Unterarmschaftfraktur
Definition
Unterarmschaftfrakturen sind Knochenbrüche von Ulna und/oder Radius im Bereich der Diaphyse. Die Unterarmschaftfraktur ist eine Form der Unterarmfraktur.
Epidemiologie
Am häufigsten treten Unterarmschaftfrakturen bei Kindern auf (10% aller kindlichen Frakturen). Die Hälfte aller Frakturen betreffen das mittlere Drittel des Unterarms, nur ca. 30% das distale Drittel und ca. 20% das proximale Drittel. Bei Erwachsenen kommt es vergleichsweise selten zu dieser Frakturform (1,5 bis 2% aller erwachsenen Frakturen).
Ursachen
Einteilung
Formen
- isolierte Fraktur (Diaphyse der Ulna oder des Radius)
- komplette Unterarmschaftfraktur (Fraktur beider Unterarmknochen)
- Luxationsfraktur: Monteggia-Fraktur, Essex-Lopresti-Fraktur, Galeazzi-Fraktur
- Sonderformen: z.B. Grünholzfraktur, Bowingfraktur (v.a. bei Kindern)
Am häufigsten kommt es zur Fraktur beider Unterarmknochen (komplette Fraktur, 60%), während Luxationsfrakturen nicht sehr häufig auftreten (10%).
AO-Klassifikation
Nach AO-Klassifikation werden die Verletzungen wie folgt kategorisiert:
- Typ A: einfache Fraktur
- Typ B: Keilfraktur
- Typ C: Mehrfragmentfraktur
Der Unterarm wird mit der Nummer 2 beziffert, eine Differenzierung zwischen Ulna und Radius erfolgt mit den jeweiligen Anfangsbuchstaben (2R = Radius, 2U = Ulna). Je nach Lokalisation wird der Fraktur eine Ziffer zugewiesen: "1" für proximale, "2" für diaphysäre und "3" für distale Frakturen.
Beispiel: Eine Ulnafraktur, bei der im Röntgenbild ein Keil am proximalen Ende identifiziert werden kann, wird als 2U1B-Fraktur bezeichnet. Dabei ist oft das Olekranon beteiligt.
Symptome
Typische klinische Symptome der Unterarmschaftfraktur sind Schmerzen, Schwellung, Bewegungseinschränkung oder Fehlstellung.
siehe Hauptartikel: Frakturzeichen
Komplikationen
- Infektion (v.a. bei offenen Frakturen)
- Kompartmentsyndrom
- Nervenverletzung im Versorgungsbereich des Nervus radialis, Nervus ulnaris oder Nervus medianus
- Blutgefäßverletzung
- posttraumatische Arthrose
- Ausbildung einer Pseudarthrose
- Fehlstellung, dauerhafte Instabilität
Diagnose
Im Anschluss an eine Anamnese und körperliche Untersuchung kann die Verdachtsdiagnose durch das Röntgen in 2 Ebenen in den meisten Fällen bestätigt werden. Die Beurteilung der Röntgenbilder erfolgt unter Hinzunahme der radiologischen Frakturzeichen.
- Direkte Frakturzeichen: Frakturspalt, Stufenbildung, Knochenfragmente, Deformierung, Kompression der Spongiosa, Unterbrechung der Spongiosabälkchen
- Indirekte Frakturzeichen: Periostreaktion, Fettzeichen, Weichteilemphysem, Ergussbildung, verlagerte Muskelanteile
Zur umfassenderen Diagnostik kann im Einzelfall ein CT oder MRT notwendig sein.
Therapie
Unterarmschaftfrakturen werden in der Regel operativ versorgt. Jedoch kann v.a. bei Kindern oder bei Frakturen, die nicht oder nur minimal disloziert sind, auch konservativ in Form eines Oberarmgipses therapiert werden, der die Ruhigstellung des Armes für 3-4 Wochen sicherstellt.
Bei der operativen Therapie wird häufig eine Plattenosteosynthese genutzt. Je nach Ausmaß der Fraktur und dem Gesamtbild des Patienten (z.B. Polytrauma) kann auch die Anlage eines Fixateur externe erforderlich sein.
Literatur
- Manaan et al. (2021) in "Proximal ulna fractures in adults: A review of diagnosis and management" DOI: 10.1016/j.jcot.2021.101481, abgerufen am 19.03.2025
- Artikel "Unterarmschaftfraktur" bei viamedici, abgerufen am 19.03.2025 (https://viamedici.thieme.de/lernmodul/5854445/4959134/unterarmschaftfraktur)