Simuliotoxikose (Rind)
Synonym: Kriebelmückenbefall
Englisch: black flies
Definition
Die Simuliotoxikose ist eine durch das Speicheltoxin verschiedener Kriebelmücken-Spezies (Simuliidae) verursachte Erkrankung beim Rind.
Erreger
Simuliiden sind zwischen 2 und 6 mm lange, kompakte und dunkel gefärbte Mücken, die einen fliegenähnlichen Habitus aufweisen. Sie haben einen dorsal gewölbten Thorax, kurze Beine und breite Flügel. Die Antennen besitzen 9 bis 12 perlschnurartig aneinandergereihte und kurze Glieder ohne Borsten.
In Mitteleuropa sind zahlreiche Arten vertreten, u.a.:
Epidemiologie
Simuliidae-Arten kommen in Mitteleuropa endemisch zwischen März und November vor. Sie sind tagaktiv und fliegen bevorzugt bei sonnigen und windstillen Wetterverhältnissen. Sie fliegen dabei nicht in Gebäude und nur selten in Unterstände, sodass ein Befall mit Kriebelmücken hauptsächlich auf der offenen Weide stattfindet.
Pathogenese
Kriebelmücken leben hämatophag (bluternährend) und stechen ihre Wirte, um sich aus kleinen Blutseen auf der Hautoberfläche zu ernähren. Die Stiche sind äußerst schmerzhaft und können zu einer erheblichen Plage werden. Die Parasiten fliegen dabei bevorzugt wenig behaarte Körperstellen an, wie z.B. Ohrmuscheln, Euter, Vulvagegend, Skrotum, Schwanzansatz und Innenfläche der Hintergliedmaßen.
Die eigentliche Erkrankung wird jedoch durch bestimmte Speicheltoxine verursacht, die von den blutsaugenden Weibchen bei der Nahrungsaufnahme auf den Wirt übergehen. Die Toxine verursachen in erster Linie Schäden an den Gefäßen. Es kommt zu Anämie, Leukopenie sowie ausgeprägten entzündlichen Ödemen im Bereich der Einstichstellen. Zusätzlich kann es zu Schleimhautschwellungen und Ödemen innerer Organe sowie zu einer Herz-Lungen-Symptomatik mit Tachykardie und Tachypnoe kommen. Durch die unterschiedlich stark ausgeprägten Symptome können betroffene Tiere binnen weniger Stunden bis Tage verenden.
Klinik
Die Symptome hängen von der Befallsstärke und der Immunität der Tiere ab. Häufig kommt es zu Dyspnoe, Tachykardie, Myoglobinurie und mit Krusten bedeckten Läsionen. Die betroffenen Bereiche sind ödematös geschwollen und mit Petechien und multiplen Hämatomen durchsetzt.
Aufgrund des massenhaften Befalls reagieren die Rinder panisch, flüchten und verletzen sich dabei oftmals (Sekundärschäden).
Diagnose
Das klinische Bild ist pathognomonisch für eine Simuliotoxikose. In Zweifelsfällen können die Parasiten im Bereich der Ohrmuschel eingesammelt und identifiziert werden.
Therapie
Betroffene Herden sind sofort aufzustallen und symptomorientiert zu behandeln (Stabilisierung des Kreislaufs, antiphlogistische Therapie, Kalziuminfusionen u.ä.).
Prophylaxe
In bekannten Endemiegebieten sollten Rinder tagsüber nicht auf die Weide gelassen werden.
Quellen
- Klee W, Metzner M. 2016. Ausgewählte Kapitel aus dem Gebiet der Inneren Medizin der Wiederkäuer Lehrmaterialien der Klinik für Wiederkäuer der LMU München (abgerufen am 18.03.2021)
- Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P. 2008. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1072-0
um diese Funktion zu nutzen.