Nabelschnurvorfall
Synonym: Nabelschnurprolaps
Englisch: umbilical chord prolapse
Definition
Der Nabelschnurvorfall ist eine für das Kind gefährliche Geburtskomplikation, bei der sich die Nabelschnur nach dem Blasensprung vor dem vorangehenden Teil des Kindes befindet. Es handelt sich um einen geburtshilflichen Notfall, da die Gefahr einer Abklemmung und der daraus folgenden fetalen Hypoxie besteht.
Hintergrund
Nach dem Blasensprung fällt die Nabelschnur, die den Fetus mit Blut versorgt, vor den vorangehenden Teil des Kindes in die Vagina. Dadurch kann sie zwischen dem kindlichen Körper (z.B. dem Kopf) und der mütterlichen Beckenwand abgeklemmt werden.
Ist die Fruchtblase noch intakt, spricht man von einem Vorliegen der Nabelschnur.
Epidemiologie
Die Häufigkeit des Nabelschnurvorfalls beträgt etwa 0,3 % unter allen Geburten in Deutschland.
Ätiologie
Als Ursache wird eine mangelhafte Abdichtung des Geburtskanals durch das Kind angesehen. Prädisponierend sind Einstellungs-, Lage- und Haltungsanomalien, Frühgeburten, hypotrophe Kinder, ein Hydramnion und ein tiefer Sitz der Plazenta.
Bei Zwillingsschwangerschaften ist bei monoamniotischen Zwillingen der zweite Zwilling immer durch einen Nabelschnurvorfall bedroht. Bei diamniotischen Zwillingen trifft dies nur dann zu, wenn der Blasensprung erfolgt, bevor sich der zweite Zwilling in das mütterliche Becken eingestellt hat. Ein relatives Missverhältnis, das entsteht, wenn der kindliche Kopf beim Blasensprung noch hoch über dem Beckeneingang steht, begünstigt ebenfalls einen Nabelschnurvorfall.
Durch eine Amniotomie bei noch nicht eingestelltem Kind kann es zum iatrogenen Nabelschnurvorfall kommen. Am häufigsten werden Nabelschnurvorfälle bei Quer-, Schräg- oder Fußlage und Mehrlingsgeburten beobachtet.
Diagnostik
Erste Hinweise auf das Vorliegen oder den Vorfall der Nabelschnur geben neu aufgetretene variable Dezelerationen und Bradykardien in der Kardiotokographie. Die Verdachtsdiagnose wird anschließend bei der vaginalen Palpation gesichert: Die pulsierende Nabelschnur ist vor dem kindlichen Körperteil tastbar. Sollten weiterhin Zweifel bestehen, wird die Diagnose durch eine Spekulumeinstellung bei ausreichend geöffnetem Muttermund oder durch eine Amnioskopie verifiziert.
Therapie
Bei einem Nabelschnurvorfall wird notfallmässig eine sofortige Sectio caesarea durchgeführt, um eine kindliche Hypoxie zu vermeiden. Um die Nabelschnur bis zum Operationsbeginn zu entlasten, wird das mütterliche Becken hochgelagert und der vorangehende Teil des Kindes samt Nabelschnur mit einer Hand von vaginal in das Cavum uteri zurückgeschoben. Außerdem erfolgt eine notfallmäßige Tokolyse mittels Fenoterol.
um diese Funktion zu nutzen.