Systemischer vaskulärer Widerstandsindex
Synonym: systemisch vaskulärer Widerstandindex
Definition
Der systemische vaskulärer Widerstandsindex, kurz SVRI, beschreibt den gesamten peripheren Widerstand im arteriellen System in Relation zur Körperoberfläche des Patienten. Er gibt Aufschluss über die Nachlast, gegen die das Herz arbeiten muss, um Blut in den Körperkreislauf zu pumpen.
Berechnung
Der SVRI wird anhand folgender Formel berechnet:
mit:
- MAD = Mittlerer arterieller Druck
- ZVD = Zentralvenöser Druck
- HZV = Herzzeitvolumen
- KOF = Körperoberfläche
Die Einheit des SVRI ist in der Regel dyne·s/cm5/m2.
Anwendungen
Der SVRI wird häufig im Rahmen des erweiterten hämodynamischen Monitorings (z.B. PiCCO, FloTrac) auf Intensivstationen bestimmt. Er dient dazu, die Hämodynamik von kritisch kranken Patienten sowie ihre Reaktion auf die Therapie zu überwachen.
Referenzbereich
Typischerweise liegen die Normalwerte des SVRI zwischen 1970 und 2390 dyne·s/cm5/m2, können aber je nach Messmethode und Population variieren.
Interpretation
Charakteristische Abweichungen des SVRI ergeben sich typischerweise bei Patienten im Schock.
Hypovolämischer Schock
Beim hypovolämischen Schock liegt ein vermindertes zirkulierendes Blutvolumen infolge von Blutverlust oder Dehydratation vor.
Der SVRI ist in der Regel erhöht. Dies ist eine kompensatorische Antwort auf Hypovolämie, bei der es zu einer Vasokonstriktion kommt, um den arteriellen Druck zu erhöhen und die zerebrale und kardiale Perfusion zu schützen.
Septischer Schock
Der septische Schock entsteht infolge einer systemischen Entzündungsantwort infolge einer Infektion.
Der SVRI kann initial im Normalbereich oder leicht erhöht sein. Mit fortschreitender Sepsis ist er jedoch häufig aufgrund der endogenen Produktion vasodilatatorischer Zytokine und Entzündungsmediatoren erniedrigt.
Anaphylaktischer Schock
Der anaphylaktische Schock ist die Folge einer systemischen allergischen Reaktion auf Antigene mit Freisetzung von Entzündungsmediatoren wie Histamin.
Der SVRI ist infolge der massiven Vasodilatation durch die Histaminfreisetzung deutlich vermindert.
Kardiogener Schock
Beim kardiogenen Schock führt eine Myokarddysfunktion zu einem unzureichenden Herzzeitvolumen und einem daraus resultierenden verminderten Blutfluss in den Endorganen
Der SVRI ist typischerweise erhöht. Dies ist eine reflektorische Reaktion auf den verringerten Herzauswurf, bei dem es zu einer generalisierten Vasokonstriktion kommt, um den arteriellen Druck zu stabilisieren.
Spinaler Schock
Der spinale Schock entsteht nach akuter Rückenmarksverletzung.
Der SVRI ist aufgrund der unterbrochenen sympathischen Innervation und der resultierenden Vasodilatation erniedrigt.
Klinische Relevanz
Die Überwachung des SVRI dient insbesondere der Beurteilung der Nachlast und der Steuerung der Katecholamin- und Volumentherapie. Das SVRI-Monitoring kann dabei helfen, die richtige therapeutische Intervention bei Patienten mit hämodynamischer Instabilität zu wählen.
Weblinks
- Kochs, Eberhard et al.: Anästhesievorbereitung und perioperatives Monitoring DOI: 10.1055/b-0034-101495, 2015
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