Steatose (Veterinärmedizin)
von altgriechisch: stéatos – Fett, Talg
Synonym: Fettphanerose
Englisch: steatosis
Definition
Als Steatose wird eine krankhafte Verfettung von Parenchymzellen bezeichnet, bei der das Fett mikroskopisch im Zytoplasma sichtbar ist.
Einteilung
Eine Verfettung kommt in Geweben vor, die ihren Energiebedarf hauptsächlich aus Fetten beziehen (Leber, Herz- und Skelettmuskulatur, Nieren).
Verfettung der Leber
- Meist diffuse Verfettung, d.h. das gesamte Organ ist gleichsinnig verändert
- Panlobuläre Verfettung: bei Lipomobilisation bzw. alimentär
- Zentrolobuläre Verfettung: bei Hypoxie
- Peripherlobuläre Verfettung: v.a. bei Toxinen
- Intermediärlobuläre Verfettung: bei Toxinen, die metabolisiert werden (z.B. TCC)
siehe auch: Steatosis hepatis
Verfettung der Niere
- Hypoxisch oder toxisch
- Überwiegend Nierenrinde, v.a. proximale Tubulusepithelien, da stoffwechselaktiv (Rückresorption)
- Physiologisch bei der Katze (Hauptstücke) und in weit geringerem Ausmaß beim Hund (Pars recta der Hauptstücke)
- Bei Rindern und Schafen bei Lipämie im Rahmen einer Ketose
- z.B. Diabetes mellitus und Hyperlipämie der Ponys
Verfettung des Myokards
- Hypoxisch oder toxisch
- Überwiegend diffus feine Lipidtröpfchen ("feinstaubige" Verfettung) zwischen den Myofibrillen
Pathogenese
Aufgrund eines gestörten Stoffwechsels können alle Hauptgruppen der Lipide (Triglyzeride, Cholesterine/Cholesterinester, Phospholipide) im Zytoplasma von Zellen akkumulieren.
- Vermehrte Zufuhr von Triglyzeriden/Fettsäuren mit der Nahrung oder durch Freisetzung aus dem Depotfett (Lipolyse)
- Mangelhafte Sauerstoffversorgung der Zellen (Hypoxie)
- Einwirkung von Toxinen
Formen
Einfache Verfettung
- v.a. bei erhöhtem Lipidangebot
- Ohne Kernalterationen
- Auch bei hochgradiger Speicherung reversibel
Degenerative Verfettung
- v.a. bei Hypoxie oder Toxinen
- Zelluntergang mit Kernveränderungen
- Häufig sehr unterschiedlich große Fettvakuolen
- Auch nach Wegfall der Noxe irreversibel
Diagnostik
Die Diagnostik der Verfettung erfolgt in der Pathologie anhand morphologischer Veränderungen.
Makroskopisch
- Organe hellbraun bis gelb verfärbt
- Brüchige Konsistenz
- Deutlich vergrößert
- Gefahr von Rupturen (mechanisch!)
Histologisch
- Vakuoliges Zytoplasma (Paraffineinbettung!)
- Anfärbbar mit Fettfarbstoffen (z.B. Fettrot) in Gefrierschnitten
- Feintropfige oder grobtropfige Verfettung (Siegelringzelle)
Differentialdiagnose
Physiologisches Auftreten von Fett in
- Adipozyten im Depotfett
- Typ I-Fasern der Skelettmuskulatur (feintropfig)
- Laktierende Milchdrüse
- Talgdrüsenepithelien
- Zona fasciculata der Nebennierenrinde
- Hauptstückepithelien der Niere (Hund, Katze)
- Temporär in peripher gelegenen Hepatozyten nach der Nahrungsaufnahme
Quellen
- Wolfgang Baumgärtner, Achim D. Gruber: Allgemeine Pathologie für die Tiermedizin, Enke-Verlag
- Wolfgang Baumgärtner, Achim D. Gruber: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin, Enke-Verlag
Fachgebiete:
Veterinärmedizin
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