Secnidazol
Synonym: Secnidazolum
Englisch: secnidazole
Definition
Secnidazol ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Nitroimidazol-Derivate, das gegen viele anaerobe grampositive und gramnegative Bakterien sowie Protozoen Wirksamkeit zeigt.
Chemie
Secnidazol hat die Summenformel C7H11N3O3 und eine molare Masse von 185,2 g/mol.
Wirkmechanismus
Secnidazol ist ein Prodrug, das in inaktivierter Form in Bakterien eindringt und durch das Enzym Nitroreduktase zur aktiven Wirkform umgewandelt wird. Dadurch entstehen Nitroradikale, die DNA-Addukte bilden. Die Addukte führen zu DNA-Brüchen, welche zum Erliegen des Zellstoffwechsels führen und die Grundlage der bakteriziden Wirkung ist. Da Sauerstoff den Prozess hemmt, sind Anaerobier stärker betroffen als Aerobier und menschliche Zellen.
Pharmakokinektik
Secnidazol wird schnell und vollständig resorbiert. Die Plasmahalbwertszeit liegt zwischen 17 und 29 Stunden, mit einer Tmax nach 3 bis 4 Stunden. Die minimale Hemmkonzentration wird bei einer Einmalgabe von 2 g mindestens 48 Stunden überschritten. Secnidazol hat eine geringe Plasmaproteinbindung von 15 % und ein Verteilungsvolumen von 49,2 Liter. Der Metabolismus ist nicht genau erforscht. Es wird angenommen, dass Secnidazol in der Leber oxidiert und nach Glucuronidierung über den Urin ausgeschieden wird.
Indikationen
Secnidazol wird bei Amöbiasis, Giardiasis, Trichomoniasis und bakterieller Vaginose eingesetzt. Resistenzen sind zur Zeit (2024) noch selten. In einer randomisierten Doppelblindstudie bei Frauen mit bakterieller Vaginose erwies sich Secnidazol (90,8 %) als äquieffektiv gegenüber Tinidazol (87,5 %). Ein Fertigarzneimittel ist in Deutschland zurzeit (2024) nicht verfügbar.
Dosierung
- 2 g als Einmalgabe
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Die Verträglichkeit ist vergleichbar mit der anderer Imidazol-Derivate. Häufige Nebenwirkungen sind:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Glossitis
- Anorexie
- Oberbauchschmerzen
- metallischer Geschmack
- Kopfschmerzen
- Schwindel
Eine Veränderung der Leukozytenzahl trat bei 25 % der Erwachsenen auf. Eine klinische Relevanz wird zurzeit nicht angenommen.
Wechselwirkungen
Secnidazol verursacht in den ersten 24 Stunden nach Therapiebeginn eine Alkoholunverträglichkeit (vgl. Antabus-Effekt).
Die Wirkung von Warfarin kann verstärkt werden. Eine Wechselwirkung mit Kontrastmitteln ist durch Chelatbildung möglich.
Kontraindikationen
Eine Therapie sollte nicht bei bekannten Überempfindlichkeitsreaktionen erfolgen.
Alternativen
Klinisch gebräuchlicher sind die 5-Nitroimidazol-Derivate Metronidazol und Tinidazol. Die Wirksamkeit scheint vergleichbar zu sein.
Literatur
- https://link.springer.com/article/10.2165/00003495-199651040-00007, abgerufen am 21.01.2024
- https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Secnidazol&Spez=True#bottom, abgerufen am 21.01.2024
- https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/14787210.2022.2080656, abgerufen am 21.01.2024
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