Tofersen
Handelsname: Qalsody®
Synonym: Tofersenum
Englisch: tofersen
Definition
Tofersen ist ein Antisense-Oligonukleotid, das zur Behandlung der amyotrophen Lateralsklerose eingesetzt wird.
Biochemie
Tofersen ist ein Oligonukleotid mit 20 Basenresten. Die Summenformel ist C230H317N72O123P19S15. Die molare Masse beträgt 7.127,86 g/mol. Tofersen liegt bei Raumtemperatur als sterile, konservierungsmittelfreie, klare, farblose bis leicht gelbe Lösung vor.
Wirkmechanismus
Tofersen wird an die SOD1-mRNA gebunden und bewirkt dadurch den Katabolismus der SOD1-mRNA, sodass die SOD1-Proteinsynthese supprimiert wird. Es kommt zu einer Verringerung der Neurofilament-Leichtketten im Plasma der behandelten Patienten.[1][2]
Pharmakokinetik
Tofersen wird nach intrathekaler Applikation im Liquorraum und in das ZNS verteilt. Bei monatlicher Dosierung findet keine oder nur eine geringe Speicherung statt. Maximale Plasmaspiegel werden nach 2 bis 6 Stunden erreicht. Tofersen wird nicht über Cytochrom-P450-Isoenzyme metabolisiert, sondern durch Exonukleasen hydrolytisch abgebaut. Die Eliminationsroute wurde nicht untersucht. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt etwa 4 Wochen.[2][3]
Indikationen
Tofersen ist bei Patienten mit amyotropher Lateralsklerose indiziert, bei denen eine Mutation im Gen der Superoxiddismutase 1 (SOD1) identifiziert wurde.[2][3]
Darreichungsform
Tofersen steht in Form von einer Injektionslösung zur intrathekalen Anwendung zur Verfügung.[2]
Dosierung
Als Einzeldosis werden 100 mg appliziert. Initial werden drei Einzeldosen im Abstand von 14 Tagen verabreicht. Danach sollte einmal alle 28 Tage eine Erhaltungsdosis verabreicht werden. Vor jeder Applikation müssen ca. 10 ml Liquor entnommen werden. Die gesamte Dosis soll als Bolus über 1 bis 3 Minuten appliziert werden.[2]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Die häufigsten unerwünschten Wirkungen von Tofersen sind:[2]
- Schmerzen
- Fatigue
- Fieber
- Arthralgie, Myalgie
- Leukozytose und Eiweiß im Liquor
Unter der Anwendung von Tofersen wurde über schwerwiegende Fälle von aseptischer Meningitis, Myelitis und Radikulitis berichtet. Es kann ein erhöhter Hirndruck mit Papillenödem auftreten.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen sind bisher (2024) nicht bekannt. Da Tofersen den CYP450-vermittelten Stoffwechsel nicht induziert oder hemmt, sind keine Wechselwirkungen mit Wirkstoffen, welche diesen Stoffwechsel betreffen, zu erwarten.[3]
Kontraindikationen
Es gibt bisher (2024) keine Kontraindikationen.
Schwangerschaft und Stillzeit
Tierexperimentelle Untersuchungen zeigten bis zu einer subkutanen Dosierung von 30 mg/kgKG keine Hinweise auf embryo- oder fetotoxische Wirkungen. Ein Übertritt in die Muttermilch wurde nachgewiesen. Für die Behandlung von Schwangeren und Stillenden gibt es bisher keine Empfehlungen.[2]
Zulassung
Tofersen hat im April 2023 von der FDA eine beschleunigte Zulassung erhalten.[4] In Deutschland steht Tofersen im Rahmen eines Härtefallprogramms seit Anfang 2022 zur Verfügung, in das Patienten aufgenommen werden, bei denen eine SOD1-Mutation identifiziert wurde.[5] Die EMA hat Tofersen am 03. Juni 2024 als Orphan Drug zugelassen.[6]
ATC-Code
- N07XX22 - Andere Mittel für das Nervensystem
Quellen
- ↑ Meyer T et al. Neurofilament light-chain response during therapy with antisense oligonucleotide tofersen in SOD1-related ALS: Treatment experience in clinical practice. Muscle Nerve. 2023
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 Full prescribing Information Qalsody, FDA, abgerufen am 27.04.2023
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels Qalsody, EMA, abgerufen am 03.07.2024
- ↑ Blair HA. Tofersen: First Approval. Drugs. 2023
- ↑ Tofersen reduziert Neurofilament – Erste Ergebnisse aus dem Härtefallprogramm publiziert; Charité, abgerufen am 28.04.2023
- ↑ Qalsody. Union Register of medicinal products, abgerufen am 03.07.2024
Weblink
- Drugbank - Tofersen, abgerufen am 02.08.2024
- Pharmazeutische Zeitung Arzneistoffe - Tofersen, abgerufen am 02.08.2024
- Gelbe Liste Wirkstoffe - Tofersen, abgerufen am 02.08.2024
- PubChem: 483928764
- MeSH: C000709090
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