Robert Koch
Vollständiger Name: Heinrich Hermann Robert Koch
Definition
Robert Koch war ein deutscher Mediziner und Mikrobiologe, der am 11.12.1843 in Clausthal geboren wurde und am 27.05.1910 in Baden-Baden starb. Er gilt als einer der bedeutendsten Wissenschaftler im Bereich der Mikrobiologie, Infektiologie und Tropenmedizin. Sein vermutlich bekanntestes Vermächtnis sind die "Koch'schen Postulate".
Lebenslauf
- 1843: Geburt in Clausthal als drittes von insgesamt 13 Kindern
- 1847: brachte sich selbst Lesen und Schreiben bei
- ab 1948: Unterricht durch Privatlehrer
- ab 1850: Schüler des humanistischen Gymnasiums in der Clausthaler Graupenstraße
- 1862: Abitur
- ab 1862: Philologie-Studium in Göttingen, nach dem ersten Semester jedoch Wechsel zur Medizin
- 1866: Studienabschluss mit Promotion
- 1867: Hochzeit mit Emmy Fraatz
- 1868: Geburt Tochter Gertrud
- bis 1868: ärztliche Tätigkeiten an der Landesheil- und Pflegeanstalt in Hamburg und Landarzt in Langenhagen; danach Wechsel nach Niemegk und Rakwitz
- 1870-1871: Sanitäter im Deutsch-Französischen Krieg
- 1872: Physikatsexamen und Ernennung zum Kreisphysikus des Kreises Bomst; nebenher führte er eine Privatpraxis
- 1880: Mitarbeiter im Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin dank seiner Forschungen über Milzbrand und Wundinfektionen
- 1883: Leiter einer Cholera-Expedition nach Ägypten und Indien
- 1885: Professor für Hygiene am Hygienischen Institut der Berliner Universität
- 1890: Scheidung von Emmy Fraatz und Tiefpunkt seiner Karriere durch den Tuberkulin-Skandal (selbst entwickeltes Medikament gegen Tuberkulose, an dem aber viele starben)
- 1891: Direktor des Instituts für Infektionskrankheiten in Berlin
- 1893: Hochzeit mit Hedwig Freiberg
- 1898/ 1899: Erforschung von Malaria in Italien, auf Java und Neuguinea
- 1904: Ruhestand
- 1905: Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für die Entdeckung des Tuberkulose-Erregers
- 1905/ 1906: Leiter einer Schlafkrankheitsexpedition
- 1910: Tod in Baden-Baden
Wichtige Forschungsarbeiten
Lebenszyklus des Milzbranderregers
Der Erreger wurde schon 1863 von Casimir Davaine entdeckt, doch Robert Koch untersuchte mit Milzbrand eine Viehseuche. Mit seiner selbst entwickelten Technik des "hängenden Tropfens" konnte er Bakterien (Bacillus anthracis) im Blut von infizierten Tieren nachweisen. Dabei beobachtete er auch, wie sich Sporen bildeten und wie sich diese dann wieder in Bakterien umwandelten. Die Gefahr lag dabei in der Arbeit mit Tierkadavern, da auch diese noch Milzbrand-Sporen enthalten und so weitere Tiere anstecken können.
Tiermodell für Wundinfektionen
Es wurden schon zuvor einige Bakterien erforscht, doch es war noch nicht sicher, welche Art die Krankheit auslöste. Koch erkannte durch seine Forschungen, dass verschiedene Tierarten unterschiedlich auf verschiedene Bakterienarten reagieren. Er überimpfte dabei Versuchstiere wie Mäuse, Kaninchen und Meerschweinchen, um dadurch Reinkulturen einer Bakterienart zu gewinnen. Bei Mäusen erzeugte er somit sechs verschiedene Formen der Sepsis, die von sechs verschiedenen Bakterienarten ausgelöst wurden.
Entdeckung des Tuberkuloseerregers
In seinen ersten Versuchen übertrug Robert Koch Meerschweinchen tuberkulöses Gewebe, da diese oft an Tuberkulose erkrankten und somit ideale Versuchstiere waren. Auf künstlichen Nährboden dauerte die Übertragung deutlich länger und außerdem waren die Bakterien von einer wachsartigen Schicht umgeben, die Farbstoffe abweist. Dabei musste Koch zur Gegenfärbung greifen, die aber so schwach war, dass man die Bakterien kaum erkennen konnte. Erst beim 271. Versuchsansatz entdeckte Koch die gesuchten Erreger. Als Übertragungsmedium stellte sich die Atemluft heraus. Eine besondere Ansteckungsgefahr geht daher von Erkrankten mit offener Lungentuberkulose aus.
Entdeckung des Choleraerregers
1884 gelang es Robert Koch in Indien aus Choleraleichen eine Reinkultur von Bakterien zu gewinnen, die kürzer als Mycobacterium tuberculosis waren und aussahen wie ein Komma. Tiere mit der Krankheit zu infizieren, gelang ihm jedoch nicht, weshalb er mit der Bezeichnung "Erreger der Cholera" nicht ganz zufrieden war, zumal auch schon Filippo Pacini 1854 solche Bakterien entdeckte. Auf einer Indienreise bemerkte Koch, dass die Krankheit in Dörfern mit Teichen besonders häufig vorkam. Dadurch wurde ihm klar, dass Cholera-Erreger mit dem Wasser übertragen werden, da sich am Rand der Teiche Latrinen befanden.
Malaria
1890 unternahm Koch Reihenuntersuchungen an den Ureinwohnern Neuguineas vor. Das Ergebnis war, dass dort Malariaerkrankungen nur leicht verliefen, obwohl Parasiten im Blut nachgewiesen wurden. Deutsche Siedler und chinesische Leiharbeiter erkrankten in Neuguinea aber sofort. Je länger sie dort waren, desto resistenter wurden aber auch sie. Dies war widersprüchlich zum bisherigen Wissen, dass eine Infektion gleichbedeutend mit einer Erkrankung ist. Daher wurden nun gesunde, aber infizierte Menschen untersucht. Aus Kostengründen musste Koch dies bald beenden, aber sein Wissen über die Malaria-Immunität war ein erster Schritt für den weiteren Erkenntnisgewinn.
Typhus-Kampagne
Da Typhus eine Kriegsseuche war, konnte Koch das preußische Militär für seine Forschungen gewinnen. Um infizierte Personen zu finden, wurden Geistliche und Lehrer befragt, Schulversäumnislisten und Krankenkassenangaben ausgewertet. Zudem wurden Urinproben bakteriologisch untersucht, Verdächtige wurden isoliert, Kleidung und Wohnungen desinfiziert. Einige beteiligte Ärzte haben dabei nie einen an Typhus Erkrankten gesehen, sondern kamen nur durch Untersuchungen zu diesem Ergebnis. 1903 dehnte Koch seine Kampagne auf 3,5 Millionen Einwohner in Süddeutschland aus. Verdächtige mussten zur "inneren Infektion" Rizinusöl, Bittersalz oder Natron nehmen und vielen wurde die Gallenblase entfernt, die als "Brutstätte" der Typhusbazillen galt. Sie wurden andauernd bakteriologisch untersucht, ein Umzug musste polizeilich gemeldet werden. Die Häufigkeit der Krankheit war nach sieben Jahren auf die Hälfte gesunken.
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