Beispiele und Übersichtsartikel mit ICD-Schüsseln:
- FlexiReader: GK2 - Das Hammerexamen
- Atemwegserkrankungen
- Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten
- Erkrankungen und Zustände in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett
- Krankheiten der Haut und der Unterhaut
- Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes
- Neoplasien
- Psychische und Verhaltensstörungen