Pekingente-Virushepatitis (Geflügel)
Synonym: Virushepatitis der Pekingente
Englisch: duck viral hepatitis(DHV), viral hepatitis of ducklings
Definition
Die Virushepatitis der Pekingente ist eine fulminant verlaufende und hochkontagiöse Viruserkrankung junger Entenküken mit hoher Morbidität und Mortalität.
Ätiologie
Die Virushepatitis der Pekingente wird durch das Entenhepatitis-A-Virus (DHV-1, früher als Enten-Hepatitis-Virus 1 bezeichnet), einem hochkontagiösen, entero- und hepatotropen Picornavirus, verursacht.
Das Virus kann sowohl in Enten- als auch in Hühnerembryonen sowie in Entenembryo-Nierenzellkulturen vermehrt werden. Bei den infizierten Embryonen kommt es zu Ödembildung sowie zu Verzwergung. Die Allantoisflüssigkeit verfärbt sich grün und es entstehen nekrotische Herde in der Leber. Neben den typischen Eigenschaften von Picronaviren zeigt DHV-1 auch eine Resistenz gegenüber saurem Milieu (pH-Wert von 3). Das Virus weist eine hohe Tenazität auf, weshalb die Eliminierung in kontaminierten Betrieben deutlich erschwert wird.
Epidemiologie
DHV-1 ist weltweit verbreitet und befällt neben der Pekingente auch Moschusenten, wobei diese keine klinischen Symptom entwickeln. Als stille Träger können sie jedoch zu einer Verbreitung des Virus beitragen. Andere Nutzgeflügelarten lassen sich nur experimentell infizieren.
Pathogenese
Erkrankte Tiere scheiden das Virus in großen Mengen mit dem Kot aus und führen so zu einer raschen Verbreitung in ihrer Umgebung. Die Virusausscheidung kann bis zu 8 Wochen andauern.
Eine Infektion erfolgt auf oralem Weg. Als Infektionsquellen gelten neben dem Kot auch verunreinigtes Futter, Wasser, Stallgeräte und schlecht gereinigte Stallungen. Durch Vektoren (Wildvögel, Ratten) soll es auch zu horizontalen Übertragungen gekommen sein. Aus epidemiologischer Sicht scheint die vertikale Übertragung keine wesentliche Rolle zu spielen. Aufgrund der hohen Kontagiosität des Erreger kommt es zu einer raschen Durchseuchung innerhalb der Herde. Die Inkubationszeit beträgt 1 bis 5 Tage.
Immunologie
Die Jungtiere weisen spätestens ab der 5. Lebenswoche eine Altersresistenz auf. Durch maternale Antikörper werden junge Entenküken in den ersten 14 Lebenstagen vor einer klinischen Erkrankung geschützt.
Klinik
Obwohl grundsätzlich alle Altersgruppen für eine Infektion empfänglich sind und auch alle Tiere Wachstumsstörungen zeigen können, treten schwere klinische Symptome nur bei Jungtieren bis etwa zum 7. Lebenstag auf. Bei diesen Küken kommt es innerhalb weniger (3 bis 4) Tage zu einer Mortalität von bis zu 50 bis 95 %. Erkrankte Küken sind apathisch, haben halb geschlossene Augen und blau verfärbte Schnäbel, fallen auf die Seite und zeigen ungerichtete Bewegungen der Gliedmaßen.
Innerhalb weniger Stunden nach Krankheitsausbruch versterben die Tiere in Bauchlage und mit in den Nacken überstreckten Köpfen sowie gespreizten Beinen in Robbenstellung.
Pathologie
Bei der Sektion fällt v.a. eine vergrößerte Leber mit hämorrhagischen punkt- und fleckenförmigen Veränderungen auf. Zusätzlich sind die Milz und die Nieren geschwollen und durch eine typische Marmorierung sowie gestaute Gefäße gekennzeichnet.
Im histologischen Schnittbild sind in der akuten Phase Leberzellnekrosen und später auch Gallengangshyperplasien sowie Blutungen und Einwanderungen von Entzündungszellen zu erkennen.
Differenzialdiagnose
Als Differenzialdiagnosen sind Entenpest, Riemerella-anatipestifer-Infektionen, Salmonellose, Intoxikationen (v.a. Mykotoxine) und Enzephalomalazie auszuschließen.
Diagnose
Anhand des klinischen Bildes und der hämorrhagischen Läsionen der Leber kann eine Verdachtsdiagnose ausgesprochen werden. Die eigentliche Diagnose erfolgt mittels Entenembryo-Nierenzellkulturen (zytopathischer Effekt) sowie in Enten- und Hühnerembryonen (Verzwergung, Ödembildung, Grünverfärbung der Allantoisflüssigkeit sowie Lebernekrosen und subkutane Hämorrhagien).
Ein direkter Erregernachweis erfolgt mithilfe der Elektronenmikroskopie.
Therapie
Als wichtigste Bekämpfungsstrategie gelten umfangreiche Hygienemaßnahmen vor der Einstallung neuer Entenküken. Zusätzlich müssen die Tiere in den ersten Lebenstagen streng isoliert werden. Damit das Virus nicht von außen in einen Betrieb eingeschleppt wird, sollte eine strikte Trennung zwischen Wildwassergeflügel und dem kommerziell gehaltenen Geflügeln eingehalten werden.
Eine geeignete Schadnagerbekämpfung unterbindet eine Verbreitung durch Ratten und andere Nager.
Prophylaxe
Elterntiere müssen zwei- bis drei Mal geimpft werden, damit die Küken hohe maternale Antikörpertiter aufweisen können. In Europa stehen hierfür verschiedene Lebendvakzinen zur Verfügung. In Deutschland können auch autogene Impfstoffe verwendet werden.
Die Elterntiere müssen mehrfach bis spätestens 2 Wochen vor der Bruteigewinnung geimpft werden, damit sie eine mehrmonatige (> 9 Monate andauernde) Immunität erreichen, um diese dann auch an die Nachkommen weiter zu geben. Antikörperfreie Küken können am 1. bis 2. Lebenstag mit einer attenuierten Lebendvakzine intramuskulär oder subkutan vakziniert oder durch eine zweimalige passive Übertragung von Rekonvaleszenzserum (0,5 ml/Tier i.m.) im Abstand von 8 bis 14 Tagen immunisiert werden.
Literatur
- Rautenschlein S, Ryll M. 2014. Erkrankungen des Nutzgeflügels. 1. Auflage. Stuttgart: UTB Verlag GmbH. ISBN: 978-3-8252-8565-5
- Siegmann O, Neumann U (Hrsg.) 2012. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN: 978-84268333-4
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