Paramyxovirus-2-Infektion (Geflügel)
Synonyme: PMV-2-Infektion, Yucaipa-Virusinfektion
Definition
Die Paramyxovirus-2-Infektion ist eine mild verlaufende virale Infektionskrankheit beim Geflügel, die durch Viren der Familie Paramyxovirus verursacht wird.
Erreger
Paramyxoviren sind zwischen 100 und 350 nm groß, pleomorph und besitzen eine einzelsträngige und unsegmentierte RNA negativer Polarität. Die Virusanzüchtung, -vermehrung und -charakterisierung erfolgt analog zu PMV-1 (Newcastle-Disease-Virus).
Epidemiologie
PMV-2 verursacht milde Respirationserkrankungen beim Huhn und bei der Pute. Als Erregerreservoir gelten heimische Wildvögel - insbesondere Sperlingsvögel und Papageienarten. Die Reservoirwirte tragen weltweit zu einer horizontalen Übertragung auf Hausgeflügel bei.
Da das Virus weit verbreitet ist, können auch unterschiedliche Stämme parallel in einer Population zirkulieren.
Pathogenese
Infektionen finden vorwiegend durch den direkten Kontakt zwischen infizierten und empfänglichen Tieren statt. Der Erreger zeigt einen besonderen Tropismus für die Zellen des Atemtrakts und führt daher zur Ausbildung typischer respiratorischer Symptome. Eine Infektion von Nervenzellen hingegen scheint nicht zu erfolgen. Virusantigene lassen sich primär im Respirations-, aber auch im Verdauungstrakt nachweisen.
In seltenen Fällen kommt es auch zu latenten Infektionen.
Klinik
Nach einer Inkubationszeit von etwa 4 bis 6 Tagen leiden betroffene Tiere an Mattigkeit und Leistungsrückgang (sowohl Lege- als auch Mastleistung). Zudem fällt die Befruchtungsrate bei Bruteiern ab und es entwickelt sich ein seröser Nasenausfluss. Schwere Krankheitsverläufe sind durch Sekundärinfektionen mit massiver Atemnot gekennzeichnet.
Aufgrund der Infektiosität des Erregers kommt es rasch zu einer Durchseuchung der gesamten Herde. Der Höhepunkt der klinischen Erkrankung wird nach etwa 2 Wochen erreicht. Während die Mortalität bei Putenküken vergleichsweise niedrig ist, kann sie bei Hühnerküken bis zu 20 % betragen.
Pathologie
Im akuten Krankheitsstadium zeigt sich eine katarrhalische Tracheitis. Chronische oder subchronische Verlaufsformen hingegen gehen mit einer herdförmigen Pneumonie sowie Entzündungen der Luftsäcke einher. Bei jungen Mastgeflügeln kommt es zu vermehrten Beanstandungen der Schlachtkörper im Zuge der Fleischbeschau.
Differenzialdiagnose
Differenzialdiagnostisch sind sämtliche Erkrankungen mit Beteiligung des Respirationstrakts (v.a. der protrahierte Verlauf der Newcastle-Krankheit) auszuschließen.
Diagnose
Die Diagnose wird mittels Virusanzucht in embryonierten Hühnereiern nach Inokulation über die Allantoishöhle gestellt. Alternativ ist auch ein indirekter Erregernachweis mithilfe eines Hämagglutinationshemmtests (HAH-Test) möglich.
Therapie
Derzeit (2021) existiert keine Kausaltherapie. Da auch keine kommerziell erhältlichen Impfstoffe verfügbar sind, orientiert sich die Bekämpfung an verschiedenen Prophylaxemaßnahmen (strikte Hygienemaßnahmen, Abschirmung der Nutzgeflügel gegen Wildvögel u.ä.).
Literatur
- Rautenschlein S, Ryll M. 2014. Erkrankungen des Nutzgeflügels. 1. Auflage. Stuttgart: UTB Verlag GmbH. ISBN: 978-3-8252-8565-5
- Siegmann O, Neumann U (Hrsg.) 2012. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN: 978-84268333-4
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