Rhinitis sicca
Synonym: Trockene Rhinitis
Englisch: rhinitis sicca, dry nose
Definition
Die Rhinitis sicca ist eine chronische Entzündung der Nasenschleimhaut (Rhinitis), die durch Trockenheit, Krustenbildung und Atrophie der Schleimhaut gekennzeichnet ist.
Ätiologie
Die Ursachen der Rhinitis sicca sind multifaktoriell und umfassen u.a.:
- Umweltfaktoren
- Langzeitexposition gegenüber trockener, kalter oder kontaminierter Luft (z.B. in Arbeitsumgebungen mit Staub oder chemischen Dämpfen)
- Aufenthalt in beheizten Räumen mit niedriger Luftfeuchtigkeit, der die mukoziliäre Clearance beeinträchtigt
- Medikamentöse und iatrogene Ursachen
- Chronische Anwendung von Vasokonstriktoren (abschwellenden Nasensprays)
- Nebenwirkung von Antihistaminika oder systemischen Diuretika, die die Schleimhäute austrocknen
- Drogenabsus mit nasal applizierten Stoffen (Kokain, Crystal Meth)
- Folgen chirurgischer Eingriffe, z.B. nach Septumplastiken oder Sinusoperationen
- Systemische Erkrankungen: Autoimmunerkrankungen wie das Sjögren-Syndrom oder systemischer Lupus erythematodes
- Stoffwechselerkrankungen: z.B. Diabetes mellitus
- Mechanische Irritation: Chronisches Nasebohren oder Trauma durch Fremdkörper
Pathophysiologie
Die Rhinitis sicca resultiert aus einer gestörten Homöostase der Nasenschleimhaut, die zu einer Dysfunktion der Becherzellen und einer Abnahme der Schleimsekretion führt. Die eingeschränkte mukoziliäre Clearance begünstigt eine Krustenbildung, die zu Mikroläsionen und Kapillarrissen der Schleimhaut führt. Wiederholte Läsionen erhöhen das Risiko sekundärer Infektionen und führen zu einer fortschreitenden Schleimhautatrophie (atrophische Rhinitis).
Klinik
Patienten mit Rhinitis sicca berichten typischerweise über ein anhaltendes Trockenheitsgefühl in der Nase und die Bildung harter, oft schmerzhafter Krusten. Weitere Symptome sind:
- Wiederkehrendes, leicht auszulösendes Nasenbluten (Epistaxis)
- Jucken oder Brennen in der Nase
- Gelegentliche Obstruktion durch Krustenbildung
Bei ausgeprägten Schleimhautveränderungen sind auch Riechstörungen (Hyposmie) möglich.
Diagnostik
Neben einer ausführlichen Anamnese mit Erfassung der Symptome und potenzieller Auslöser umfasst die Diagnose der Rhinitis sicca typischerweise:
- Rhinoskopie: Blasse, glänzende Schleimhaut mit atrophischen Bereichen, sichtbare Krusten, gelegentlich Blutungen oder Mikroläsionen
- Endoskopie: Kann eine genauere Visualisierung atrophischer Areale und möglicher sekundärer Infektionen bieten
- Laboruntersuchungen: Autoantikörper wie ANA bei Verdacht auf eine zugrunde liegende Autoimmunerkrankung, CRP und Blutbild zum Ausschluss einer Infektion
- Biopsie: In unklaren Fällen zur histologischen Differenzierung von spezifischen Schleimhautveränderungen, z.B. bei granulomatösen Erkrankungen
Therapie
Mögliche Auslöser müssen eliminiert werden. Die symptomatische Therapie basiert auf:
- Befeuchtung der Nasenschleimhaut: Isotonische oder hypertone Kochsalzlösungen zur täglichen Spülung. Nasensalben mit regenerationsfördernden Inhaltsstoffen (z.B. Dexpanthenol).
- Schleimhautpflege: Anwendung von pflegenden Ölen (Sesam-, Jojoba- oder Eukalyptusöl), Feuchtigkeitserhalt durch hyaluronsäurehaltige Präparate.
- Bei Entzündungen: Lokale Steroide (z.B. Fluticason) in niedriger Dosierung
- Systemische oder lokale Antibiotika bei sekundärer Infektion
Bei schweren atrophischen Veränderungen kommt in seltenen Fällen eine Rekonstruktion der Nasenschleimhaut mit autologem Gewebe infrage.
Prognose
Die Rhinitis sicca ist bei frühzeitiger und konsequenter Therapie gut behandelbar. Unbehandelt kann es jedoch zu schweren atrophischen Schäden und Komplikationen wie chronischen Infektionen oder Perforationen des Nasenseptums kommen.
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