Zentrales Fieber
Englisch: central fever, CF, fever of central origin
Definition
Bei einem zentralen Fieber handelt es sich um ein nicht-infektiöses Fieber, das nach akuter Schädigung des zentralen Nervensystems (ZNS) entsteht (z.B. nach Trauma, Blutung oder Hypoxie). Es handelt sich um eine Ausschlussdiagnose, die gestellt wird, nachdem andere Ursachen (z.B. Infektion oder Arzneimittelfieber) ausgeschlossen wurden.
Pathophysiologie
Eine direkte Schädigung des Hypothalamus, insbesondere der Area hypothalamica posterior, führt zu einer Stellgrößenverschiebung der Körpersolltemperatur.
Klinik
Typische Merkmale sind:
- Früher Beginn (meist innerhalb der ersten 72 Stunden) nach dem neurologischen Ereignis
- Persistentes oder hohes Fieber (> 39 °C)
- Fehlende oder niedrige Entzündungsparameter im Labor
- Schlechtes Ansprechen auf Standard-Antipyretika
- Auftreten von paroxysmaler sympathischer Hyperaktivität (Tachykardie, Hypertonie, Schwitzen, Tachypnoe)
Diagnostik
Beim zentralen Fieber ist eine umfassende Infektionsdiagnostik obligat. Dazu gehören Blutkulturen, Urin- und Liquordiagnostik, bildgebende Verfahren (z.B. CT) sowie Laborwerte wie CRP oder Prokalzitonin. Erst wenn trotz vollständiger Abklärung kein infektiöser Fokus nachweisbar ist, kann die Diagnose gestellt werden.
Differentialdiagnosen
Differentialdiagnostisch müssen u.a. berücksichtigt werden:
- Arzneimittelfieber
- Maligne Hyperthermie
- Thyreotoxische Krise
- Thromboembolie
- Autoimmunerkrankungen
Therapie
Zentrale Maßnahmen sind die Temperaturkontrolle. Physikalische Verfahren wie Kühlmatten, Kühlwesten oder intravaskuläre Kühlung sind effektiv, während klassische Antipyretika meist nur begrenzt wirken. Bei schwerer Hyperthermie und erhöhtem Hirnstoffwechsel kann eine Sedierung notwendig sein. Bei begleitender sympathischer Hyperaktivität kommen Substanzen wie Clonidin, Dexmedetomidin oder Propranolol zum Einsatz.
Ein engmaschiges Monitoring von Vitalparametern und Elektrolyten ist erforderlich.
Prognose
Das Auftreten von zentralem Fieber hat statistisch gesehen einen negativen Effekt auf das Outcome von neurologischen Intensivpatienten.
Literatur
- Honig et al., Central fever in patients with spontaneous intracerebral hemorrhage: predicting factors and impact on outcome, BMC Neurol., 2015
- Hocker et al., Indicators of central fever in the neurologic intensive care unit, JAMA Neurol., 2013
- Gibt es das Krankheitsbild „zentrales Fieber“?, Dtsch Med Wochenschr 2004