Ellenbogengelenk (Veterinärmedizin)
Synonym: Articulatio cubiti
Englisch: elbow joint
Definition
Das Ellenbogengelenk ist in der Veterinärmedizin die gelenkige Verbindung zwischen Ober- und Unterarm der Tiere.
Anatomie
Das Ellenbogengelenk weist drei unterschiedliche Knochen auf und ist daher ein zusammengesetztes Gelenk (Articulatio composita). Das Gelenk kann somit Bewegungen in zwei Achsen ausführen. Aufgrund des Bandapparats funktioniert es als Wechselgelenk.
Gelenke
Aufgrund der drei beteiligten Knochen (Humerus, Ulna und Radius) weist das Gelenk insgesamt drei Teilgelenke auf.
Articulatio humeroulnaris
Das Humeroulnargelenk ist obligat kombiniert zu einem Ginglymus und in seiner Ausführung einachsig. Die beteiligten Gelenksflächen sind:
- Humerus: Trochlea humeri
- Ulna: Incisura trochlearis ulnae
Dieses Teilgelenk hat stabilisierende Aufgaben und begrenzt die Streckbewegung.
Articulatio humeroradialis
Das Humeroradialgelenk ist ebenfalls obligat kombiniert zu einem Ginglymus und dementsprechend einachsig. Beteiligte Gelenksflächen sind:
- Humerus: Trochlea humeri
- Radius: Fovea capitis radii
Articulatio radioulnaris proximalis
Da die sehr geräumige Gelenkkapsel auch das proximale Radioulnargelenk miteinschließt, wird es ebenfalls zum Ellenbogengelenk gezählt. Die Gelenksflächen bilden:
- Radius: Circumferentia articularis radii
- Ulna: Incisura radialis ulnae
Mechanik
Die Normalstellung des Ellenbogengelenks liegt im Schnitt bei 150°. Es sind Extensions- (160°) und Flexionsbewegungen (60°) möglich, die in einer horizontal-transversalen Achse verlaufen. Die Pronation und Supination läuft in einer vertikalen Längsachse. Als Besonderheit gilt, dass aufgrund des exzentrischen Ansatzes der Seitenbänder und gleichzeitiger ovaler Form der Trochlea humeri sowohl beim Hund als auch beim Pferd das Ellenbogengelenk ein sogenanntes Schnappgelenk ist.
Bandapparat
- Ligamentum collaterale cubiti mediale
- Ligamentum collaterale mediale longum (Pferd)
- Ligamentum collaterale cubiti laterale
- Ligamentum anulare radii (Fleischfresser)
- Ligamentum olecrani (Hund)
Gelenkzusatz
- Bursa subcutanea olecrani (ensteht postnatal, nicht konstant aber häufig beim Pferd)
- Bursa intratendinea olecrani (zwischen Caput mediale und Caput longum des Musculus triceps brachii)
- Bursa subtendinea musculi tricipitis brachii (zwischen Sehne des Caput longum und Olekranon)
- Bursa bicipitoradialis (zwischen Bizepsansatz und Radius, inkonstant)
Klinik
Luxiert ein Ellenbogengelenk, geht dies in der Regel mit totalem Zerreißen der Gelenkbänder einher. Ohne vollständige Bänderschädigung ist eine Luxation nur nach lateral möglich. Aufgrund des großen Epicondylus medialis humeri wird eine Verlagerung des Antebrachiums nach medial verhindert. Eine Reposition der Gelenkköper kann somit nur in Beugestellung (< 90°) erfolgen, da sonst der Processus anconeus die Rückverlagerung des Antebrachiums nach medial blockiert.
Um das Ellenbogengelenk bei einem Hund punktieren zu können, muss in Höhe des Gelenkspaltes der Articulatio humeroradialis von kraniolateral eingestochen werden. Beim Pferd hingegen befindet sich die Stelle für den horizontalen Einstich am kranialen Rand des tastbaren lateralen Seitenbandes.
Literatur
- Salomon, Franz-Viktor, Hans Geyer, and Uwe Gille, eds. Anatomie für die Tiermedizin. Enke, 2015
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