Plasmodiose (Geflügel)
Synonyme: Vogelmalaria, Plasmodium-Infektion
Definition
Als Plasmodiose bezeichnet man eine Infektionskrankheit bei Vögeln, die durch unterschiedliche Plasmodium-Arten verursacht wird.
Ätiologie
Die Gattung Plasmodium umfasst mehr als 170 Arten. Diese Parasiten befallen neben Reptilien auch Vögel, Säugetiere und Menschen. Innerhalb von Vertebraten durchlaufen die Plasmodien mehrere Merogonien in verschiedenen Zellen des retikuloendothelialen Systems (RES) sowie in Hepatozyten und anschließend auch in Erythrozyten. Sie folgen einem heteroxenen Entwicklungszyklus mit einer geschlechtlichen Phase in Stechmückenweibchen, welche die Erreger auch auf die Wirte übertragen.
Bei wild lebenden Vögeln kommen zahlreiche und wenig wirtsspezifische Plasmodium-Arten vor, z.B. Plasmodium relictum des Sperlings sowie weiteren 141 Vogelarten oder Plasmodium circumflexum der Wacholderdrossel und anderen Vogelarten in gemäßigten Klimazonen. In tropischen Gebieten infizieren u.a. Plasmodium gallinaceum und Plasmodium iuxtanucleare das Haushuhn.
Epidemiologie
Plasmodien sind stark an ihre Vektoren und Endwirte gebunden und kommen artsspezifisch in unterschiedlichen Regionen vor. Die durch verschiedene Plasmodium-Arten in Süd- und Zentralamerika beim Hausgeflügel vorkommende Vogelmalaria ist in Europa nicht vertreten.
Erkrankungen treten gehäuft in Freilandhaltungen auf.
Pathogenese
Plasmodien werden durch verschiedene stechend-saugende Vektoren der Gattungen Mansonia und Culex übertragen.
Während die Reifung der Gameten und die Sporogonie in den Überträgerinsekten stattfindet, erfolgt die Merogonie der Gamonten in den Wirbeltieren. Die Sporogonie schließt mit der Bildung von Sporozoiten ab, die beim Saugakt der Mücke auf den Wirt übertragen werden. Die Entwicklung innerhalb der Vertebraten beginnt dann mit einer Merogonie in den Zellen des retikuloendothelialen Systems (exoerythrozytäre Phase). Diese Merogonien können sich dabei mehrfach wiederholen. In den weiteren Generationen bilden sich dann Merozoiten, die dann junge Erythrozyten befallen und die sogenannte Blutinfektion einleiten. Die erythrozytären Meronten stellen sich aufgrund der Umwandlung des Hämoglobins in einer gelbbraun pigmentierten Farbe dar.
Klinik
Infektionen können in nicht-adäquaten Wirten (z.B. Huhn, Truthuhn, Gans) schwere Verluste verursachen.
Die akute Krankheitsphase geht mit Anämie und Splenomegalie einher, während subakute Erkrankungen durch Splenomegalie, Hypertrophie des rechten Herzventrikels und multifokale interstitielle Myokarditis gekennzeichnet sind. Todesfälle treten perakut oder während des Höhepunkts der Parasitämie auf.
Diagnose
Die Diagnostik besteht aus einem direkten Erregernachweis in Blutausstrichen. Alternativ kann auch eine histologische Untersuchung erfolgen.
Therapie
Zur Therapie eignen sich neben Chloroquin (1 mg/kgKG i.m. täglich über 5 Tage) auch Quinacrin (1,6 mg/kgKG i.m. täglich über 5 Tage) sowie potenzierte Sulfonamide. Diese Wirkstoffe sind jedoch nicht bei lebensmittelliefernden Tieren zugelassen und dürfen daher nur bei Hobbytieren und nach entsprechender Umwidmung angewendet werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prophylaxe
Die Bekämpfung orientiert sich vor allem an prophylaktischen Maßnahmen. Hierzu zählen eine geschlossene Stallhaltung sowie die aktive Bekämpfung der Zwischenwirte.
Literatur
- Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P. 2008. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1072-0
- Siegmann O, Neumann U (Hrsg.) 2012. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN: 978-84268333-4
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