Naldemedin
Handelsname: Rizmoic®
Englisch: Naldemedine
Definition
Naldemedin ist ein peripher wirkender µ-Opioidrezeptor-Antagonist (PAMORA), der bei opioidinduzierter Obstipation (OIC) angewendet wird.
Chemie
Naldemedin ist ein Derivat des Naltrexons. Die Summenformel ist C32H34N4O6; die molare Masse beträgt 570,6 g/mol.
Wirkmechanismus
Naldemedin blockiert die Opioid-Bindung an μ-, δ- und κ-Opioidrezeptoren. Es vermindert peripher die obstipierenden Wirkungen von Opioiden, ohne die ZNS-vermittelten analgetischen Opioideffekte aufzuheben. Die ZNS-Gängigkeit des Wirkstoffs ist vernachlässigbar. Dazu tragen mehrere pharmakologische Eigenschaften bei, u.a.:
- große Seitenkette, höheres Molekulargewicht und größere polare Oberfläche (im Vergleich zu Naltrexon)
- Affinität zum Effluxtransporter P-Glykoprotein
Pharmakokinetik
Naldemedin erreicht seine maximale Plasmakonzentration ca. 45 Minuten nach Resorption im Nüchternzustand. Die absolute Bioverfügbarkeit wird auf 20-56 % geschätzt. Die Nahrung hat keinen klinisch signifikanten Einfluss auf die Bioverfügbarkeit.
Naldemedin ist zu ca. 93 % an Plasmaproteine (v.a. Serumalbumin) gebunden. Das Verteilungsvolumen beträgt ungefähr 155 Liter.
Naldemedin wird durch CYP3A4 zu Nornaldemedin metabolisiert, wobei auch UGT1A3 beteiligt ist. Naldemedin unterliegt weiterhin einer Spaltung im Gastrointestinaltrakt, die zur Bildung von Benzamidin und Naldemedin-Carbonsäure führt. Weiterhin ist Naldemedin ein Substrat des P-Glykoproteins.
Die Ausscheidung erfolgt zu 57 % renal und zu 35 % über den Faeces. Die terminale Eliminationshalbwertszeit liegt bei 11 Stunden.
Indikation
- Opioidinduzierte Obstipation bei erwachsenen Patienten, die zuvor mit einem Abführmittel behandelt wurden. Die Kombination mit Laxantien ist möglich.
Dosierung
Die Dosierung von Naldemedin beträgt 200 µg täglich.
Nebenwirkungen
Die bekannten Nebenwirkungen von Naldemedin sind:
- Bauchschmerzen (7,8 %)
- Diarrhoe (5,9 %)
- Übelkeit (3,6 %)
- Erbrechen (1,1 %)
- Opioidentzugssyndrom
- gastrointestinale Perforation
Kontraindikationen
Naldemedin darf nicht angewendet werden bei Patienten mit:
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
- bekannter oder vermuteter gastrointestinaler Obstruktion oder Perforation (z.B. Divertikulose, Malignom des Gastrointestinaltrakts, peritoneale Metastasen, Ogilvie-Syndrom, Morbus Crohn)
- erhöhtem Risiko für eine wiederkehrende Obstruktion
- Schwangerschaft, Stillzeit
Wechselwirkungen
Die gleichzeitige Anwendung von Naldemedin mit CYP3A4-Inhibitoren (z.B. Grapefruitsaft, Itraconazol, Clarithromycin) führt zu einer erhöhten Wirkung von Naldemedin und erhöht das Risiko von Nebenwirkungen.
Die Kombination mit starken CYP3A4-Induktoren (z.B. Johanniskraut, Rifampicin, Carbamazepin, Phenytoin) führt zu einer Abnahme der Naldemedin-Wirkung.
Die gleichzeitige Anwendung von P-Glykoprotein-Inhibitoren (z.B. Ciclosporin) kann die Plasmakonzentration von Naldemedin erhöhen.
Zulassung
Quellen
- EMA Rizmoic Fachinformation, abgerufen am 04.06.2020
- Arznei-News Naldemedin, abgerufen am 04.06.2020
- Pubchem Naldemedine, abgerufen am 04.06.2020
- Drugbank Naldemedine, abgerufen am 04.06.2020
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