Thelaziose (Pferd)
Synonyme: Thelazia-Infektion des Pferdes, Augenwurm-Befall beim Pferd
Definition
Die Thelaziose des Pferdes ist eine durch Nematoden der Gattung Thelazia verursachte Parasitose des Pferdes, die auch als Augenwurmerkrankung bezeichnet wird.
Erreger
Thelazia lacrymalis hat eine ringförmig gestreifte Kutikula, ist dickwandig und besitzt eine rechteckige Mundkapsel. Die Männchen sind 8 bis 12 mm lang und haben ein leicht eingerolltes Hinterende mit zwei ungleich langen Spicula (130 bis 140 und 170 bis 190 μm lang). Es sind keine Kaudalflügel vorhanden, jedoch sind mehrere präanale und postanale Papillen am Hinterende ausgebildet. Die Weibchen sind 12 bis 18 mm lang, haben eine kurze Vulva am Übergang des Ösophagus zum Darm und sind ovovivipar.
Entwicklung
Thelazia lacrymalis parasitiert hauptsächlich im Konjunktivalsack, in den Ausführungsgängen der Tränendrüse, im Tränennasengang, unter der Nickhaut und kann in seltenen Fällen auch in das Auge eindringen.
Nachdem die Weibchen embryonierte Eier ablegen, schlüpfen innerhalb kurzer Zeit die Erstlarven (L1). Als Zwischenwirte dienen Fliegen (Musca oseris und Musca autumnalis), die sich während der Aufnahme von Tränenflüssigkeit mit den Erstlarven infizieren. Im Anschluss penetrieren die Larven den Fliegendarm und entwickeln sich im Abdomen innerhalb von 11 bis 15 Tagen zur Drittlarve (L3). Die Drittlarven wandern zu den Mundwerkzeugen, aus denen sie wiederum aktiv während der nächsten Nahrungsaufnahme (am Auge eines Pferdes) auswandern. Nachdem zwei Häutungen vollzogen sind, entwickeln sich die geschlechtsreifen Parasiten. Etwa 77 Tage p.i. (Präpatenz) beginnt das Weibchen mit der Eiablage.
Epidemiologie
In endemischen Gebieten findet man in Pferdebeständen ganzjährig (mit gewissen Variationen der Befallshäufigkeit) Thelazien. Am häufigsten treten Infektionen bei Pferden im Alter von 4 Jahren auf - doch kann die Infektion auch noch bei über 20 Jahren alten Tieren beobachtet werden.
Pathogenese
Pferde - die sich auf natürlichem Wege mit Thelazia lacrymalis infizieren - sind meist geringgradig befallen (z.B. 1 bis 14 Parasiten pro Tier). In seltenen Fällen können auch hohe Befallsintensitäten mit bis zu 130 Thelazien pro Pferd auftreten.
Klinik
Unabhängig von der Befallsrate verlaufen die meisten Infektionen symptomlos. Klinisch manifeste Thelaziosen führen u.a. zu follikulärer Konjunktivitis und Keratitis sowie Ulzerationen der Kornea und Konjunktiva, Darüber hinaus kommt es zu Blutungen in der vorderen Augenkammer, zellulären Infiltrationen in den Tränendrüsen und Fibroplasien der Tränendrüsengänge.
Diagnose
In einigen Fällen können in der Tränenflüssigkeit die ca. 200 bis 250 μm langen Larven nachgewiesen werden. Differenzialdiagnostisch müssen die Parasiten von Habronema und Draschia sowie von Mikrofilarien von Onchocerca unterschieden werden.
Therapie
Die Thelaziose kann symptomatisch mit antibiotikahaltigen Augensalben sowie mechanischer Entfernung der Thelazien behandelt werden. Untersuchungen zeigten, dass Fenbendazol in höherer Dosierung und langer Verabreichungszeit (10 mg/kgKG täglich an 5 Tagen) einen deutlichen - jedoch nicht vollständigen - Effekt auf Thelazia lacrymalis hat.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prophylaxe
Prophylaktisch können mechanische Schutzmaßnahmen im Kopfbereich der Pferde (Fliegennetze, usw.) und allgemeine Maßnahmen zur Fliegenbekämpfung eine Infektion mit Thelazia lacrymalis verhindern.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005
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