Trikuspidalinsuffizienz (Pferd)
Synonym: Trikuspidalklappeninsuffizienz
Englisch: tricuspid regurgitation/insufficiency, TR
Definition
Unter einer Trikuspidalinsuffizienz versteht man den insuffizienten Schluss der Trikuspidalklappe während der Systole. Die Erkrankung gehört zum Komplex der Herzklappenfehler beim Pferd.
Anatomie
In der Öffnung (Ostium atrioventriculare dextrum) zwischen dem rechten Vorhof (Atrium cordis dextrum) und dem rechten Ventrikel (Ventriculus cordis dexter) ist eine Herzklappe eingeschaltet. Diese als Valva atrioventricularis dextra (Trikuspidalklappe) bezeichnete Segelklappe (Valva cuspidalis) weist drei eigenständige Segel auf, die nach ihrer Lage unterschiedlich bezeichnet werden:
- Cuspis angularis: kraniomedial
- Cuspis parietalis: lateral
- Cuspis septalis: kaudal
Die freien Enden der Segel sind über die Chordae tendineae (Sehnenfäden) mit den Musculi papillares (Papillarmuskeln) verbunden.
Epidemiologie
Ätiologie
Die Auslöser einer Trikuspidalinsuffizienz sind bislang (2020) noch ungeklärt. Vermutet werden jedoch morphologische Veränderungen des rechten Ventrikels (z.B. Dilatation) sowie hämodynamische oder neuroendokrine Abweichungen, die zu einer veränderten Herzleistung führen.
Zusätzlich sollten Rupturen der Chordae tendineae, dysplastische sowie degenerative Klappenveränderungen, Entzündungen und septische Erkrankungen (z.B. Thrombophlebitis der Vena jugularis externa) die Ausbildung einer Trikuspidalinsuffizienz begünstigen.
Pathogenese
Durch einen unvollständigen Klappenschluss während der Systole strömt Blut vom rechten Ventrikel in den rechten Vorhof zurück. Dadurch kommt es zu einer Überladung des rechten Vorhofs, die zu einer Dilatation führt. Aufgrund der Volumenüberladung wird das über die Hohlvenen (Venae cavae) an das Herz herangeführte Blut im Fluss gehindert. In weiterer Folge entwickelt sich eine Rechtsherzinsuffizienz mit einhergehenden Störungen, u.a.:
Klinik
Isolierte Trikuspidalinsuffizienzen sind häufig asymptomatisch. Leiden betroffene Tiere zusätzlich noch an pulmonaler Hypertonie und/oder Mitralinsuffizienz, ist oftmals ein positiver Venenpuls feststellbar. Abhängig vom Schweregrad sind zusätzlich ventrale Ödeme (Brust- oder Unterbauchödeme) ausgebildet.
Differenzialdiagnose
Differenzialdiagnostisch ist v.a. ein Ventrikelseptumdefekt auszuschließen.
Diagnose
Bei der klinischen Untersuchung fällt ein holosystolisches Herzgeräusch mit Punctum maximum im 4. Interkostalraum auf der rechten Thoraxseite auf.
Bei der Echokardiographie kann die Regurgitation mittels Doppler-Sonographie dargestellt und der Schweregrad eingeschätzt werden.
Therapie
Eine kausale Therapie ist noch (2020) nicht verfügbar. Bei hochgradigen Insuffizienzen mit Rechtsherzinsuffizienz können unterstützend ACE-Hemmer verabreicht werden. Liegt zusätzlich ein Lungenödem vor, sind Schleifendiuretikum (z.B. Furosemid) indiziert.
Prognose
Die Prognose hängt von den klinischen Anzeichen ab. Asymptomatische Trikuspidalinsiffizienzen haben eine gute Prognose. Bei Insuffizienzen mit begleitenden Symptomen (z.B. pulmonaler Hochdruck) ist die Prognose dementsprechend ungünstig.
Literatur
- Marr CM. Cardiac murmurs: valvular regurgitation and insufficiency. In: Marr CM, Bowen IM (Editors). 2010. Cardiology of the horse. Second edition. Saunders Elsevier Limited. 207-2016. ISBN: 978-0-7020-2817-5
- Gehlen H, Hopster-Iversen C, Schmitz RR. Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems. In: Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. 237-283. ISBN: 978-3-13-219621-6
- Salomon FV, Geyer H, Uwe G. 2008. Anatomie für die Tiermedizin. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1075-1
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