Transmissible Gastroenteritis (Schwein)
Synonyme: TGE, Übertragbare Gastroenteritis, Oldenburger Schweineseuche, Virusenteritis
Englisch: transmissible gastroenteritis
Definition
Die transmissible Gastroenteritis, kurz TGE, ist eine hochansteckende und akut verlaufende Virusinfektion junger Ferkel, die eine schwerwiegende Diarrhö verursacht.
Erreger
Die transmissible Gastroenteritis wird durch das Transmissible Gastroenteritis-Virus (TGEV), ein Virus aus der Familie der Coronaviridae (Subfamilie Coronavirinae, Genus Alphacoronavirus), verursacht.
Coronaviren sind 120 bis 160 nm große und kugelförmige bis pleomorphe Viren mit einer einzelsträngigen, linearen RNA positiver Polarität (27 bis 30 kb). Das transmissible Gastroenteritis-Virus zeigt eine enge Antigenverwandtschaft mit dem porzinen respiratorischen Coronavirus (PRCoV), das in den meisten Fällen zu einer subklinischen Erkrankung der Lunge führt.[1] Aufgrund der engen Verwandtschaft wird PRCoV als eine Mutante von TGEV angesehen.
Die Viren zeigen einen ausgeprägten Tropismus für epitheliale Zellen des Respirations- und Verdauungstraktes, in deren Zytoplasma sie sich replizieren.
Epidemiologie
Das transmissible Gastroenteritis-Virus ist weltweit verbreitet. Erkrankungen treten aufgrund der Kreuzantigenität der respiratorischen Form eher selten auf. Klinisch manifeste Erkrankungen sind gehäuft im Winter nachweisbar.
Die Erregerausscheidung erfolgt über den Kot gesund erscheinender Virusträger. Eine Infektion findet hauptsächlich fäkal-oral oder durch direkten Kontakt statt.
Pathogenese
Nachdem die Viren oral mit dem Futter aufgenommen wurden, kommt es zu einer raschen Erregervermehrung im Epithel von Dünndarm und Colon. Die Dünndarmzotten werden geschädigt (Zottenatrophie ohne Beteiligung der Krypten), sodass es zu einer Einschränkung der Adsorptionsfähigkeit kommt. Aufgrund der Schädigungen kommt es zur massiven Flüssigkeitsansammlung im Darmlumen, die durch die im Futter enthaltene Laktose (osmotische Diarrhö) verstärkt wird.
Die zerstörten Zottenepithelzellen werden in weiterer Folge durch unreife epitheliale Zellen mit geringerer Absorptionskapazität ersetzt. Diese zeigen zwar eine deutlich ausgeprägtere Resistenz gegenüber der Viren, sind jedoch in ihrer Resorptionskraft limitiert.
Klinik
Nach einer kurzen Inkubationszeit (18 Stunden bis 3 Tage) kommt es zu den ersten klinischen Symptomen. Charakteristisch für Coronaviren ist die rasche Ausbreitung der Erkrankung im gesamten Bestand. Das Krankheitsbild ist stark vom Alter der Tiere abhängig:
Ferkel, die jünger als 7 Tage sind, zeigen vorwiegend folgende Symptome:
- Erbrechen
- wässrige Diarrhö
- rasche Dehydrierung
- Letalität nahezu 100 %
Mit zunehmendem Alter sinkt die Letalitätsrate und die klinischen Symptome sind deutlich abgeschwächter, sodass Schweine, die älter als 21 Tage sind, mehrheitlich eine Infektion überleben. Ältere Tiere (Absetzferkel, Mastschweine) leiden kurzzeitig an Diarrhö oder sind klinisch inapparent. Tragende Sauen hingegen reagieren oftmals mit Fieber, milder Diarrhö, Inappetenz sowie Agalaktie.
Pathologie
In der Sektion sind vor allem eine ausgeprägte Dehydrierung und ein dünnwandiger Dünndarm mit wässrig-schaumigem Inhalt auffallend. Im histologischen Schnittbild ist eine deutliche Zottenatrophie erkennbar.[2]
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch sind vor allem Infektionen mit Escherichia coli (Colidiarrhö), Rotaviren (Rotavirusinfektion), Brachyspira hyodysenteriae (Dysenterie), Cystoisospora suis (Cystoisosporose) und andere Coronaviren-assoziierte Erkrankungen (z.B. Porzine Epizootische Diarrhoe) zu berücksichtigen.
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose wird anhand der Anamnese und der Klinik (bestandsübergreifende Erkrankung, plötzliche Totesfälle, Ferkeldurchfälle) gestellt. Ein direkter Virusnachweis (Kotprobe: Tupferprobe aus dem Rektum ohne Nährmedien) kann mithilfe einer RT-PCR bzw. ELISA erfolgen.
Zusätzlich kann ein Antigennachweis durch eine Immunfluoreszenz (Gefrierschnitte vom Dünndarm) oder ein Antikörpernachweis mittels SNT oder ELISA durchgeführt werden.
Therapie
Eine kausale Therapie ist nicht möglich. Entsprechend erfolgt eine symptomorientierte Behandlung. Startk geschwächte Tiere sind aus Tierschutzgründen zu euthanasieren.
Prophylaxe
Sowohl in Österreich als auch in Deutschland ist zurzeit (2019) kein Impfstoff zugelassen.
Literatur
- Skriptum, Universitätsklinik für Schweine. Veterinärmedizinische Universität Wien. Lawsonia intracellularis. Version 1.
- Skript Virologie für die Module Tierseuchen, Verdauung, Respiration + Kreislauf, ZNS, Reproduktion. Für Studierende der Veterinärmedizin. Institut für Virologie, Veterinärmedizinische Universität Wien. Stand 1/2017.
Links
Quellen
- ↑ [1] Decline of transmissible gastroenteritis virus and its complex evolutionary relationship with porcine respiratory coronavirus in the United States. Sci Rep. 2019; 9: 3953. Published online 2019 Mar 8. doi: 10.1038/s41598-019-40564-z; abgerufen am 20.08.2019
- ↑ [2] Case Report of Transmissible Gastroenteritis Coronavirus Infection Associated with Small Intestine and Brain Lesions in Piglets. Viral Immunol. 2019 Jan/Feb;32(1):63-67. doi: 10.1089/vim.2018.0095. Epub 2018 Sep 12; abgerufen am 20.08.2019
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