Osteochondrosis dissecans (Hund)
Synonyme: Osteochondritis dissecans, OCD
Definition
Die Osteochondrosis dissecans, kurz OCD, ist eine Störung der enchondralen Ossifikation, die zu einer Schädigung des Gelenkknorpels bei Hunden führt.
Epidemiologie
Die Gelenkschäden entsteht bei 6 bis 8 Monate alten Hunden. Die Erkrankung tritt gehäuft bei großen Rassen mit über 23 kg Körpergewicht auf (z.B. Rottweiler, Boxer, Deutscher Schäferhund).
Ätiologie
Osteochondrosis dissecans ist eine multifaktiorielle Erkrankung, die durch das Zusammenspiel verschiedener Ursachen entsteht, u.a.:
- genetische Prädisposition
- hoher Energiegehalt im Futter
- ungleiches Verhältnis von Mineralien und Vitaminen (Kalzium, Phosphor, Vitamin D)
- Traumata
- biomechanische Faktoren
- hormonelle Imbalanzen (Somatotropin)
Pathogenese
Durch eine Störung der Vaskularisation des subchondralen Knochengewebes entsteht eine Demarkierung des betroffenen Knochen- sowie darüber liegenden Knorpelareals. Aufgrund der lokalen Ischämie kommt es zur Osteolyse, weshalb der darüber liegende Knorpel degeneriert. Das abgestorbene Knorpelgewebe löst sich vom Knochen ab und liegt dann als sogennantes Dissekat (Gelenkmaus) frei im Gelenkspalt.
Durch den Knorpeldefekt sowie das frei bewegliche Knorpelfragment etablieren sich Entzündungsprozesse innerhalb des Gelenks, die zu einer weiteren Schädigung des noch intakten Knorpels führen.
Lokalisation
Osteochondrose dissecans kommt mit unterschiedlicher Häufung an der Vorder- und Hintergliedmaße vor:
- Schultergelenk (kaudaler Humeruskopf): 74 %
- Ellenbogengelenk (medialer Humeruskondylus): 11 %
- Kniegelenk (lateraler oder medialer Femurkondylus): 3 %
- Sprunggelenk (mediale oder laterale Trochlea des Talus): 74 %
Klinik
Durch die Schädigung des Knochens sowie Gelenkknorpels zeigen die Tiere in erster Linie eine variabel ausgeprägte Lahmheit. Bei der klinischen Untersuchung fällt zudem ein deutlicher Palpationsschmerz auf.
Chronische Krankheitsverläufe gehen mit einer deutlichen Muskelatrophie an der betroffenen Gliedmaße einher.
Diagnostik
Die Verdachtsdiagnose ergibt sich aus der Anamnese und der klinischen Untersuchung.
Anschließend ist eine ausführliche orthopädische Untersuchung durchzuführen. Die Diagnose kann letztendlich mithilfe von Röntgenbildern und einer Computertomographie gesichert werden.
Therapie
Abhängig von den klinischen Symptomen ist zwischen einer konservativen und einer chirurgischen Behandlung zu entscheiden.
Konservativ
Eine konservative Therapie kann nur bei geringgradiger Lahmheit, bei kleinen subchondralen Läsionen (ohne Fragmente innerhalb der Gelenkkapsel) und bei sehr jungen Hunden (jünger als 7 Monate) angewendet werden. Die Therapie besteht aus:
- NSAIDs
- Bewegungseinschränkung (für 6 bis 8 Wochen)
- Chondroprotektiva (Chondroitinsulfat, Glykosaminoglykane)
- Gewichtsreduktion
Chirurgisch
Wird eine chirurgische Versorgung in Erwägung gezogen, stehen verschiedene Verfahren zur Auswahl:
- Flap-Entfernung
- Kürettage des subchondralen Knochens (bis Blutung entsteht)
- Auffrischung der Defektzone (90°-Grenze zwischen Knochen und Knorpel, füllt sich später mit Faserknorpel auf)
- Arthrodese
Prognose
Die Prognose hängt einerseits vom Schweregrad der Erkrankung, andererseits von der Lokalisation des Defekts ab. Die Prognose ist bei OCD des Schultergelenks am günstigsten, bei einer Erkrankung des Kniegelenks am schlechtesten.
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