Ureterabgangsstenose
Synonyme: Nierenbeckenabgangsstenose, Ureterabgangsenge
Definition
Die Ureterabgangsstenose ist eine Verengung des Harnleiters im Bereich seines Ursprungs am Nierenbecken.
Ätiologie
Die Ureterabgangsstenose ist eine relativ häufig Veränderung, die angeboren oder erworben auftreten kann.
Mögliche Fehlbildungen während der Embryonalentwicklung sind Wandverdickungen des Ureters oder Lageanomalien, die zu einer Abknickung des Ureters führen.
Eine erworbene Ureterabgangsstenose kann zum Beispiel durch eine akute Entzündung oder eine postinflammatorische Fibrose entstehen. Weitere Ursachen sind Hämatome, Tumoren, Metastasen oder Gefäßmissbildungen bzw. -anomalien am Ureterabgang. Sie führen zu einer Kompression des Harnleiters von außen.
Nach Operationen im Bereich der Harnleiter kann es ebenfalls zu Vernarbungen kommen, die eine Ureterabgangsenge nach sich ziehen.
Pathophysiologie
Als Folge einer Ureterabgangsenge kommt es zu einem verminderten oder vollständig aufgehobenen Urinabfluss aus dem Nierenbecken. Dies führt konsekutiv zu einem Harnstau und zu einer Dilatation des Nierenbeckens sowie des Nierenbeckenkelchsystems. Je nach Ursache der Ureterabgangsenge kann diese Erweiterung permanent, intermittierend oder nur temporär bestehen.
Symptomatik
Die Symptomatik der Ureterabgangsstenose ist vielgestaltig und uncharakteristisch, asymptomatische Verläufe sind häufig.
Bei kongenitalen Ureterabgangsengen zeigen sich häufig unspezifische Symptome wie Inappetenz und Gedeihstörungen des Kindes. Sie können von einer Raumforderung im Oberbauch begleitet sein. Eine kongenitale Ureterabgangsstenose wird gelegentlich erst später im Leben aufgrund einer Untersuchung aus anderen Gründen, z.B. im Rahmen einer Sonografie, entdeckt. Dann zeigt sich meist eine funktionslose "Wassersackniere".
Die Symptomatik erworbener Ureterabgangsstenosen hängt wesentlich von ihrem Onset ab. Wie bei allen Harnabflussstörungen gilt, dass eine plötzliche Verlegung mit Rückstau starke Schmerzen verursacht, während eine geringe Druckerhöhung mit allmählicher Dilatation des Hohlsystems symptomarm ist. Vor allem intermittierende Ureterabgangsstenosen können vom Körper lange toleriert und kompensiert werden und machen sich evtl. nur durch gelegentliche Bauch- oder Rückenschmerzen bemerkbar.
Bei Patienten mit akuter Stenose stehen hingegen kolikartige Flankenschmerzen (Harnleiterkolik) im Vordergrund. Sie korrelieren häufig mit einer vermehrten Flüssigkeitsaufnahme. Ferner können eine sekundäre arterielle Hypertonie, eine Hämaturie und/oder rezidivierende Pyelonephriditen vorliegen.
Diagnostik
- Anamnese
- Laboruntersuchung (Retentionsparameter)
- Bildgebung: Sonographie, Duplexsonographie, Urographie
In der Urographie zeigt sich eine Ureterabgangsstenose durch eine seitenverzögerte Kontrastmittelausscheidung bei dilatiertem Nierenbeckenkelchsystem mit einem hohen, stenosierten Harnleiterabgang.
Therapie
Bei symptomatischen Verläufen oder bereits eingeschränkter Nierenfunktion ist die operative Revision der Ureterabgangsenge die Therapie der Wahl. Sie kann sowohl offen als auch laparoskopisch erfolgen. Ein Standardverfahren bei Erwachsenen ist die Nierenbeckenplastik nach Anderson-Hynes. Dabei wird die Engstelle reseziert und anschließend eine Anastomose zwischen Nierenbecken und Harnleiter hergestellt. Alternativ können auch andere Formen der Nierenbeckenplastik gewählt werden.
Ist die Nierenfunktion auf der betroffenen Seite bereits hochgradig eingeschränkt, ist ggf. eine Nephrektomie indiziert, da der Funktionsverlust der Niere durch eine Korrekturoperation nicht aufzuhalten ist.
um diese Funktion zu nutzen.