Urolithiasis (Kaninchen)
Synonym: Harnsteinleiden
Englisch: urolithiasis
Definition
Als Urolithiasis bezeichnet man die Ausbildung von Konkrementen in den harnableitenden Organen beim Kaninchen.
Vorkommen
Harnsteine kommen beim Kaninchen oft vor und können sowohl in den Nierenbecken als auch in den Ureteren, der Harnblase oder der Urethra zum liegen kommen.
Ätiologie
Die Auslöser sind nicht gänzlich geklärt. Zur Diskussion stehen inadäquate Futterzusammensetzungen (Kalzium- und Vitamin-D-Überversorgung) sowie chronische Harnwegsinfektionen und Adipositas.
Pathogenese
Bei der Erkrankung kommt es zur Ausbildung von Harngrieß, der sich in weiterer Folge auch zu Harnsteinen verdichten kann. In den meisten Fällen besteht ein Gemisch aus verschiedenen Kristallen.
Harnsteine bestehen vorrangig aus Kalziumkarbonat und Kalziumphosphat und deutlich seltener aus Kalziumoxalat oder Magnesiumammoniumphosphat. Bei Harngrieß handelt es sich häufig um Kalziumkarbonat-, Kalziumphosphat- und Kalziumoxalatkristalle.
Klinik
Die klinischen Symptome hängen stark von der Lokalisation und Größe der Kristalle bzw. Konkremente ab.
Neben Strangurie (schmerzhafter Harnabsatz) kommt es oftmals auch zu Pollakisurie (erhöhte Harnabsatzfrequenz), Inkontinenz und urinveschmutzem Anogenitalbereich. Aufgrund der chronischen Urinkontamination entwickelt sich eine umfangreiche Dermatitis und der Harnabsatz geht häufig mit Schmerzäußerung einher. Zusätzlich zeigen die Tiere Inappetenz, Apathie und Hämaturie.
Diagnose
Neben der Anamnese sind v.a. die klinische Untersuchung hinweisend für eine Urolithiasis. Die Diagnose wird mittels Röntgen- und Blutuntersuchung bzw. mithilfe eines Ultraschalls gesichert.
Im Röntgenbild können oftmals sowohl Harngrieß als auch Harnsteine als röntgendichte Konkremente im Bereich der Nieren, Ureteren, Harnblase und/oder Urethra sichtbar sein. Abhängig von der Dauer der Erkrankung kommt es zu postrenaler Azotämie (bei Obstruktion), Anämie (bei Blutungen) und Hyperkaliämie (bei länger bestehender Urethraobstruktion sowie prärenaler Azotämie bei Inappetenz).
Therapie
Die Therapie richtet sich nach den zugrundeliegenden Befunden.
Bei gering- bis mittelgradigem Harngrieß kann die Harnblase vorsichtig manuell unter Infusionstherapie (25 ml/kgKG s.c.) entleert werden. Bei Abflussstörungen kann auch eine antegraden Urohydropropulsion in Narkose vorgenommen werden. Harnblasensteine sowie hochgradiger Harnblasengrieß sind chirurgisch (Zystotomie) zu beheben. Bei Urethrasteinen kann eine Urethrostomie indiziert sein.
Parallel dazu ist auf eine ausreichende Analgesie (Metamizol 65 mg/kgKG p.o. 3-4x täglich) und ggf. auch Antibiose (nach Antibiogramm) zu achten. Eine dilatierte Harnblase kann durch vorsichtige Massage entleert werden. Die Gabe von Bethanechol (0,5 bis 1 mg/kgKG alle 8 Stunden) trägt zur Verbesserung der Funktion bei.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prophylaxe
- Vermeidung kalziumreicher Futtermittel
- ausreichende Grünfütterung
- regelmäßige Bewegung
- bei Prädisposition regelmäßige Kontrollen
Literatur
- Müller K (Hrsg.). 2017. MemoVet. HeimtierSkills. 1. Auflage, Stuttgart: Schattauer Verlag GmbH. ISBN 978-3-7945-3111-0
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