Vincaalkaloid
Synonyme: Vinca-Alkaloid, Catharanthusalkaloid
Englisch: vinca alkaloid
Definition
Als Vincaalkaloide werden die Alkaloide verschiedener Pflanzengattungen der Hundsgiftgewächse bezeichnet.
Herkunft
Natürliche Produzenten der Vincaalkaloide sind Pflanzen der Gattungen Vinca (Immergrün) und Catharanthus (Catharanthe, Zimmerimmergrün). Beide Gattungen zählen zur Familie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae). Die wichtigsten Arten sind Catharanthus roseus (ehemals Vinca rosea; Madagaskar-Immergrün) sowie Vinca minor (Kleines Immergrün) und Vinca major (Großes Immergrün). In Deutschland sind Vinca minor (Archäophyt) und Vinca major (Neophyt) verbreitet.
Pharmazeutisch genutzte und verarbeitete Vincaalkaloide werden in der Regel industriell synthetisiert.
Substanzen
Naturstoffe
Sowohl Vinca spp. als auch Catharanthus roseus enthalten eine Vielzahl an Alkaloiden und weiteren sekundären Pflanzeninhaltsstoffen. Die wichtigsten Substanzen sind:
- Vincamin (Vinca spp.)
- Vinblastin und Vincristin, ferner Vindolin (Catharanthus roseus)
Derivate
Neben den genannten Naturstoffen existieren einige partialsynthetische Derivate:
- Vinblastin-Derivate: Vindesin, Vinorelbin
- Vincamin-Derivate: Brovincamin, Vinburnin, Vinconat, Vindeburnol, Vinpocetin[1]
Pharmakologie
Die meisten medizinisch genutzten Vincaalkaloide werden als Zytostatika eingesetzt. Sie wirken als Inhibitoren der Mitose durch Hemmung der Ausbildung der Kernspindel. Diese Mitosehemmstoffe zählen somit wie auch Taxane zu den phasenspezifischen Zytostatika. Sie werden insbesondere bei Lymphomen und beim Nephroblastom eingesetzt. Die wichtigste Nebenwirkung ist eine Neurotoxizität mit Gefahr einer peripheren Neuropathie.
Vincamin und Vinpocetin besitzen weiterhin vasodilatatorische Effekte.
Toxikologie
Die Aufnahme von Pflanzenmaterial der genannten Pflanzen sowie Überdosierung vincaalkaloidhaltiger Arzneimittel kann zu Intoxikationen führen. Symptome können Nausea, Emesis, Hyperthermie, Exantheme, allgemeine Immunsuppression, Leukopenie, Apoplex, Störungen der Erythropoese, Hypertonie und Dyspnoe sowie Neurotoxizität mit irreversiblen Paresen und ZNS-Beteiligung sein. Vergiftungen können letal verlaufen. Die genannten toxischen Effekte können in gewissem Umfang als Nebenwirkungen im Zuge einer Therapie mit Vincaalkaloiden auftreten.
Immergrünkraut
Immergrünkraut (Stammpflanze: Vinca minor) wird gemäß AMK-Liste als bedenklicher Stoff deklariert und darf nicht zur Anwendung am Menschen in Verkehr gebracht werden. Dies wird durch den Verdacht auf Blutbildschäden bei nicht belegter Wirksamkeit begründet (Zulassungswiderruf, Pharm. Ztg. 1987).
Literatur
- Roth, Daunderer & Kormann: Giftpflanzen - Pflanzengifte, 5. Aufl., Nikol Verlag.
Quellen
- ↑ Koch et al.: Alkaloid für therapeutische Nischen, Pharmazeutische Zeitung online (aufgerufen am 04. Januar 2017)
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