Nervus ischiadicus (Veterinärmedizin)
Synonym: N. ischiadicus
Definition
Der Nervus ischiadicus ist die direkte Fortsetzung des Truncus lumbosacralis und gleichzeitig der stärkste Nerv des Körpers verschiedener Tiere.
Anatomie
Der Nervus ischiadicus entspringt aus den Segmenten L6 bis S2 und gelangt über die Incisura ischiadica major an den Oberschenkel. Bei den Huftieren passiert er das Spatium ischiadicum majus und zieht dem breiten Beckenband außen anliegend zwischen dem Trochanter major ossis femoris und der Spina ischiadica kaudal über den Femurhals hinweg. Dabei verläuft er in Richtung Incisura ischiadica minor, wo er letztendlich auf den Musculi gemelli und der Sehne des Musculus obturatorius internus zum liegen kommt (Fleischfresser, Pferd).
Während seines Verlaufs gibt der Nervus ischiadicus Muskeläste (Rami musculares) an folgende Muskeln ab:
- Musculus glutaeus profundus
- Musculi gemelli
- Musculus quadratus femoris
- Musculus obturatorius internus (nur bei Fleischfresser und Pferd)
- Musculus abductor cruris caudalis (nur bei der Katze)
Der Ischiasnerv entsendet zwischen dem Musculus glutaeus profundus und der Spina ischiadica Zweige zur Kapsel des Hüftgelenks.
Aufteilung
Der Nervus ischiadicus teilt sich beim Pferd schon auf Höhe des Hüftgelenks, bei den übrigen Haussäugetieren etwa in der Mitte des Oberschenkels, in die beiden Hauptnerven der distalen Teile der Hintergliedmaße, den Nervus fibularis communis und Nervus tibialis, auf. Beide verlaufen zunächst eng miteinander verbunden zwischen dem Musculus biceps femoris und dem semitendinosus in der Tiefe der Hinterbacke in Richtung Kniekehle. Dort angekommen, trennen sie sich dann endgültig in zwei eigenständige Nerven und nehmen ihren eigenen Verlauf.
Klinik
Die topographische Beziehung des Nervus ischiadicus zum Oberschenkelkopf ist bei Operationen zu beachten (z.B. bei einer Femurkopfresektion).
Der Nervus ischiadicus wird am häufigsten bei Beckenfrakturen im Bereich der Incisura ischiadica major verletzt. Außerdem können auch Läsionen im Zuge einer Oberschenkelfraktur oder einer Luxation des Kreuz-Darmbein-Gelenks auftreten. Eine Luxation kann hierbei auch immer zu einer Schädigung der Nervenwurzeln führen. Außerdem können i.m.-Injektionen in die kaudale Oberschenkelmuskulatur den Nervus ischiadicus beschädigen.
Eine Ischiasverletzung lässt sich dadurch feststellen, dass beim Auslösen des Flexorreflexes die Beugung im Kniegelenk fehlt. Beim Hund ist jedoch auch bei beschädigtem Nervus ischiadicus durch einen Stimulus in der autonomen Zone des Nervus saphenus ein leichtes Zurückziehen der Gliedmaße auslösbar. Dieses Rückführen wird durch die Innervation des Nervus femoralis verursacht, der den Musculus sartorius und somit einen Beuger des Hüftgelenks, versorgt.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, and Eugen Seiferle. Band IV: Nervensystem. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004.
- Salomon, Franz-Viktor, Hans Geyer, and Uwe Gille, eds. Anatomie für die Tiermedizin. Enke, 2008.
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